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1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beide mehr oder minder geschockt.
    »O Gott!« keuchte Jane, »nur das nicht…«
    ***
    Es war ein schauriges Bild. Ein Standfoto wie aus dem Horror-Film. Mensch und Ratten in trauter Zweisamkeit, wobei beide zusammen eine Pyramide bildeten.
    Teresa Gentry saß auf dem Boden. Ob sie die Beine ausgestreckt oder angewinkelt hatte, war nicht zu sehen, denn ihr gesamter Körper war von Ratten bedeckt. Sie bildeten eine dicke Schicht. Sie hatte auch ihren Kopf bedeckt, auf dem eine Haube aus zuckenden Rattenkörpern wuchs. Die Arme der Frau waren ebenfalls nicht zu sehen, überhaupt war sie unter dem Gewimmel verschwunden.
    Lange Schwänze peitschten hin und her, als wollten sich die Ratten noch einmal besonders bemerkbar machen.
    Wir waren beide ratlos, und Jane fragte mich: »Was machen wir denn jetzt? Ich weiß es nicht. Sie ist uns entglitten. Wir werden kein vernünftiges Wort mit ihr reden können.«
    »Das befürchte ich auch.«
    »Rechnest du damit, daß sie uns die Ratten schickt?«
    »Nicht mehr, Jane. Jetzt geht es nur um sie.« Ich blieb nicht länger stehen und bewegte mich auf Teresa zu.
    Zwar hingen die Ratten dicht an ihrem Körper, aber es gab trotzdem eine Lücke. Sie hatte mich gesehen und sprach mich auch an. Unter der pelzigen und feuchten Schicht drang ihre Stimme hervor. »Es hat keinen Sinn, wenn du etwas versuchst, John. Ich bleibe bei ihnen. Bei meinen Freunden. Ich lasse mich von dir nicht wegschleppen und einsperren. Ich bin den Menschen weit voraus, denn ich beherrsche die Sprache der Ratten. Sie sind meine einzigen Freunde und nicht mehr die Menschen. Deshalb geht und laßt mich allein mit ihnen.«
    »Nein, wir…«
    »Haut ab!« brüllte sie. »Ich will nicht mehr!«
    Was sie wollte, zeigte sie uns wenig später. Durch die Lücken zwischen den Tieren gellte uns ihr schriller Pfiff entgegen. Für die Tiere war es ein Signal, sogar eines zum Angriff.
    Doch nicht gegen uns.
    Es galt Teresa.
    Was in den folgenden Sekunden geschah, konnten wir nicht verhindern. Ich wußte auch nicht, ob ich es wollte, denn Teresa hatte ihren Freunden den Befehl zum Angriff gegeben. Das Schicksal, das sie mir zugedacht hatte, erfüllte sich bei ihr.
    Die Ratten bissen zu.
    Und sie bissen sich nicht nur fest. Sie bissen durch. Überall am Körper, im Gesicht. Es gab keine Stelle, die sie ausließen. Sie sorgten dafür, daß ihr Hunger gestillt wurde. Sie wären gefräßig, und sie kamen dem Befehl voll und ganz nach.
    Jane Collins konnte dieses zuckende große Bündel nicht mehr ansehen. Ich blieb noch etwas länger stehen. Die Ratten hingen noch immer an Teresa, aber für mich sah es aus, als würden sie sich auch gegenseitig zerreißen und beißen.
    Blut quoll wie ein zäher und roter Strom zwischen den Lücken hervor. Die »Pyramide« war halb zusammengebrochen. Ich hörte die Schreie der Frau und hielt es nicht mehr aus.
    Mit einem wahren Panthersatz hatte ich das Zentrum erreicht. Ich war bereit, mit meinen bloßen Händen in die zuckenden Tiere hineinzupacken und sie wegzuschleudern.
    Es blieb beim Vorsatz, denn die Ratten sprangen mich an. Sie hatten mich als den neuen Feind gesehen, denn Teresa war sowieso zu einem Opfer geworden.
    Wie weggeschleudert lösten sich einige Ratten aus dem Pulk. Sie wuchteten in meine Richtung. Sie stießen dabei schrille Schreie aus. Ich sah sie dicht vor mir auftauchen und erkannte sogar ihre roten, von Blut beschmierten Schnauzen.
    Beide Arme riß ich hoch und duckte mich. Ich drehte mich auch zur Seite. Die Tiere, die mich erwischten, rutschten am glatten Leder meiner Jacke ab.
    »John, los weg da!« Janes Stimme schrillte mir entgegen. Als mein Blick sie traf, sah ich sie in einer Rückwärtsbewegung. »Teresa hat es nicht anders gewollt. Du kannst ihr nicht helfen, John. Bitte, das ist…«
    Sie hatte recht. Bevor mich noch andere Ratten angreifen konnten, flüchtete ich. Im Laufen schaute ich dabei zurück, und ich sah, daß es keine Pyramide mehr gab.
    Sie war zusammengebrochen. Ich hörte auch keine Schreie mehr. Teresa Gentry lag jetzt flach auf dem Boden. Nur die Ratten wieselten über ihren. Körper und kämpften um jeden Bissen.
    Furchtbar…
    Neben mir tauchte Janes verzerrtes Gesicht auf, als wir ins Freie liefen. Sie atmete heftig und hielt sich an mir fest.
    Einige Meter weiter blieben wir stehen und holten erst einmal Luft. Jane Collins sah mir an, in welchem Zustand ich mich befand. »Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Teresa hat es nicht anders gewollt, und

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