1082 - Wer im Höllenfeuer schmort
beendet. Wir standen auf, und auch Kelton erhob sich hinter seinem Schreibtisch.
Mit einem etwas verzerrt wirkenden Lächeln kam er auf uns zu, um uns die Hand zu reichen. Wir sahen kleine Schweißperlen auf seiner Stirn. Die Flucht schien ihn schwer zu beunruhigen. »Bitte, meine Herren, tun Sie Ihr Bestes. Wir alle können uns nur viel Glück wünschen. Meiner Ansicht nach hat dieser Wild Dean Barton nichts von seiner Gefährlichkeit verloren. Neue Tote soll es nicht geben.«
Daß es schon den ersten gegeben hatte, behielten wir für uns. Es war wieder der trockene Quinlain, der uns zum Ausgang brachte. Beide waren wir froh, als wir die bedrückende Atmosphäre hinter uns ließen. Auf dem Weg zum Rover schaute Suko noch einmal zurück. »Mal ehrlich, John, möchtest du hier arbeiten?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Da gehe ich lieber die Straße teeren.«
Wir stiegen ein. Ich setzte mich hinter das Lenkrad und wollte starten, als sich mein Handy meldete.
Wir schauten uns an.
»Bill?« fragte Suko.
»Bestimmt.«
Ich meldete mich und erschrak, denn es war nicht Bill Conolly, sondern seine Frau Sheila…
***
»John! Endlich!«
Der Klang ihrer Stimme rüttelte mich auf, denn Sheila hatte leicht schrill gesprochen, wie jemand, der unter gewaltigem Druck steht. Da mußte etwas passiert sein.
Sie sprach schnell weiter. »Ich habe dich nicht erreichen können. Was ist los gewesen?«
»Es lag am Handy, Sheila.«
»Wo seid ihr denn jetzt?«
»In der Nähe des Zuchthauses von Luton.«
»Ja, das dachte ich mir.«
Sie klang noch immer aufgeregt, und ich wollte endlich den Grund dafür erfahren.
Die Frage hatte ich kaum gestellt, da platzte es aus ihr heraus. Sie sprach so laut, daß Suko mithören konnte, als ich das Handy etwas von meinem Ohr entfernt hielt.
Sheila sprach ohne Punkt und Komma, aber Details konnte sie uns nicht mitteilen. Sie wußte nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, ob Bill nun in seinem eigenen Porsche entführt worden war oder nicht. Aber sie ging davon aus. Zudem war es ihr nicht gelungen, ihn über sein Handy zu erreichen.
Ich beruhigte sie, um möglichst klare Antworten zu erhalten. »Du hast den Entführer also nicht gesehen?«
»Nein, nicht genau, das sagte ich. Aber alles wies eben darauf hin. Zudem war Bill ziemlich unruhig. Er ist sogar in den frühen Morgenstunden aufgestanden und hat sich im Haus umgesehen. Selbst draußen in den Garten hat er geschaut. Er muß etwas geahnt haben. Ich befürchte, daß die Ahnung wahr geworden ist.«
»Wenn es wirklich stimmt«, sagte ich, »dann könnte Bill von Barton entführt worden sein.«
»Ja, ja…«
»Ich denke auch, daß er uns nachfahren wollte - oder?«
»Klar. Er hat sich allein gelassen gefühlt. Er war enttäuscht von dir. Mir war es auf der anderen Seite sehr recht. Aber du kennst ihn. Wenn sich Bill etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kommt er davon nicht los. Da muß man schon Gewalt einsetzen.«
»Vielleicht ist er sogar in unserer Nähe.«
Sheila schnappte nach Luft. »Du meinst… du… bist der Meinung, daß er zusammen mit seinem Entführer nach Luton gefahren ist?«
»Ja, denn hier hat Barton gelebt. Hier kennt er sich aus. Das ist seine Killerwelt.«
»Sag nicht so was.«
»Sheila, wir werden ihn suchen und auch finden, denn wir sind nur einige Kilometer entfernt. Bitte, ruf nicht mehr an, sondern warte, bis wir uns mit dir in Verbindung setzen, okay?«
»Himmel, du stellst meine Nerven auf eine verdammt harte Probe, das will ich dir sagen.«
»Das weiß ich, Sheila, aber es ist wirklich besser, denn ein Anruf zur falschen Zeit könnte ungelegen kommen.«
»Gut«, flüsterte sie. »Ich warte. Ich vertraue auf euch. Bill ist manchmal zu ungestüm…« Ihre Stimme hatte wieder erstickt geklungen. Wenn Sheila sich fürchtete, dann lag es vor allem daran, daß sie Angst um ihre Familie hatte. Wenn es um sie persönlich ging, dann konnte sie über sich hinauswachsen. Das hatte sie schon oft genug unter Beweis gestellt.
Ich sah Sukos nicht eben fröhlichen Blick auf mich gerichtet. »Alles, was recht ist, John, es sieht für unseren Freund nicht eben gut aus, wenn Sheila sich nicht geirrt hat.«
»Das glaube ich nicht. Erst Blaine, dann Bill. Er muß die beiden schon beobachtet haben. Wild Dean Barton ist nicht nur ein Killer, sondern auch ein Fuchs. Der hat Zeit genug gehabt, seinen Plan zuvor genau auszuklügeln, und Bill ist ihm da praktisch wie eine reife Frucht in den Schoß gefallen.«
»Bleibt es
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