1092 - Aktion Transmitternetz
nannte man den Abend dieses Tages so, jedenfalls bei den Angehörigen christlicher Religionsgemeinschaften.
Seit vielen Jahrhunderten nennt man diesen Tag den Tag des Friedens und der Versöhnung, aber im Unterschied zu früher meint man es heute wirklich so."
„Viele Menschen hatten es früher auch schon so gemeint", erklärte Perry nachdenklich. „Sie waren nur zu machtlos, um es durchzusetzen."
Er wandte sich um, als die Tür sich öffnete und Bella Surawo in Begleitung von Jillan Taoming eintrat.
„Wir haben alles vorbereitet", sagte die Inpotronik-Spezialistin und nickte den Jungen und Mädchen lächelnd zu. „Kitsaiman und die anderen vier ‚Getreuen’ warten mit der Ausrüstung am Treffpunkt. Wir steigen nicht unter der Achtfachhaltestelle ins Netz ein, denn dort lauern Porleyter, sondern in unserem neuen Hauptquartier, dem Kit inzwischen den Namen Point Tigerraid gegeben hat."
„Viel Glück!" sagte Perry ernst und drückte ihr und ihren Begleitern die Hände.
*
„Hier müssen wir sein", sagte Heviath von Lurben, die akonische Transmitter-Spezialistin und tippte auf eine Stelle der ausgebreiteten Karte, die mit einem schwarzen Punkt markiert war. „Anhand der Orientierungsdaten Alaskas hat Galbraith errechnet, daß das der Knotenpunkt für die in der Eastside entdeckten Geheimstationen sein soll."
Frank Konski ließ sich schnaufend auf die Knie sinken und musterte die Umgebung des schwarzen Punktes. Laut den Daten der Tigerbande gab es rings um den Knotenpunkt im Umkreis von vierhundert Lichtjahren drei auf Planeten stationierte Transmitter. Nach Alaska Saedelaeres Berechnungen sollten es insgesamt sieben sein.
Aber niemand wußte bisher, wo die noch nicht entdeckten vier Stationen lagen.
Deshalb auch hatten Galbraith und Geoffry, die vom HQ-Hanse aus gemeinsam mit zwei Porleytern die Reaktivierung und Ausnutzung des Transmitternetzes planten und koordinierten, sie ins Bluesgebiet geschickt. Sie, das waren die Akonin Heviath, er selbst, die Terranerin Ela Manconi und der Gäaner Vanjürg Haan. Auf zahlreichen Umwegen waren sie auf Gatas angekommen und hatten zusammen mit Blues-Wissenschaftlern den dortigen Geheimtransmitter untersucht, bis sie glaubten, die Schaltung gefunden zu haben, mit deren Hilfe sie den vermuteten Knotenpunkt erreichen konnten. Nur mit der Positronik eines Knotenpunkts würden sie herausfinden, ob Alaskas Berechnungen stimmten und wo die restlichen vier Transmitterstationen sich befanden.
Aber noch hatten sie keine Gewißheit, daß sie sich überhaupt in einem Knotenpunkt befanden.
„Wir müssen den Weg nach draußen finden, damit wir sehen, wo wir überhaupt sind", sagte Ela ungeduldig.
„Such du mit Vanjürg danach!"
sagte Heviath. „Ich werde inzwischen die Speicher der Positronik abtasten, und Frank wird sich ausruhen wollen, wie ich ihn kenne."
Ihre letzten Worte hatten spöttisch geklungen, aber Frank war selbstbewußt genug, um sich nichts daraus zu machen.
„Ihr solltet auch etwas essen", erklärte er, setzte sich und kramte in seinem Proviantbeutel, der am Waffengurt hing, nach einer Konzentratpackung. „Energiezufuhr ist alles."
„Später!" wehrte Vanjürg ab.
Er nickte Ela zu und schloß danach den Druckhelm seines SERUN-Raumanzugs. Sie alle trugen diese Überlebenssysteme, denn der Bericht der Tigerbande hatte gezeigt, daß außerhalb der Transmitterstationen manchmal eine für humanoide Lebewesen giftige Atmosphäre lauerte oder gar ein Vakuum.
Frank blickte dem hochgewachsenen jungen Gäaner und der um zwei Köpfe kleineren schwarzhaarigen Terranerin nach. Zwischen beiden Menschen schien sich eine Liebesbeziehung anzubahnen, auch wenn sie jede Anspielung darauf stets entrüstet zurückgewiesen hatten. Aber Frank kannte die Anzeichen aus eigener, früherer Erfahrung.
Manchmal bedauerte er es, daß diese Zeiten so lange zurücklagen. Mit seinen hundertsechsundsiebzig Jahren hielt er sich für zu alt, um eine neue Beziehung anzuknüpfen.
Seufzend brach er einen Konzentratriegel ab und schob ihn sich in den Mund.
„Jetzt eine frische Seezunge, in Butter gebraten und mit Kräuterkartoffeln!" sagte er sehnsüchtig.
„Deine Sorgen möchte ich haben", erwiderte die Akonin und nahm ihre Geräte aus dem vakuumsicheren Koffer.
„Du bist von Azura, nicht wahr?" erkundigte sich die etwa neunzigjährige Frau, die ein Mensch des 20. Jahrhunderts höchstens auf fünfunddreißig geschätzt hätte.
„Vom schönsten Planeten des Universums!"
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