1087 - Wolke im All
diesem verrückten Ding verborgen ist", murmelte er vor sich hin, aber dann wurde ihm bewußt, daß dies im Augenblick wahrhaftig nicht von Bedeutung war.
Die Besatzung der Kommandozentrale schien mittlerweile aus ihrem halben Trancezustand erwacht zu sein. Um Javier herum herrschte fieberhafte Geschäftigkeit. Die Instrumente zeigten plötzlich wieder normale Werte an. Dafür brachte der Getränkeautomat plötzlich alles durcheinander, wie Javier feststellte, als er sich einen Becher Kaffee holen wollte und statt dessen eiskalten Orangensaft erhielt. Als er der Probe halber Orangensaft bestellte, lieferte der Automat nicht etwa Kaffee, sondern lauwarme Hühnerbrühe. Javier gab es auf und widmete sich wieder seinen Kontrollelementen.
In der BASIS herrschte wieder Ruhe, wenn man den Anzeigen glauben durfte. Zumindest wüteten keine Feuerbrünste mehr, und auch die Vakuumalarme blieben aus. Dafür gab es andere beunruhigende Nachrichten: Die Getränke- und Nahrungsmittelautomaten spielten auch in anderen Teilen des Schiffes verrückt, und einige Reinigungsroboter rasten wie wild gewordene Hornissen in der Gegend herum.
In zwei oder drei Hangars wurden seltsame Lichterscheinungen beobachtet, und eine Reihe von Thermostaten versagten. Aber damit konnte man fertig werden. Viel beunruhigender wirkte ein Anruf von Miztel, dem Bordingenieur.
Der Arkonide trieb sich irgendwo in den unteren Bereichen der BASIS, in unmittelbarer Nähe der Schiffshülle herum. Wo genau das war, ließ sich nicht ermitteln, denn die betreffenden Instrumente und Geräte streikten, und Miztel selbst war nicht in der Lage, einen genauen Bericht zu liefern.
Er konnte lediglich noch einen Hilferuf formulieren.
„Hier kommt etwas durch!" schrie er aufgeregt. „Es sickert einfach durch die Wände und sieht wie goldener Staub aus. Ich ziehe mich zurück."
Miztel unterbrach die Verbindung, und ehe man noch nach ihm suchen konnte, trafen gleichlautende Meldungen auch aus anderen, nahe der Schiffshülle gelegenen Sektoren ein: Goldener Staub, leuchtender Flitter, oder wie immer man es bezeichnen mochte, hatte offenbar die Schutzschirme durchdrungen, sich auf wer weiß welche Art und Weise durch die feste Hülle der BASIS gemogelt und sickerte nun in das Schiff hinein, um sich überall festzusetzen, auf Geräten, Instrumenten, Maschinen, Robotern - und Menschen.
„Rückzug!" befahl Javier, und die an seinen Handgelenken angebrachten Sensoren nahmen seinen Befehl sofort auf. Die gewaltige BASIS zog sich fluchtartig aus der Nähe von Srakenduurn zurück.
Die Lichterscheinungen innerhalb der Schutzschirme wurden etwas schwächer, und an einigen Stellen hörten sie ganz auf. Durch diese „Fenster" konnte man nunmehr mühelos erkennen, daß tatsächlich eine der zahlreichen Ausstülpungen Srakenduurns die BASIS erreicht hatte. Und dieser Ausläufer folgte dem Schiff. Er bewegte sich dabei weit schneller, als alle anderen beobachteten Ausstülpungen das je zuvor getan hatten.
Javier hatte den spontanen Eindruck, daß von seiner BASIS ein Sog ausging, der den Ausläufer an sich riß. Er fand nur eine mögliche Erklärung für diesen Vorfall: Die starken Schutzschirme des Schiffes mochten diese Erscheinung verursachen.
Er hätte keine Zeit, seinen Verdacht mit irgend jemandem zu diskutieren, denn die Fahne kosmischen Staubes, die hinter der BASIS herwehte, nahm einen immer gewaltigeren Umfang an.
„Schutzschirme aus!" befahl er.
Aber entweder hatte er von Anfang an falsch getippt, oder seine Entscheidung war zu spät erfolgt.
Der Staub blieb keineswegs hinter der BASIS zurück, sondern er ballte sich um das Schiff herum und senkte sich auf die Hülle herab. Dort machte er nicht etwa halt. Er drang tiefer und tiefer und sickerte durch die Wände, wie man es schon vorher beobachtet hatte.
Die Flucht erfüllte ihren Sinn nicht mehr, und Javier ließ die BASIS - relativ zu Srakenduurn gesehen - zum Stillstand kommen.
Unterdessen hatte in einigen Abteilungen des Schiffes der Kampf gegen den Staub bereits begonnen, und es stellte sich heraus, daß dieses Zeug sich auch mit den modernsten Geräten nicht entfernen ließ, wenn es sich erst einmal irgendwo abgesetzt hatte. Dafür bewegten die mysteriösen Staubpartikel sich ab und zu ganz von selbst.
Sarko Mehldau, der Hangarmeister, war der erste, der wegen dieser Angelegenheit Verbindung zu Javier aufnahm.
„Wir haben ein neues Problem", erklärte er. Als Javier ihn fragend ansah, fuhr er grimmig
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