1081 - Die Unbesiegbaren
die sich von Hügel zu Hügel wand.
„Die Große Mauer", erklärte Atlan. „Wanli Tschang Tscheng. Ihre Länge beträgt zirka zweitausendvierhundertfünfzig Kilometer. Angefangen wurde sie etwa zweihundertzwanzig vor der ersten terranischen Zeitrechnung unter Kaiser Ts'in Schihuangti, aber bis ins fünfzehnte Jahrhundert der ersten Zeitrechnung wurde noch an ihr gebaut. Das hier ist allerdings relativ primitiv. Zia, schalte doch mal um auf das Gebiet nördlich von Peking!"
Die Solanerin gehorchte, und wenig später war ein anderer Teil der Großen Mauer zu sehen - und eine andere Mauer. Diese hier bestand nicht aus gestampftem Löß, sondern war aus Steinen errichtet und mit zweistöckigen Wachttürmen versehen.
„Ist das eine Art Kunstwerk?" fragte Tanwalzen.
Atlan lachte trocken.
„Kunstwerk! Nun ja, es war schon eine Kunst, diese Mauer mit bloßen Händen zu schaffen, aber sie diente nicht der Erbauung, sondern der Abwehr von Nomadeneinfällen."
„Von Nomadeneinfällen?" fragte Nida Pechey erschrocken. „Gibt es die heute noch?"
„Ja, beispielsweise jetzt!" rief Gucky erheitert. „Soeben fallen die Nomaden der SOL auf der Erde ein. Das ist aber auch die einzige Art von Überfällen, die auf dem blauen Planeten stattfindet."
Atlan und Rhodan lachten, dann brachen sie gleichzeitig ab und sahen sich an.
„Die Porleyter!" flüsterte Rhodan. „Wir haben ganz die Porleyter vergessen, obwohl sie wahrscheinlich die gefährlichsten Wesen sind, die je auf der Erde einfielen."
Zia Brandström schaltete wieder auf normale Bildwiedergabe. Die SNOWQUEEN befand sich inzwischen schon in der Erdatmosphäre. Unter ihr lag, eingebettet in einige unter Naturschutz stehende Steppengebiete der Mongolei, ein zweiter Garten Eden, die ehemalige Wüste Gobi, in deren Plantagen, Parks und Wäldern mit ihren zahllosen kleinen Seen die Megalopolis Terrania auf den ersten Blick wie eine gigantische Narbe wirkte.
Auf den zweiten Blick - und aus geringerer Höhe - war jedoch zu erkennen, daß diese „Narbe" aus Hochhäusern, Ringbauten, Gleiterbahnen und anderen Werken einer hochentwickelten Zivilisation harmonisch von zahlreichen Parks, Bächen und Seen aufgelockert war. Ein breiter, mit glasklarem Wasser gefüllter Kanal schlängelte sich sogar durch die gesamte Peripherie von Terrania City, an einer Stelle überspannt von einem gigantischen Torbogen, der das Licht der Sonne in allen Farben des Spektrums reflektierte.
Dann engte sich das Blickfeld noch mehr ein, bis auf dem Schirm nur noch das - allerdings ebenfalls gigantische - Areal des Raumhafens Terrania zu sehen war, durch einen sichelförmigen Wall von der Hauptstadt der Menschheit getrennt.
In diesem Augenblick sprach der Interkom vor Tanwalzen an, der am Hauptschaltpult saß.
„Anruf für dich, Perry!" rief der Solaner kurz darauf. „Es ist jemand namens Bradley von Xanthen, und er scheint sehr erregt zu sein."
Perry stand bereits hinter Tanwalzen und sah auf dem Bildschirm das Gesicht des Marsianers.
Von Xanthen erblickte ihn im gleichen Augenblick, da Perry sich in der Bilderfassung befand.
„Ihr müßt abdrehen und durchstarten, Perry!" rief Bradley aufgeregt. „Die Porleyter wollen dich festnehmen!"
„Was ist geschehen?" fragte Perry ahnungsvoll.
„Die Dargheten sind verschwunden!" stieß Bradley hastig hervor. „Die Porleyter machen dich dafür verantwortlich. Sie sind sehr verärgert. Ich muß jetzt aufhören.
Verschwinde, Perry!"
Der Bildschirm erlosch.
„Soll ich auf MANUELL schalten und durchstarten?" fragte Tanwalzen. „Noch wäre es möglich."
Perry schüttelte den Kopf.
„Nein, wir landen", entschied er. „Es hätte keinen Sinn, davonzulaufen. Ich werde in Terrania gebraucht und nicht auf irgendeinem Asteroiden, auf dem ich mich nach einer Flucht verbergen müßte."
„Die Dargheten ...", sagte Atlan. „Das sind die Materie-Suggestoren, die die Porleyter befreit haben?"
„Ja, das sind sie", antwortete Perry nachdenklich. „Sagus-Rhet und Kerma-Jo.
Eigentlich bin ich froh darüber, daß sie aus der RAKAL WOOLVER verschwunden sind.
Die Porleyter hätten irgendwann auf die Idee kommen können, sie zu mißbrauchen."
„Materie-Suggestoren!" wiederholte Gesil, und abermals lohten schwarze Flammen in Perrys Bewußtsein. „Lebewesen, die die Fähigkeit besitzen, den Urkräften des Atoms ein ganz bestimmtes Verhalten aufzuprägen, eine Manipulierung, die sich im Makrokosmos dann in grundlegenden Veränderungen von Erscheinung
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