1087 - Wolke im All
fort: „Dieser verdammte Staub scheint es auf uns abgesehen zu haben. Ein paar meiner Leute sind mit dem Zeug in unmittelbaren Kontakt gekommen. Die Partikel setzen sich auf der Haut fest und lassen sich nicht mehr herunterbringen. Im Gegenteil: Die Betroffenen wirken auf die übrigen Partikel wie starke Magneten, sie ziehen sie förmlich an."
„Schick sie in die Krankenabteilung. Vielleicht finden die Mediziner ein Mittel gegen den Staub."
„Sie wollen nicht gehen", sagte Sarko kläglich.
Javier sah ihn überrascht an.
„Der Staub scheint die Leute irgendwie zu verändern", erklärte der Hangarmeister.
„Sie hören auf nichts und niemanden mehr. Sie legen die Arbeit nieder und ziehen sich in irgendwelche Winkel zurück. Sie sind einfach nicht mehr ansprechbar."
„Ist das von Anfang an so?"
„Ich weiß es nicht. Die, mit denen ich es zu tun hatte, waren bereits völlig von dem Staub umschlossen. Kommandant, es ist unheimlich. Dieses Zeug leuchtet, als würde es alle Energie aus den Körpern der Befallenen saugen!"
„Laß diese Leute in die Krankenabteilung schaffen", befahl Javier. „Wenn es nicht anders geht, müßt ihr Gewalt anwenden. Sie gehören in ärztliche Obhut, ob sie das nun einsehen oder nicht!"
„Ja, ich werde es versuchen."
„Gut. Zieh die anderen, die noch nicht befallen sind, sofort ab."
„Aber wir müssen diesen Staub doch beseitigen!"
„Und am Ende Leben dafür opfern? Nein, Mehldau, das kommt nicht in Frage. Wir werden einen anderen Weg finden, um mit dem Zeug fertig zu werden. Einen, der weniger gefährlich ist."
Sarko Mehldau schaltete sich aus der Verbindung, und Javier gab Alarm für die ganze BASIS. Es galt, der Berührung mit dem Staub auszuweichen. All jene, die es dennoch erwischte, hatten sich sofort bei den Ärzten zu melden - und wenn sie das nicht freiwillig taten, war jeder, dem sie begegneten, dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, daß sie notfalls auch gegen ihren Willen in die Krankenabteilung gebracht wurden.
Eine Stunde später mußte Javier einsehen, daß er zu spät reagiert und sich falsche Hoffnungen gemacht hatte.
Rund zweihundertfünfzig Menschen und sonstige Besatzungsmitglieder waren bereits mit dem Staub in Berührung gekommen. Sie zogen das Zeug auch dann noch an, als man sie in isolierte Kabinen einschloß. Der Staub durchdrang mühelos jede Wand und schloß sich langsam und unerbittlich um seine Opfer. Alle Bemühungen, sie von diesem unheimlichen Schleier zu befreien, endeten mit negativem Ergebnis. Wer einmal auch nur ein einziges Staubpartikel aufgefangen hatte, der wurde zum „Magneten" und zog so lange weitere Partikel an sich, bis die Hülle sich schloß. Sobald es soweit war, leuchtete der Staubkokon auf, als wolle er damit allen übrigen Partikeln mitteilen, daß dieser Platz „besetzt" war.
Die vom Staub Befallenen zogen sich binnen kürzester Frist von ihren Mitmenschen zurück. Sie grübelten dumpf vor sich hin, während der Staub durch die Wände drang und sich auf ihre Körper legte. Auf der Haut bildeten sich leuchtende Flecken, die starke Schmerzen verursachten. Normalerweise ging es jedoch so schnell, daß diese Erscheinung kaum ins Gewicht fiel. Bei einigen von denen, die man zu isolieren versuchte, dauerte es länger - und selbst Herth ten Var meinte schließlich, daß es gnädiger sei, dem Staub freien Zutritt zu gestatten. Denn sobald die Hülle sich geschlossen hatte, war der Schmerz vorüber. Dann allerdings waren die Betroffenen auch nicht mehr sie selbst.
Sie vergaßen den Auftrag, der dem Schiff erteilt worden war, sie vergaßen, woher sie stammten, ja, sie vergaßen anscheinend sogar, daß sie in Gefahr schwebten.
Unter denen, die sich in „Staubmenschen" verwandelten, war auch Janine Hare, aber sie bildete jene Ausnahme, die die Regel bestätigte. Während alle anderen Betroffenen diese totale Verwandlung binnen kurzer Zeit durchmachten, schienen die Staubpartikel Janine nur zögernd anzusteuern. Und dann plötzlich strebten sie von ihr weg, noch ehe die Hülle geschlossen war. Die Partikel, die bereits an ihr hafteten, verloren ihren Glanz und rieselten zu Boden.
Janine war auch das einzige Opfer, das bereit war, mit den Ärzten zu sprechen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Javier sah und hörte die Aufzeichnung eines Gesprächs, das Herth ten Var mit dem Mädchen geführt hatte. Genaugenommen handelte es sich um den Zusammenschnitt mehrerer Gespräche.
Zu Beginn behauptete Janine, nunmehr zu wissen, daß
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