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1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht überrascht. Ich konnte mich besser darauf konzentrieren und vernahm jetzt das bösartige Knurren, vermischt mit hohen, spitzen und auch wütend klingenden Schreien.
    »Und?«
    Ich ging wieder einen Schritt nach hinten. »Da ist was, Suko, ob du es glaubst oder nicht.«
    »Okay, ich glaube dir, aber ich habe wirklich nichts gehört.«
    Das nahm ich ihm ab, fragte aber: »Warum ich und warum nicht du, Suko? Was stimmt da nicht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Es muß an uns beiden liegen.«
    »Wie meinst du?«
    »Na ja, ich nehme es anders auf als du.«
    »Gibt es einen Grund?«
    »Bestimmt«, sagte ich. »Ich habe etwas, das du nicht hast. Das eine Lockung darstellt.«
    »Gut. Und was könnte das sein?«
    Ich überlegte nicht mehr lange.
    »Mein Kreuz, Suko. Es kann sich nur um das Kreuz handeln.« Ich klopfte gegen die Mauer. »Auch wenn es sich unwahrscheinlich anhört, aber etwas muß darin stecken, das sich gestört gefühlt hat.«
    »Der Geist in der Mauer.«
    »So ähnlich.«
    »Dann los!«
    Ich wußte, was er damit gemeint hatte. Unter der dicken Jacke trug ich ein wollenes Hemd und eine Weste.
    Gestört wurden wir nicht, durch diese Gasse fuhr nur, wer es mußte.
    Als ich das Kreuz hervorzog, war keine unnormale Wärme zu spüren. Wie immer lag es ruhig auf meiner Hand und sandte auch keine Botschaft ab. Auf der anderen Seite war das Kreuz ein Indikator für das Böse, das Andere und Dämonische. Für mich war es ein verläßlicher Partner. Durch seinen Besitz hatte ich möglicherweise etwas geweckt, das sich bisher verborgen gehalten hatte.
    Etwa dort, wo auch mein Ohr die Mauer berührt hatte, drückte ich das Kreuz gegen das Gestein. Es war nur ein erster und auch sehr schneller Kontakt, aber es trat etwas ein, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Plötzlich blitzte es auf, bekam einen strahlenden Glanz, ich hörte Sukos überraschten Laut, und einen Augenblick später sahen wir den Schatten…
    ***
    Es zeichnete sich in der Mauer ab. Es war dunkel. Es war langgestreckt, wie ein zur Seite gelegter Gummimann. Wir sahen einen Kopf, wir sahen einen Körper, und wir sahen lange Arme und auch Beine. Es gab keine Hände und keine Füße. Zumindest keine normalen. Was da an den Gelenken wuchs, glich hornigen Krallen, die leicht gebogen und überlang waren. Der Schatten zuckte hin und her. Innerhalb des Mauerwerks vollführte er einen wilden Tanz.
    Mit Urgewalt riß es ihn in die Höhe. Er kam auf seinen Beinen zu stehen. Der Kopf schlug von einer Seite zur anderen hin. Wir sahen, daß er ein Maul weit geöffnet hatte, aber wir konnten kein Gesicht erkennen. Nur der Schatten war da - und verschwand wieder, als ich das Kreuz wegzog.
    »Na denn Mahlzeit«, sagte Suko.
    Ich schloß die Hand um meinen Talisman. Die leichte Wärme war noch zu spüren. Auf irgendeine Art und Weise fühlte ich mich sogar erleichtert, denn ich hatte es geschafft, dem verdammten Haus einen Teil des Rätsels zu entlocken.
    Suko streckte einen Arm aus und legte die Hand gegen das Gestein. »Ich spüre nichts, John.«
    »Kann ich mir denken. Du hast auch nicht das Kreuz.«
    »Also lag es daran?«
    »Bestimmt.«
    »Und was tun wir? Willst du die Mauer einreißen lassen und die Leute hier evakuieren?«
    »Quatsch. Was als Schatten zu sehen gewesen ist, muß es auch in natura geben. Darauf setze ich. Wir müssen es schaffen, an das echte Geschöpf heranzukommen. Erst dann haben wir eine Chance. Noch hält es sich versteckt.«
    »Ich frage mich nur, was dieses Ding in der Mauer mit den vier vereisten Leichen zu tun hat.«
    »Das weiß ich auch nicht. Da kann es einen Zusammenhang geben. Auch wenn sich die Kollegen im Sailor's Home schon umgeschaut haben, wir werden das nachholen und nicht lange damit warten.«
    Suko gähnte. »Dabei hatte ich mich schon auf eine wunderbare Nacht gefreut.«
    »Keine Widerrede, komm mit.«
    »Muß ich ja wohl.«
    Wahrscheinlich ärgerte sich Suko darüber, daß er dieses Geschöpf nicht so intensiv wahrgenommen hatte wie ich. Aber daran ließ sich nichts ändern. Jedenfalls saß er ziemlich nachdenklich neben mir und schüttelte einige Male den Kopf. »Ich grüble die ganze Zeit darüber nach, was es wohl sein kann, John. Wer hält sich hier versteckt?«
    »Du hast es gesehen.«
    »Ja, einen Schatten.«
    »Der mich auch an ein Tier erinnerte.«
    »Das jemand im Sailor's Home hält wie einen netten kleinen Haushund - oder?«
    »Unsinn. Da steckt schon etwas anderes dahinter.« Ich wies mit dem Daumen auf das Fenster.

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