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1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieses… ähm… Geschöpf?«
    Gloria stöhnte auf. »Was sonst?«
    »Gesehen hast du es nicht?«
    »Nein.«
    »Dein Sohn bildet sich etwas ein!«
    Die Köchin, die noch ihre Küchenkleidung trug, einen weißen Kittel und ein um das Haar geschlungenes Tuch, schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß sich Manuel etwas einbildet. Du glaubst gar nicht, wie er leidet. Er ist… nein, Phil, das mußt du mal erlebt haben. Er wird zu einem anderen, verstehst du? Ich habe es mitgemacht. Der liegt in der Nacht in seinem Bett wie tot.« Sie beugte sich jetzt vor, geriet in den Schein der Schreibtischleuchte und flüsterte: »Nicht nur wie tot, Phil, er ist auch eiskalt…«
    »Ich weiß.«
    »Aber du nimmst es nicht zur Kenntnis. Du… du… hast dich nicht einmal um unser Problem gekümmert.«
    »Es ist nicht mein Job.«
    Gloria lachte prustend. »Nicht dein Job? Wenn ich das Gerede schon höre. Was ist denn dein Job?«
    »Ich sorge hier für Ordnung. Mir hat man von der Stadt erklären müssen, daß ich dieses Heim optimal führe. Hier ist nichts zu beanstanden, Gloria. Es gibt keine doppelte Buchführung, es gibt keinen Dreck. Alles ist sauber, die Leute fühlen sich wohl und…«
    »Nur hat man heute wieder eine Leiche aus dem Wasser gefischt«, sagte sie in die Rede des Heimleiters hinein. »Das solltest du nicht vergessen. Und es war wieder ein Seemann, einer von uns. Vereist wie auch die anderen drei. Es hat sich schon herumgesprochen.«
    »Ja, ja, alles klar. Die Polizei war auch hier. Wieder einmal. Und ich habe ihnen nicht viel sagen können. Das heißt, überhaupt nichts. Ich bin für die Leute verantwortlich, wenn sie sich hier unter diesem Dach aufhalten. Sobald sie einen Fuß vor die Tür setzen, hört meine Verantwortung auf.«
    »Ist mir bekannt.«
    »Dann ist ja alles okay.«
    »Nichts ist okay, Phil. Denkst du denn nicht nach, verflucht noch mal? Hier geht einiges nicht mit rechten Dingen zu. Vereist zieht man sie aus dem Wasser.«
    Hancock rollte ein Stück mit dem Stuhl zurück und kippte dann die Rückenlehne. »Ich weiß.« Er lächelte, und seine Stimme bekam einen spöttischen Klang. »Aber solltest du nicht auch mal darüber nachdenken, Gloria? Du redest so oft von deinem Sohn und daß er sich so seltsam benimmt. Okay, das akzeptiere ich. Hast du mir vor zwei Minuten nicht gesagt, daß er in der Nacht im Bett liegt und so kalt wie Eis ist?«
    »Er ist kalt.«
    »Genau.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Im Prinzip nicht viel.«
    »Doch«, sagte sie. »Du meinst, daß diese Absonderheit meines Sohnes in Zusammenhang mit den vereisten Leichen steht. Das steckt doch wohl dahinter.«
    »Letztendlich schon, Gloria. Der Polizei habe ich nichts davon gesagt. Das Auffinden der vierten Leiche hat mich schon erschüttert. Ich überlege, wie ich mich verhalten soll.«
    Ihre Mundwinkel verzerrten sich, als hätten die Lippen eine saure Zitronenhälfte geküßt. »Du willst ihn anschwärzen, ohne Beweise zu haben?«
    »Was heißt anschwärzen? Die Bullen tappen im dunklen herum. Tut mir leid, und eine Lösung muß es geben. Ich gebe dir einen Rat, Gloria. Noch habe ich mich nicht entschlossen, zur Polizei zu gehen. Du und dein Sohn, ihr müßt euch schon kooperativ zeigen.«
    »Raus damit!«
    »Geh mit ihm zum Arzt. Am besten gleich morgen. Ich mache dir einen Termin im Hafen-Hospital. Du kommst auch sofort dran. Ich kenne da einige Leute recht gut.«
    »Und was soll ich da?«
    »Deinen Sohn mal durchchecken lassen. Daß er sich so verhält, das muß doch einen Grund haben.«
    Sie atmete hart aus. »Ärzte«, sagte sie leise. »Was sollen Ärzte mit meinem Sohn, der gesund ist.«
    »Das ist er eben nicht.«
    »Unsinn, Phil. Hör zu. Wenn du auf seinen Zustand anspielst, dann muß ich dir sagen, daß er keinen körperlichen Grund hat. Er liegt einzig und allein in der Seele begründet. Das kann durchaus mit der Pubertät zusammenhängen. Da sind die jungen Leute ja zu vielen Dingen fähig, weil sie ihr Inneres nicht lenken können. Das schaffen ja auch die Erwachsenen nicht.«
    Phil Hancock winkte ab. »Ich bin kein Psychologe«, sagte er. »Mir ist es auch im Prinzip egal. Ich möchte nur die Unruhe aus dem Heim heraushaben, und das verstehst du bestimmt. Schließlich hat du hier deinen Arbeitsplatz.«
    »Das ist klar.«
    »Die Leute haben Angst. Schon der vierte Tote. Das Heim ist nicht einmal halb belegt. Jeder fragt sich, ob er vielleicht der nächste sein wird. Hier schleicht etwas herum. Ein Geschöpf,

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