1094 - Der Mann aus Haiti
Schutz der Privatsphäre."
Jeslö strich die Kuppe eines Inhalations-Duft-Stäbchens an und zog den sich emporkringelnden Rauch erst durch das linke, dann durch das rechte Nasenloch.
Erleichtert spürte er die schleimhautabschwellende und durchblutungssteigernde Wirkung.
Der Druck aus den Nasennebenhöhlen auf seine Augen ließ innerhalb von Sekunden nach.
Er holte tief Luft und warf das Stäbchen in die Öffnung des Abfallvernichters.
„Demnach hat er Geheimnisse. Natürlich kann er sich auf den gesetzlich garantierten Schutz seiner Privat- und Intimsphäre berufen. Wir werden den üblichen Vertrag mit ihm abschließen. Seine Geheimnisse interessieren mich rein privat. Sie könnten mich zu neuen Ideen für meine Erlebnis-Serie anregen. Ich werde mich also später einmal persönlich mit dem Mann befassen. Die Sache ist erledigt. Du weißt am besten, wann und wo wir ihn einsetzen. Er wird kaum der Mann sein, der herausfindet, wohin Perry Rhodan verschwunden ist."
„Kaum, Boß. Daran sind unsere besten Info-Agenten bisher gescheitert."
Jeslö lächelte zufrieden.
„Daß du aber niemandem verrätst, daß ich mich von dir ,Boß’ nennen lasse! Man würde mich für einen Anachronismus halten."
„Klar, Boß! Da sind noch die Aufzeichnungen."
„Abspielen!"
Der Bildschirm wurde hell und zeigte dreidimensional und farbig einen Raum im Redaktions-Hochhaus von SOLAR INFO und darin einen etwa 1,77 Meter großen hageren Mann mit negroiden Gesichtszügen, zu denen die großen, erstaunt dreinblickenden wasserblauen Augen überhaupt nicht passen wollten. Das Haar war hellbraun, leicht gewellt und halblang. Er trug eine lindgrüne Raumfahrerkombination, die offensichtlich seit vielen Jahren nicht mehr neu war, dazu dunkelbraune Wadenstiefel.
Ebenso offensichtlich war ihm die Kombination zu weit.
Jeslö schüttelte den Kopf.
Der Mann, kein anderer als Eric Weidenburn, wandte ihm das Gesicht zu. Natürlich konnte er ihn nicht sehen, denn der Computer spielte nur einen Ausschnitt der Aufzeichnung des Gesprächs ab, das er mit dem Bewerber geführt hatte.
„Hast du besondere Wünsche hinsichtlich deiner Aufträge?" hörte Jeslö den Computer fragen.
„Ich bin zufrieden, wenn sie in irgendeiner Weise etwas mit Raumfahrt zu tun haben", hörte er den Bewerber antworten.
Jeslö fand, daß die Stimme Eric Weidenburns trotz ihrer Sanftheit im Gegensatz zu seinem zurückhaltenden, fast schüchternen Auftreten Überzeugungskraft und Bestimmtheit verriet. Faszinierend fand er die wasserblauen Augen. Körperlich konnte dem Mann wahrscheinlich nicht viel zugemutet werden; dazu wirkte er zu schwächlich.
Aber sobald er den Mund auftat, würde er sich überall durchsetzen können. Das war wichtiger für das Info-Geschäft als physische Kondition.
„Das genügt!" sagte er.
*
Eric Weidenburn war nach der Vorsprache bei SOLAR INFO in die kleine Wohnung zurückgekehrt, die er in einem sauberen, von Grünanlagen umgebenen Häuserblock im Stadtteil Ridis am Rand Terranias gemietet hatte.
Er programmierte gerade eine leichte Mahlzeit in der Robotküche, als ein sanftes Klingen verriet, daß ihn jemand über seinen Computer-Terminal zu sprechen wünschte.
Er ging ins Wohnzimmer und schaltete das Gerät ein.
Auf dem Bildschirm erschienen die Worte: SOLAR INFO - REDAKTION TERRANIA - PERSONALCOMPUTER DES MANAGEMENTS „Aha!" entfuhr es ihm. „So schnell. Dann bin ich sicher abgelehnt."
„Wir arbeiten immer so schnell", erwiderte der Personalcomputer über seinen Terminal.
„Eric Weidenburn, ich bin ermächtigt, dir im Namen unseres Ersten Managers, Jeslö Kurik, einen Vertrag als freier Mitarbeiter für SOLAR INFO anzubieten. Wenn ich den Vertragstext überspielen dürfte...?"
Eric winkte ab.
„Sag mir nur, ob ich eine Kündigungsfrist einhalten muß!"
„Als freier Mitarbeiter brauchst du keine Kündigungsfrist einzuhalten. Du kannst den Vertrag jederzeit löschen lassen - wie SOLAR INFO auch."
„In Ordnung. Was muß ich tun, um den Vertragsabschluß zu bestätigen?"
„Du findest auf deiner Schaltkonsole ein grün leuchtendes Feld, unter dem Unterschriften steht. Wenn du mit dem Markierungsstift darauf deine Unterschrift vollziehst, ist der Vertrag rechtsgültig. Ich überspiele dir gern die Unterschrift unseres Ersten Managers."
„Nicht nötig."
Eric suchte und fand das Feld und daneben den Markierungsstift. Er nahm ihn in die Hand und wollte unterschreiben, als er bemerkte, daß er nicht wußte, wie er
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