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1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zerrissene Kleidung war das harmloseste. Zumeist hatten die Ratten durchgebissen und tiefere Wunden hinterlassen.
    Um das Verlies zu erreichen, mußte sie über das Gelände gehen. Überall bauten sich die Hindernisse auf. Sie kletterte über verschieden große Steine hinweg, sah das Unkraut mit seinen langen Armen, die vom leichten Wind bewegt wurden, und fand einen schmalen Pfad, über den sie ging, um das Ziel direkt zu erreichen.
    Es lag in der noch stehenden Halle. Auch ihre Mauern wiesen Lücken auf. Wo früher einmal die Fenster gewesen waren, gähnten jetzt Löcher. Der gesamte Bau kam ihr vor wie ein überdimensionaler Laib Brot, in den riesige Ungeheuer Löcher gefressen hatten.
    Teresa betrat das Innere der alten Fabrik und befand sich auch in einer anderen Welt. Hier war es düsterer. Es roch auch anders. Die Mauern schienen den Gestank der Müllkippe aufgesaugt zu haben, ohne ihn abzugeben. Er hatte sich hier gesammelt. Bei jedem Atemzug glaubte Teresa, ihn auf der Zunge zu schmecken.
    Die Frau kannte sich aus. Sie bewegte sich nach rechts, schritt auch hier über Schutt hinweg, denn einige Menschen hatten sich das alte Gebäude als Müllkippe ausgesucht und waren nicht weiter zur echten gefahren. Unrat der Zivilisation und ideal für Ratten. Ihre Freunde fanden hier den richtigen Nährboden.
    Teresa trug halbhohe Stiefel, die mit Fell gefüttert waren. Inmitten des Unrats blieb sie stehen und schaute sich gemächlich um. Sie hielt nach ihren vierbeinigen Freunden Ausschau, ohne jedoch auch nur eine Ratte entdecken zu können.
    Es bereitete ihr keine Sorge, denn Teresa wußte, daß sie noch da waren. Sie stemmte die Hände als Fäuste gegen die Hüften und stieß einen schrillen Pfiff aus.
    Das war kein normales Pfeifen wie es schon Kinder kennen und lernen. Dieses Geräusch hörte sich anders an. Es war schrill, es war hoch und auch fiepend.
    Das Gesicht der Frau hatte sich ebenfalls verändert. Ihre Wangen waren noch dünner geworden. Sie hatte die Wangen beim Pfeifen nicht aufgeblasen, sondern nach innen gezogen, so daß Kuhlen hatten entstehen können. Der Pfiff schrillte durch die alte Fabrik. Er war recht laut und erreichte jede Ecke.
    Er war zugleich auch eine Botschaft, die gehört wurde.
    In den Ecken raschelte es. Da erschienen die Tiere wie gerufen oder wie auf Befehl.
    Plötzlich kamen sie an. Sie wieselten hervor. Sie trippelten und kratzten über den Boden. Ihre Körper hoben sich kaum vom Untergrund ab. Sie waren grau, manchmal auch braun, auf jeden Fall schmutzig und pelzig.
    Alle hatten den Pfiff ihrer Herrin gehört. Die Leere in der alten Halle war verschwunden. Überall bewegten sich die Ratten. Sie waren aus ihren Verstecken hervorgekrochen. Sie wieselten über den Boden hinweg. Sie kratzten, sie sprangen, sie zerrten, sie wollten schnell ihre Herrn erreichen. Sie schoben sich übereinander, sie stießen sich zur Seite. Dabei hielten sie ihre Mäuler offen, so daß die schrillen Rufe hervordringen konnten.
    Die Ratten wieselten um die Füße der Frau herum. Ein dichter pelziger Schwarm. Ein Teppich, der sich zuckend bewegte und stets seine Form wechselte. Nahe der Frau glich er einer nach oben hin steigenden Welle, aber es gab keine Ratte, die an Teresa hochkletterte. Die meisten blieben am Boden, und nur wenige kratzten an ihren Stiefeln.
    Sie genoß es, von den Tieren eingekeilt zu sein. Wenn es in ihrem Leben überhaupt Freunde gab, auf die sie sich verlassen konnte, dann waren es die Ratten.
    Teresa Gentry bückte sich. Sie streckte dabei ihre Hände aus. Die Finger erreichten die Körper der Ratten. Sie streichelte über das Fell auf den Rücken und auch auf den Bäuchen hinweg, sprach dabei auf die Tiere ein wie andere auf ihren Hund und hatte die Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen.
    Es war für sie alles so wunderbar. Sie genoß die Minuten. Ein Mensch wurde von Freunden begrüßt, auf die er sich verlassen konnte. Für Teresa war alles wie ein besonderer Zauber, der sie überfallen hatte. Sie wollte ihm auch nicht entgehen und genoß ihn so lange wie möglich. Dann richtete sie sich wieder auf, drückte den Rücken durch und streckte sich.
    Sie war zufrieden, denn bisher hatte sie alles so vorgefunden wie es auch sein mußte. Jetzt kam es darauf an, wie Mick Spiro die Nacht überstanden hatte.
    Als sie an ihn dachte, mußte sie lächeln und schüttelte auch den Kopf. Die Kerle waren verrückt, oft genug ohne Verstand. Man konnte sie im Prinzip nur bedauern, aber sie

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