1094 - Der Mann aus Haiti
beschränkt, das sie reflektiert, Eric Weidenburn."
Nicht auf das Organ beschränkt, das sie reflektiert? Nicht auf das Gehirn? Aber entstehen sie denn nicht im Gehirn?
Eric versuchte, an sich herabzusehen. Doch er konnte den Kopf nicht bewegen. Alles, was er bewegen konnte, schienen die Augen zu sein.
„Wo bin ich?" rief er angstvoll. „Im Himmel? Oder in der Hölle?"
„Wenn dich ein Teil der Ewigkeit erfaßt, dann bist du hier. Es ist nicht wichtig."
Eric vermochte mit dieser Antwort wenig anzufangen.
„Ich bin hier", wiederholte er reflexhaft. „Aber warum bin ich hier?"
„Um auf eine Aufgabe von kosmischer Bedeutung vorbereitet zu werden, eine Aufgabe, die der Menschheit gestellt ist und auf die du sie hinführen mußt, weil sie sie allein nicht finden kann. Sie ist von ungeheurer Wichtigkeit für dich, für die Menschheit und den Kosmos, denn wird ihre Erfüllung verfehlt, kann der Kosmos nicht in der Art und Weise existieren, wie es ihm vorbestimmt ist - und der Menschheit Weg wird zu Ende sein, bevor er richtig begonnen hat."
Eric Weidenburn versuchte, den Sinn des Gehörten zu verstehen. Doch seine Gedanken verwirrten sich um so mehr, je länger er grübelte.
„Ich bin zu schwach für diese Aufgabe", sagte er kleinmütig.
„Es ist nicht wichtig, daß du Worte begreifst", erwiderte die andere Person. „Wichtig ist allein, daß du hier bist."
Seltsamerweise erfüllte diese Aussage Eric mit tiefer Zufriedenheit. Gleichzeitig erwachte in ihm der Eindruck, die Person zu kennen, die zu ihm sprach. Er versuchte, sich zu erinnern. Aber er fand in seiner Vergangenheit niemanden, der dieser Person oder vielmehr der Ausstrahlung dieser Persönlichkeit glich.
Doch der Eindruck blieb.
„Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis."
Eric schrak aus seinem Grübeln auf.
„Wie? Was bedeutet das alles?"
Eric hatte das Gefühl absoluter Stille, dann vernahm er klar und deutlich wieder die warme, pulsierendes Leben atmende Stimme: „Von diesem Augenblick an bist du der bisher einzige menschliche Mitarbeiter der Endlosen Armada!"
Wieder wurde es still, und Eric hatte das Gefühl, als streifte ihn ein Hauch der Ewigkeit.
Er wußte, daß er alles vergessen würde, wenn dieser Hauch vorüber war. Er wußte aber auch, daß das bedeutungslos war. An diesem Ort war er für seine Aufgabe geprägt worden bis hinab in die letzte Ladung seiner Atome.
Der Hauch verwehte - und alles verschwand...
8. Heimkehr
„Wir haben einen Bewerber für die noch unbesetzte Stelle eines freien Mitarbeiters", sagte der Computer im Büro des Managers von SOLAR INFO, Nachfolger der altehrwürdigen Terrania Post. SOLAR INFO gab nicht nur Trivideo-Faksimile-Zeitungen heraus wie ihre Vorfahrin, sondern verkaufte alles, das irgendeinen Informationswert besaß. Interessenten brauchten auf der Schaltkonsole ihrer Computer-Terminals nur den Sensor für SOLAR INFO zu berühren und danach die benötigten Daten anzufordern.
„Hoffentlich ist er brauchbar", erwiderte Jeslö Kurik und schaltete den Terminal aus, auf dessen Display er die letzten Umsatzzahlen studiert hatte. „Wie heißt er denn?"
„Eric Weidenburn, geboren am vierzehnten November 321, also in mittlerem Alter."
Jeslö nickte und warf einen Blick auf das Datachron-Feld des Computers. Es zeigte den 21. Juni 425 NGZ, 11.43.27 Uhr, an.
„Erdgeborener?"
„Auf Haiti geboren. Die Mutter hieß Eartha ‚Bella’ Weidenburn, der Vater Hirt Lammaso."
Wieder nickte Jeslö.
„Beruf?"
„Keine klaren Angaben. Er war jedoch mit einem Testgespräch einverstanden, und ich fand heraus, daß er eine Menge beruflicher Qualifikationen besitzt, die alle etwas mit Raumfahrt, Astronomie, Kosmologie, Parapsychologie und Kosmophilosophie zu tun haben. Eine eindeutige Spezialisierung scheint nicht vorzuliegen."
„Nun, das ist für seinen Aufgabenbereich bei uns nur von Vorteil. Wo hat er zuletzt gelebt und gearbeitet?"
„Auf der Insel Haiti, Region Karibik, Stadt Portau-Prince. Er arbeitete dort als Software-Spezialist für eine Public-Relations-Agentur, Carlton-PR, gab er an. Er ist nach Terrania umgezogen, weil er die kosmopolitische Atmosphäre einer Megalopolis braucht, sagte er."
„Gab er an, sagte er!" äffte Jeslö den Computer nach. „Hast du denn nichts Konkretes?"
„Er war nur bereit, mir seine ID-Karte zur Verfügung zu stellen und mich die darauf eingeprägten verschlüsselten Minimal-Personendaten abrufen zu lassen. Alles andere ginge nur ihn etwas an.
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