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108 - Der schwarze Würger

108 - Der schwarze Würger

Titel: 108 - Der schwarze Würger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Geräte beugte.
    „Ah, Joan", sagte er zerstreut, als sie neben ihn trat. „Ist es nicht zum Verzweifeln? Immer hoffen wir, daß wir in der folgenden Nacht mehr Glück haben, und immer erleben wir eine neue Enttäuschung."
    „Sind Sie noch nicht weitergekommen, Professor?" fragte Joan teilnahmsvoll.
    „Weitergekommen?" fragte des Astronom. „Wir haben überhaupt noch nichts über die Leuchterscheinung herausbekommen. Wir können sie sehen, sie spendet ein unheimliches grünes Licht. Aber wir können sie nicht analysieren. Sie strahlt auf keiner Wellenlänge - und auch nicht thermisch. Wir können das Ding nicht einmal durch die Teleskope vergrößert betrachten - als wäre es unendlich weit entfernt, so wie der nächste Fixstern. Und doch scheint es zum Greifen nahe. An eine Spektralanalyse ist überhaupt nicht zu denken. Wir können es nicht einmal fotografieren. Wissenschaftlich gesehen, existiert diese Leuchterscheinung gar, nicht. Und doch können wir sie sehen.“
    Joan verrichtete ihre Arbeit unkonzentriert. Sie wurde von dem seltsamen Singsang abgelenkt, den der Wind vom Süden zu ihnen herüberwehte. Dort hatte sich eine Sekte unter der Führung eines indischen Guru niedergelassen. Er nannte sich Guru Furjeet Gupta und hatte etwa dreißig junge Leute aus allen Teilen Europas um sich geschart. Der Guru war mit ihnen hierher gepilgert, um unter dem Fanal den Weltuntergang zu erwarten.
    Joan bekam bei diesem Gedanken unwillkürlich eine Gänsehaut, obwohl die Nacht ziemlich schwül war. Hatte der Guru vielleicht recht? Unsinn! dachte Joan und schalt sich eine Närrin. Aber andererseits hatte die Wissenschaft bei diesem Phänomen versagt. Vielleicht waren doch höhere Mächte mit im Spiel?
    „Ich brauche Sie nicht mehr", sagte Professor Portland unwirsch. „Wo sind Sie heute nur mit Ihren Gedanken, Joan'?"
    Sie hob die Schultern und blickte zum Himmel empor. Was für ein unheimliches Licht! Es flößte ihr Furcht ein. Sie hatte immer geglaubt, einen rational und logisch arbeitenden Verstand zu haben. Doch auf einmal… Kaum daß sie zum erstenmal mit etwas Unerklärlichem konfrontiert wurde, funktionierte ihre Logik nicht mehr. Sie gestand es sich selbst ein: sie hatte Angst.
    Sie schlenderte aus dem Lager, in die Richtung, aus der der liturgisch anmutende Singsang kam.
    Von einer Erhöhung aus sah sie auf den Ritualplatz des' Sekte hinab. Guru Gupta und seine dreißig Anhänger hatten sich an der einzigen Quelle im weiten Umkreis niedergelassen. Das brachte Komplikationen mit sich. Joan sah, daß sämtliche Sektenmitglieder sich ihrer Kleidung entledigt hatten und nun um die Quelle scharten, um die rituelle Reinigung vorzunehmen. Dabei sangen sie ihre Gebete. Joan wußte, daß die Waschung den Sinn hatte, sich vor dem Weltuntergang von allen Sünden zu reinigen.
    Es entstand ein Tumult, als aus dem Lager des Astronomen vier Männer mit Wasserbehältern auftauchten. Joan erkannte Henry Mortimer, Professor Portlands Stellvertreter, und drei Araber.
    Die Sektenmitglieder versuchten, die vier Männer von der Quelle abzudrängen. Sie wollten in ihrem Ritual nicht gestört werden. Henry versuchte ihnen zu erklären, daß sie das Wasser dringend benötigten.
    Joan erfuhr nicht mehr, wie der Handel ausging. Denn in diesem Moment erblickte sie aus den Augenwinkeln einen Schatten. Sie drehte sich um - und gab einen spitzen Schrei von sich.
    Joan glaubte zu träumen. Sie wollte ihren Augen nicht trauen. Keine zwanzig Schritte entfernt war ein schwarzgekleideter Riese an ihr vorbeigegangen. Er trug eine Maske aus schwarzem Metall, auf die eine rote Fratze gemalt war. Das war seltsam, denn das Himmelsfanal verfärbte sonst alle Gegenstände grün. Nur die Maske des schwarzen Riesen leuchtete rot.
    Joan folgte der Erscheinung. Erstens wollte sie sich davon überzeugen, daß sie keiner Sinnestäuschung zum Opfer gefallen war; andererseits - falls sie sich nicht geirrt hatte - wollte sie weitere Einzelheiten in Erfahrung bringen.
    Sie kletterte über das felsige Gelände, erreichte einen Durchlaß in dem zerklüfteten Gestein - und da war er wieder.
    „Ich werde noch verrückt", sagte sie vor sich hin und wischte sich über die Augen.
    Aber die Erscheinung blieb.
    Jetzt konnte sie den Hünen genauer betrachten. Er zeigte ihr sein Profil, während er fast lässig und hochaufgerichtet in eine Senke hinabstieg. Der Mann verursachte überhaupt kein Geräusch. Er trug einen schwarzen Umhang, der im Wind leicht flatterte, so

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