1081 - Die Unbesiegbaren
groß und ging immer gebeugt, obwohl seine Wirbelsäule nicht verkrüppelt war. Dafür war sein Schädel um so größer - mit dem stark ausgewölbten Hinterkopf fast um zwanzig Prozent als der eines durchschnittlichen Solaners.
Foolys Mutter war Laly McCullen gewesen, eine Trinkerin, die kurz nach seiner Geburt gestorben war. Vorher hatte sie noch den Wunsch geäußert, daß er Trevor genannt werden sollte. Offiziell hieß er auch so, aber jedermann an Bord nannte ihn Fooly (Dummkopf), weil er einfach nicht in der Lage war, logisch zu denken. Er konnte weder lesen noch schreiben, trieb sich meist hier und da in der SOL herum, erzählte unzusammenhängende Geschichten, in denen er selbst als „Kitsaiman, der Herr der Tiger" auftrat und bettelte Süßigkeiten zusammen.
Manchmal jedoch wurde er voll akzeptiert. Das war bei Veranstaltungen oder sonstigen Zusammenkünften, wenn man jemanden brauchte, der durch seine Rechenkunststücke verblüffte. Denn Fooly war ein Rechengenie. Er löste alle Aufgaben, die man ihm vorsagte, mit der gleichen Geschwindigkeit wie SENECA im Kopf.
Das betraf aber nicht nur die vier Grundrechnungsarten, sondern genauso Wurzelund Potenzrechnung, Gleichungen mit mehreren Unbekannten, das logarithmische Rechnen, das Interpolieren sowie Aufgaben, die normale Mathematiker nur mit Hilfe einer Positronik zu lösen vermochten.
Fooly war also durchaus beliebt, auch wenn er manchmal gehänselt wurde.
„Was hast du dir dabei gedacht, die SOL zu verlassen?" fragte Atlan in väterlichem Tonfall, während er sich zu der Anordnung beglückwünschte, rund siebenhundert Solaner beiderlei Geschlechts nach Terrania-City zu schicken, um sich offiziell zu zerstreuen und um inoffiziell zu spionieren. Sonst hätte der Idiot vielleicht alles verpatzt.
Der Idiot verzog sein braunes faltiges Gesicht zu einem Grinsen. Die gelblichgrauen Augen wirkten dabei wie immer glanzlos und wie erloschen.
„Fooly Kitsaiman, Herr der Tiger", plapperte er hell und kindlich. „Haben Konfekt für Fooly?"
„Hier!" sagte Nida Pechey und reichte ihm eine halbvolle Schachtel Pralinen.
Fooly grabschte danach, stopfte sie unter das Blouson seiner viel zu großen Zivilkleidung und leckte sich die Lippen.
„Du Prinzessin!" sagte er zu Nida. „Fooly dich zu seiner Königin machen."
„Wo hat er das schon wieder aufgeschnappt?" stöhnte Skiryon.
„Schnapp, schnapp, Schere!" plapperte Fooly. „Schönes Spiel."
„Warum hast du die SOL verlassen?" fragte der Arkonide mit wachsender Ungeduld.
„Du hattest keine Erlaubnis dazu, Fooly."
„Fooly nicht brauchen Erlaubnis", erwiderte der Idiot und wandte sein Gesicht erstmals dem Arkoniden zu. „Fooly unbesiegbar. Kämpfen gegen ... gegen..." Seine Stimme wurde weinerlich. „Fooly hat vergessen."
„Was quälst du ihn noch?" sagte Maer Argard vorwurfsvoll. „Du siehst doch, daß das für ihn zuviel ist."
Atlan seufzte.
„Paß mal auf, Fooly! Ich werde dich jetzt in deine Kabine bringen und dafür sorgen, daß du viele Süßigkeiten bekommst, so viele, daß du deine Kabine gar nicht mehr verlassen mußt."
Er wandte sich an die anderen Anwesenden.
„Wir sind vorerst sowieso fertig."
„Süßigkeiten?" plapperte Fooly. „Dann Fooly dir beibringen Superinterpolation. Wir dann besiegen können Porleyter: Fooly, Herr der Tiger und Atlan, der Zweidenker."
„Porleyter?" fragte Tanwalzen verblüfft. „Kannst du denn begreifen, wer die Porleyter sind, Fooly?"
„Feindliche Ritter", sagte der Idiot. „Wollen besiegen Herrn der Tiger. Sind dumm."
„Und wieso nanntest du mich Zweidenker?" fragte Atlan, während es ihm kalt den Rücken hinablief, denn er ahnte plötzlich, daß etwas in ihm schlummerte, das ihm gefährlich werden konnte, wenn es erwachte.
Fooly kicherte.
„Hören denken, Atlan. Wenn Kampf, dann laut sprechen."
Atlans Blick begegnete dem Gesils - und er stellte fest, daß sie ihn sehr nachdenklich musterte.
„Fooly redet doch wirres Zeug", sagte Swan. „Was hältst du dich damit auf, Atlan?"
Ja, was zerbreche ich mir den Kopf über bedeutungsloses Gerede! dachte der Arkonide.
„Vorwärts, Fooly!"
Vor dem Schott drehte er sich noch einmal um und blickte Gesil an.
„Denke immer daran: Perry Rhodan ist unser gefährlichster Feind!"
Als das Schott sich hinter ihm und Fooly schloß, glaubte er immer noch das spöttische Lachen Gesils zu hören. Seine Augen strahlten eine so mörderische Wut aus, daß der Idiot kreischend flüchtete, nachdem er in
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