109 - Der Werwolf und die weiße Frau
ich. „Ich möchte wissen, wie groß das Gebiet ist, das von dem Dämonen kontrolliert wird."
Fünf Minuten später waren wir unterwegs. Wir fuhren nach Metten, das von einem groß angelegten Kloster beherrscht wurde. Auch hier konnte ich keine dämonische Ausstrahlung feststellen. Die Fahrt ging nach Bogen weiter, wo ebenfalls nichts Verdächtiges zu bemerken war. Danach fuhren wir nach Viechtach und schließlich nach Regen. Als wir Regen verlassen hatten, spürte ich wieder die dämonische Ausstrahlung, die mit jedem Kilometer stärker wurde. Wir hatten das Gebiet erreicht, das von den Dämonen bereits kontrolliert wurde.
„Biege von der Bundesstraße möglichst bald ab, Abi!" sagte ich.
Fünf Kilometer später bog Abi nach rechts in eine schmale, schlecht ausgebaut Landstraße ein, die äußerst kurvenreich war. Hier war die dämonische Ausstrahlung schon so stark, daß sie fast schmerzte.
Ich blickte mich aufmerksam um. Links von der Straße, auf einer kleinen Anhöhe, sah ich einen Bauernhof.
„Fahr zu dem Bauernhof!" ersuchte ich Abi.
Er folgte. Vor dem Hof blieben wir stehen und stiegen aus. Einige Hühner liefen laut gackernd vor uns davon. Ein kleiner Dackel kläffte uns wütend an.
„Ist da jemand?" rief ich.
Eine Tür wurde geöffnet, und eine junge stämmige Frau trat in den Hof. Das dunkelblonde Haar hatte sie im Nacken aufgesteckt. Ihre Hände wischte sie an einer Schürze ab. An ihrem Kittel hielt sich ein etwa dreijähriger Knabe fest, der den linken Daumen im Mund stecken hatte. Sein Gesicht war mit Schokolade verschmiert.
Die junge Frau musterte uns mißtrauisch. Ich hob den Kommandostab und blickte durch das Loch hindurch.
Die junge Frau war nicht besessen.
„Guten Tag!" sagte ich höflich. „Mein Name ist Richard Steiner."
„Was wollen Sie?" fragte sie unfreundlich.
Ich fixierte sie durch die Öffnung des Kommandostabes, und Sekunden später hatte ich sie hypnotisiert.
„Haben Sie in letzter Zeit Wölfe gesehen?" fragte ich.
„Ja", antwortete sie.
„Wann war das?"
„Vergangene Nacht. Zwei Wölfe schlichen um den Hof herum. Sie heulten schaurig."
„Haben Sie die Polizei verständigt?"
„Wir haben kein Telefon. Mein Mann wollte zur Polizei fahren, doch ich hielt ihn zurück. Ich hatte Angst."
„Wo ist Ihr Mann jetzt?"
„Er fuhr zu Torsten Gerson."
„Wer ist das?"
„Ein junger Mann, der etwa fünf Kilometer von hier einen Privatzoo hat. Er hält auch Wölfe. Mein Mann glaubt, daß die Wölfe ihm entlaufen sind."
Der kleine Bursche fing zu heulen an, und seine Mutter hob ihn hoch; er beruhigte sich.
Leises Motorengeräusch war zu hören. Ich trat einen Schritt zur Seite. Ein uralter verbeulter VW fuhr in den Hof.
„Wer das?" fragte ich.
„Mein Mann", antwortete die junge Frau.
Der VW hielt neben dem Simca an. Ein breitschultriger blonder Mann kam rasch auf uns zu.
„Was haben Sie hier auf meinem Hof zu treiben?" herrschte er mich ungehalten an.
„Wir erkundigen uns nach Wölfen", sagte ich sanft. „Ihre Frau hat mir gesagt, daß vergangenen Nacht zwei Wölfe um Ihren Hof geschlichen sind."
„Stimmt. Ich fuhr zu Torsten Gerson, doch er war nicht zu Hause."
Ich fuchtelte mit denn Kommandostab vor dem Gesicht des Mannes herum und hypnotisierte auch ihn.
Er hieß Hermann Teichner, seine Frau Lore und der kleine Junge Ernst.
Ich schickte die drei ins Haus.
„Weshalb hast du sie hypnotisiert?" fragte Abi.
„Um die Wahrheit zu hören. Außerdem habe ich die Absicht, hier bis zum Einbruch der Dunkelheit zu bleiben. Wir müssen ein paar Stunden schlafen."
„Und dann? Was willst du dann unternehmen?"
„Wir werden uns diesen Torsten Gerson ansehen. Das mit dem Privatzoo ist doch nur Tarnung. Gar nicht so ungeschickt gemacht. Er zieht hierher, eröffnet einen Privatzoo und kann ungestört seinen Plan verwirklichen."
Ich unterhielt mich noch einige Zeit mit Hermann Teichner, erfuhr aber nichts Wesentliches. Dieser Torsten Gerson war vor etwa einer Woche aufgetaucht. Über ihn war nichts bekannt.
Der Bauer führte uns in ein kleines Zimmer, in dem ein Doppelbett stand. Ich befahl ihm, daß er uns augenblicklich wecken sollte, falls irgend etwas Ungewöhnliches geschah.
Ich riß das Bettzeug herunter, schlüpfte aus meiner Jacke und legte mich nieder.
„Versuche nicht zu verschwinden, Steiner!" sagte Abi, der sich zu mir legte. „Ich habe einen leichten Schlaf."
„Keine Sorge! Ich bleibe", sagte ich und schloß die Augen.
Lange konnte ich
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