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1094 - Der Mann aus Haiti

Titel: 1094 - Der Mann aus Haiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Balkongarten" betrat, der an diesem Tag wie das gesamte Apartment in die Richtung wies, in der der Raumhafen von Terrania lag, starteten gerade nacheinander siebzehn große Keilraumschiffe.
    Lautlos und wie an einer Schnur aufgereihte Perlen glitten die nur schmenhaften (weil weit entfernten) Raumgiganten nach oben. Ab und zu warf eine Seite die Sonnenstrahlen in Richtung Hochhaus, dann sah Eartha ein Funkeln und Gleißen wie von einem geschliffenen Diamanten.
    Sie setzte sich in den Schaukelstuhl, der zwischen zwei Bananenstauden stand, und blickte den Schiffen sehnsüchtig nach. Vielleicht befand sich Hirt in einem der Schiffe - oder er landete heute oder morgen mit einem anderen Schiff. Sie war fest davon überzeugt, daß er eines Tages zu ihr zurückkehren würde.
    Die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit waren zwar undeutlicher geworden, aber sie wußte, daß er sie genauso stark geliebt hatte wie sie - und sie liebte ihn noch immer.
    Müde schloß sie die Augen.
    Die Jahre waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Ihre ehemals füllige, wenn auch wohlproportionierte Gestalt hatte die Polster verloren, und das früher eher offen sinnliche Gesicht wirkte jetzt zart und war von einer Art unirdischer Schönheit, so, als befände sich ihre Seele bereits im Einklang mit dem Eingehen in ein Jenseits, unter dem sie glückhafte Erfüllung verstand.
    Aber sie durfte nicht ruhen. Sobald Eric erwachte, brauchte er wieder ihre Nähe.
    Deshalb zwang sie sich dazu, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Sie öffnete die Augen und stand auf, dann ging sie in ihr Arbeitszimmer ...
     
    *
     
    Eric Weidenburn schlug den Kragen seiner wattierten Jacke hoch.
    Ein kühler Wind blies vom fernen Tolai Shan herab und ließ ihn frösteln. Die Sonne leuchtete nur blaß durch einen den ganzen Himmel bedeckten Dunstschleier und verlieh den Menschen, den Abfertigungsgebäuden, den Gleitern und weiter hinten, jenseits der Absperrungen, den Raumschiffen unwirkliche Farben.
    Eric stand mitten auf dem betonierten Vorplatz, der die überall aufgemalte Nummer achtundvierzig trug und nur einer von vielen Vorplätzen des Raumhafens war, über den tagtäglich Tausende von Passagieren und Besatzungsmitgliedern gelandeter Raumschiffe gingen.
    Das Besondere für Eric an diesem Vorplatz war lediglich, daß auf dem dazu gehörenden Landefeld meist die Schiffe anderer Zivilisationen landeten: Neu-Arkoniden, Akonen, Aras, Antis, Springer, Überschwere, Epsaler, Unither, Ertruser, Siganesen, Plophoser, Oxtorner, Ferronen, Rudyner, Sempronesen und Rumaler.
    Sie übten eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf den Vierzehnjährigen aus. Er bedauerte nur, daß das eigentlich nie auf Gegenseitigkeit beruhte. Oftmals wurde er im Gedränge umhergestoßen und sogar beschimpft, weil er im Wege stand und die meisten Passagiere und Raumfahrer es eilig hatten.
    Soeben tauchte wieder eine Schar Passagiere auf. Lautsprecherdurchsagen verkündeten hallend, daß die Neuankömmlinge Oxtorner waren, die mit der IMPENETRABLE BARRIER, einem der wenigen oxtornischen Raumschiffe, zur Erde gekommen waren. Eric sah es zwischen einem buntbemalten ferronischen Raumschiff und einem akonischen Schiff mit seinen stark abgeflachten Polen stehen. Seine Positionslichter zuckten noch und warfen ihren flackernden Schein auf die Hüllen der benachbarten Schiffe.
    Schweigend gingen die hochgewachsenen, breitschultrigen Frauen und Männer des Extremplaneten im offenen Sternhaufen Praesepe durch die computergesteuerten Kontrollen. Neue Lautsprecherdurchsagen dröhnten über den Vorplatz. Etwa fünfzehn Oxtorner sammelten sich mit ihrem Handgepäck bei einer wartenden Oxtornerin, deren Kleidung verriet, daß sie sich schon längere Zeit auf der Erde aufhielt. Sie hielt ein leuchtendes Schild hoch, auf dem PHARMAZEUTEN-KONGRESS stand.
    Eric stellte sich einem einzelnen Oxtorner in den Weg, der den Vorplatz nur zögernd überquerte. Seine hellbraune Haut schimmerte so ölig wie die aller anderen Oxtorner.
    Aber seine dicken Augenbrauen waren schlohweiß und verrieten ein hohes Alter.
    Der Oxtorner versuchte, Eric auszuweichen, aber als ihm der Weg immer wieder verstellt wurde, blieb er stehen und setzte sein Handgepäck ab.
    „Hallo!" sagte Eric schüchtern.
    Das Gesicht des Oxtorners verzog sich zu einem freundlichen Lächeln.
    „Hallo, junger Mann!" erwiderte er. „Bin ich der erste Oxtorner, den du aus der Nähe siehst? Ich heiße übrigens Hiaq Diborny."
    „Ich bin Eric Weidenburn.

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