1092 - Aktion Transmitternetz
seid."
„Irrtum!" entgegnete Gucky. „Weihnachten ist für die Menschen und für mich seit langem auch ein Fest der Besinnung auf die höheren geistigen Werte. Es ist ein Fest des Friedens und der Liebe, und an Weihnachten treffen sich verfeindete Menschen und versöhnen sich, um schon im kleinsten Kreis zu üben, was sonst im großen Kreis nicht möglich wäre: den Frieden, das höchste Gut des Universums."
„Frieden?" höhnte Lafsater-Koro-Soth. „Ausgerechnet ihr sprecht von Frieden, wo doch täglich zahllose Menschen Unfrieden stiften und gegen uns arbeiten."
„Ihr habt uns Unfrieden gebracht, Koro", sagte Perry ernst. „Aber ich will dir gern meine Hand zur Verständigung reichen, damit der Friede wiederhergestellt werden kann."
„Ihr braucht nur nach unseren Anweisungen zu handeln, dann ist der Friede gesichert", erwiderte Koro. „Deswegen bin ich hier. Ich verlange von dir, Perry Rhodan, daß du dafür sorgst, daß kein Terraner mehr einen anderen Einstieg in das Transmitternetz nimmt als den unter Terrania, den wir kontrollieren. Es geht nicht an, daß das Netz unkontrolliert benutzt wird."
„Wie stellst du dir das vor!" sagte Perry. „Das Netz wird gleichzeitig von zigtausend Angehörigen aller galaktischen Zivilisationen benutzt, um den allernotwendigsten Güteraustausch zu ermöglichen. Sie und die Güter können nicht alle durch einen einzigen kleinen Zugang gehen, ganz abgesehen davon, daß sie nicht Tausende von Lichtjahren springen können, um hierher zu kommen. Du verlangst Unmögliches, Koro."
Der Porleyter schwieg eine Weile, dann erklärte er: „Ich sehe ein, daß viele Zugänge benutzt werden müssen. Das birgt aber auch die Gefahr heimlicher verschwörerischer Aktivitäten. Deshalb werde ich einige meiner Leute ins Netz einschleusen und sie Kontrollen durchführen lassen."
Perry nickte.
„Dagegen ist nichts einzuwenden. Ich hoffe nur, die Kontrollen behindern den Warenverkehr nicht. Er hat heute gerade ein Prozent des normalen Warenverkehrs erreicht.
Das ist mehr, als wir erwarten konnten, aber immer noch viel zuwenig."
„Wenn wir Waffen finden...", begann Koro.
„Waffen!" rief Perry. „Waffen sind das, was wir am allerwenigsten brauchen!"
„Wir werden sehen", erwiderte Koro und hantierte an den Schaltungen seines Kardec-Schildes. Gleich darauf entmaterialisierte er.
Gucky blickte nachdenklich auf die Stelle, auf der der Porleyter eben noch gestanden hatte.
„Prothesen-Teleporter!" sagte er verächtlich.
Perry mußte lachen, wurde aber gleich wieder ernst.
„Ich bin froh, daß die Tigerbande nach der Rettung der Jefromo-Siedler wieder auf die Erde zurückgekehrt ist. Nicht auszudenken, wenn porleytische Kontrolleure im Transmitternetz mit Kitsaiman zusammenstießen!"
Der Mausbiber streckte ihm die Hand entgegen.
„Wir müssen zuerst in meinen Bungalow", sagte Perry, bevor er die Hand ergriff. „Ich muß dort etwas abholen. Ojeh!"
„Was ojeh?"
„Ich habe etwas Wichtiges vergessen: einen Baum."
„Alte Leute sind eben vergeßlich, aber nicht alle", spottete der Ilt. „Du brauchst keinen Baum zu fällen." Er zwinkerte. „Also, holen wir die Geschenke ab!"
*
Perrys Augen weiteren sich, als er mit Gucky in einer Messe der SOL materialisierte und die weihnachtlich geschmückten Wände, den weißgedeckten hufeisenförmigen Tisch und den etwa fünf Meter hohen Weihnachtsbaum - eine echte Tanne - erblickte, an dem zahlreiche brennende Wachskerzen funkelnde Reflexe auf bunten Kugeln, Lametta und Engelshaar erzeugten.
Lange stand er schweigend da und ließ den Blick über die Freunde wandern, die sich links und rechts des Weihnachtsbaums aufgereiht hatten: Aktivatorträger aus der Anfangszeit des früheren Solaren Imperiums, aber auch mittelalte Unsterbliche wie Irmina Kotschistowa und der Jüngste im Bunde, Jen Salik.
Und als er sie so ansah, überkamen ihn die Erinnerungen an gute und schwere Zeiten und an die Unerschütterlichkeit ihrer Treue zur Menschheit und zur Entwicklung dieser Menschheit auf die Stufe der neuen Ethik.
Er mußte gleichzeitig daran denken, daß nicht alle Unsterblichen, die einen weiten Weg mit ihm und mit ihnen allen gegangen waren, unter ihnen weilen konnten. Das stimmte ihn wehmütig.
Er seufzte.
Gucky stieß ihm den Zeigefinger in die Seite und flüsterte: „Leg doch die Päckchen dort links ab, bevor sie dir aus den Händen fallen!"
Erst da wurde er sich wieder bewußt, daß seine Arme und Hände mit kleinen
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