1081 - Die Mutprobe
hatte dafür gesorgt?
Letztendlich glaubte ich an die Macht des geweihten Silbers. Er hatte ihr nicht mehr länger widerstehen können, denn diese Kraft aus den Kugeln war einfach zu mächtig gewesen.
Er brannte aus.
Es gab Rauch, der widerlich roch. Auf dem Grab breitete sich der Qualm aus und wurde zu einer Säule, die die gesamte Gestalt des Hexenjägers umspielte.
Er bewegte sich noch immer, aber die »Tanzerei« war viel langsamer geworden. Schwerfällig, denn die Kraft wurde ihm aus dem Körper gesaugt. Vor unseren Augen verglühte und verbrannte er zu Asche, so zumindest dachten wir, weil wir es auch gewohnt waren.
Wir irrten uns wieder.
Etwas anderes trat ein, und da mußte der Teufel seine Hand im Spiel haben. Das Grab, das ihn einmal gehalten und wieder ausgestoßen hatte, holte ihn nun zurück. Plötzlich entstand auf der normalen Fläche ein Sog. Es brauste von unten heran, aber er war bis an die Oberfläche gedrungen, hatte dort ein Loch geschaffen, unter dem sich ein Trichter gebildet hatte.
Er war der Weg in die Hölle oder zurück ins Grab. Die brennende Gestalt des Hexenjägers geriet in einen Drehwirbel hinein und wurde zugleich in die Tiefe gezerrt.
Nichts war da, das ihn stoppen konnte. Seine Bewegung mutete hilflos an, als er noch einmal die Arme in die Höhe streckte, wie jemand, der nach etwas greifen will.
Er faßte ins Leere.
Und die Erde auf dem Grab öffnete sich weiter. Sie zerrte ihn brutal in eine düstere Tiefe hinein, als sollte er durch das Tor in die Hölle gestoßen werden, um dort endgültig zu verbrennen.
Das Loch schloß sich wieder. Es war nichts mehr zu sehen. Nur letzte, dünne Rauchfäden drangen noch aus der Erde. Als ich sie sah, mußte ich lächeln, denn diese Fäden erinnerten mich an Zigarrenrauch, der zitternd in die Luft glitt.
Aber Leichen rauchen nicht mehr…
***
Wir waren nicht fassungslos, aber uns fehlte schon das genaue Verständnis. Der Teufel hatte seinen Diener geschickt und ihn dann wieder zu sich geholt. So konnten wir das Ende des Hexenjägers interpretieren, der nie mehr zurückkommen würde.
Milena Kovac trat vor. Sie spie auf das Grab. Dann nickte sie uns zu, um danach wieder zurück zu ihrem Schützling, der jungen, blonden Frau, zu gehen.
Mike Warner lag noch immer im Reich der Träume. Er hatte mehr Glück gehabt als sein Freund, dessen Leiche im Torbogen pendelte. Mir fiel die Aufgabe zu, ihm die Schlinge vom Hals zu lösen und dafür zu sorgen, daß er anständig begraben wurde.
Mutproben können etwas bringen. Aber nicht, wenn man sie mit dem Leben bezahlt wie Ruben Moreno…
ENDE
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