1076 - Der Weg der Porleyter
ihre Lippen. Ihre Glieder gehorchten ihr nicht mehr. Sie konnte den Kopf nicht drehen, doch hätte sie es getan, so hätte sie Yano und Elisa wie zu Stein mitten in der Bewegung erstarrt gesehen. Eine schreckliche Stille wie die des Todes umfing die drei.
Sie wußte hinterher nicht zu sagen, wie lange dieser Zustand angehalten hatte, der sie an den Rand des Wahnsinns brachte; wie lange sie Narktors Schiff inmitten fließender Ströme aus wabernden Energien, einem strahlenden Meer aus puren Farben wie zum Greifen nahe und doch fürchterlich verzerrt gesehen hatte.
Irgend etwas traf das Boot mit verheerender Wucht. Vor Nikkis Augen tanzten schwarze Sterne. Sie hatte das Gefühl, irgend etwas explodierte in ihrem Gehirn. Für Augenblicke - oder Minuten? - war es so, als müßte ihr Körper bersten, als rissen Unsichtbare an ihren Gliedern.
Dann waren sie aus dem Licht heraus. Wie von einer gigantischen Bogensehne abgefeuert, schoß die Space-Jet über die rotschimmernden Anlagen des Planeten dahin. Yanos, Elisas und ihre eigenen Schreie zerrissen die furchtbare Stille. In sie mischten sich die vertrauten Geräusche der Aggregate und eine überlaut aus dem Funkempfänger kommende Stimme.
Nur allmählich beruhigten sich die drei. Nikki schwitzte und sah sich um.
Es war, als wäre überhaupt nichts geschehen, als wäre die Space-Jet niemals in den Bann gleichermaßen unerklärlicher wie unüberwindbarer Kräfte geraten.
Nikki übernahm wieder die Steuerung, wendete das Schiff und sah die Pyramiden etwa zwei Kilometer entfernt. Es schien keine energetische Blase zu geben, in der Narktors Diskus gefangen war.
„Was ... war das?" stöhnte Yano.
„Ein verdammt übler Trick", schimpfte Nikki, bevor sie ein Einsehen mit Bradley von Xanthen hatte, dessen erregte Stimme ihr in den Ohren hallte.
Sie berichtete knapp und endete mit der Überlegung, daß sie es allein dem Autopiloten zu verdanken hatten, daß sie nun nicht wie Narktor und dessen Mannschaft in einem Stasisfeld gefangen waren.
„Es kann sich auch ganz anders verhalten, Bradley. Aber falls wir recht haben, legt dieses Feld auch das Willenszentrum der Menschen lahm. Narktor könnte sich also befreien, wenn er in der Lage wäre, sich zu rühren oder wie wir den Autopiloten programmiert hätte."
Für Sekunden war nichts als von Xanthens Atmen zu hören.
„Ihr kommt zurück", befahl er dann. „Wir beratschlagen an Bord der RAKAL weiter, was wir unternehmen können - falls überhaupt etwas."
„Was soll das heißen - falls überhaupt etwas?"
„Das soll heißen, daß ihr auf der Stelle hierher zurückkommt, Nikki! Und daß wir in der RAKAL schon genug Probleme haben!"
Damit schaltete von Xanthen sich aus.
Nikki, Yano und Elisa warfen sich bestürzte Blicke zu.
Mit einer Verwünschung beugte sich Nikki Frickel über die Kontrollen.
Noch bevor sie auf Kurs gehen konnte, geschahen zwei Dinge gleichzeitig.
„Dort unten!" rief Elisa Merckes. „Da gibt jemand Leuchtzeichen!"
Nikki hörte sie kaum, denn über der Space-Jet stand ein zweiter Diskus inmitten einer Aura aus langsam verblassendem, weißblauem Licht.
5.
Der neue Tag war zwei Stunden alt, als sich mit Nikki Frickel, Narktor, deren Mannschaften sowie Joan Lugarte und deren drei Begleitern sämtliche Mitglieder der Landungs- und Erkundungskommandos wieder an Bord der RAKAL WOOLVER befanden. So richtig wußte noch niemand in der Zentrale des Flaggschiffs, was sie dort draußen wirklich erlebt hatten. Nikki Frickel wurde zum Bericht erwartet, sobald sie sich umgezogen und frisch gemacht hatte.
Auch ohne sie gab es Sorgen genug. Wie es aussah, unterließen die Porleyter nun wirklich nichts mehr, das den Terranern klarmachen konnte, welche Folgen es für sie haben sollte, gegen ihren Widerstand in ihr Versteck eingedrungen zu sein.
Die RAKAL WOOLVER befand sich nach wie vor im Alarmzustand. Wie ein Berg stand sie im Talkessel und überragte die Anlagen der blauen Zone. Um sie herum herrschte Stille. Nichts rührte sich - und doch war sich jeder der Verantwortlichen an Bord darüber im klaren, wie sehr dies täuschte.
Niemand glaubte mehr an die Selbstmordtheorie. Die Porleyter waren da, unsichtbar, aber auf erschreckende Weise präsent.
Über ihren Anlagen standen die unsichtbaren Barrieren. Rhodan war überzeugt davon, daß kein Beiboot das Schiff mehr verlassen konnte, ohne nach wenigen Kilometern ein Opfer dessen zu werden, was die Porleyter in ihren subplanetarischen Schaltstationen
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