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1094 - Der Mann aus Haiti

Titel: 1094 - Der Mann aus Haiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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werden."
    „Mal sehen, ob du Knallkopf wirklich knallhart bist!" dröhnte eine weitere Stimme.
    Eric zuckte zusammen, als er das Geräusch eines Faustschlags hörte. Jemand brüllte wutentbrannt. Der Wirt versuchte, das Stimmengewirr zu übertönten. Es gelang ihm nicht.
    Zwei Männer wälzten sich plötzlich am Boden; mehrere andere schlugen aufeinander ein.
    Frauen zogen sich gegenseitig an den Haaren.
    Eric fühlte plötzlich ein nie gekanntes Gefühl in sich aufsteigen. Etwas kam über ihn und bestimmte sein folgendes Handeln.
    Er riß sich aus Ennas Griff los, sprang auf einen der Tische und merkte gar nicht, daß er dabei Gläser und Flaschen umstieß.
    „Ihr Idioten!" schrie er. „Ihr hirnverbrannten, haltlosen, versoffenen Idioten!"
    Die Schlägerei vor der Bartheke endete abrupt. Nach und nach wandten sich immer mehr Gesichter Eric zu, Gesichter mit feindseligem Ausdruck. Fäuste wurden geballt.
    Es war still geworden, deshalb senkte Eric die Stimme.
    „Habt ihr denn eine Ahnung davon, wozu Weltraumfahrt überhaupt da ist? Habt ihr eine Ahnung davon, worin der Sinn menschlichen Lebens besteht?"
    Die Drohung verschwand aus den Gesichtern und machte Unsicherheit, Neugier und hier und da echtem Interesse Platz.
    „Ihr könnt es nicht wissen. Woher auch?" fuhr Eric fort. „Aber ich sehe euch an, daß ihr euch für die Wahrheit öffnet. Dummheit, Bösartigkeit und Ignoranz waren nur Masken. Sie sind von euch abgefallen."
    Er hob die Stimme ein wenig.
    „Die Art von Weltraumfahrt, die heute üblich ist, ist nichts als eine Übergangsphase. Sie kann nichts anderes sein, denn sie führt unweigerlich zu perversen Fehlleistungen und Auswüchsen. Sie bringt uns der Erfüllung des Sinnes menschlicher Existenz um keinen Schritt näher.
    Nein, ich sage euch: Weltraumfahrt ist eine schon fast heilige Angelegenheit, deren Ziel im Endeffekt nur sein darf, ein gravitationales und psionisches Feld im Weltraum zu finden, wo menschliches Leben in eine andere Zustandsform übergeht und sich selbst versteht. Diese Daseinsform heißt STAC.
    Hört auf euch selbst! Jeder Mensch hat in sich eine innere Stimme, die allerdings für sich allein nicht vernehmbar ist. Aber wenn er sich mit genügend Gleichgesinnten zusammentut und in den Weltraum aufbricht, dann vereinigen sich die vielen inneren Stimmen zu einem Ruf und zu einem Lotsen, der zu STAC führen wird.
    Niemand sollte aber versuchen, sich mit Angehörigen anderer Völker auf die Suche nach STAC zu begeben. Es müßte fehlschlagen, denn jede planetare Zivilisation hat ihr eigenes STAC, das für Angehörige anderer Zivilisationen unerreichbar ist. Deshalb soll jede Zivilisation sich nur um ihr eigenes STAC kümmern.
    Geht auf die Suche! Wenn möglich sofort! Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis. In STAC werdet ihr unvergänglich sein. Nichts ist absurder als eure heutige Sicht des Universums. In STAC werdet ihr diese absurde Sicht überwinden und euch öffnen für das allumfassende Verständnis, das Ursache und Wirkung nicht voneinander trennt, sondern als Einheit begreift. Geht, Freunde!"
    Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und sah sich um. Verblüfft erkannte er in den Gesichtern und Augen seiner Zuhörer Faszination und bei einigen sogar so etwas wie Gläubigkeit.
    Er lächelte verlegen, denn mit einem solchen Erfolg seiner Rede hatte er nicht gerechnet. Unsicher fragte er sich, ob er die Menschen überzeugt oder nur in seinen Bann geschlagen hatte.
    Beifälliges Gemurmel kam auf. Die Menschen drängten sich um den Tisch, als Eric linkisch hinabstieg, fühlte er seine Hände ergriffen und geschüttelt. Einige Leute erkundigten sich sogar nach dem nächsten Raumschiff zu STAC. Sie mußten ihn gründlich mißverstanden haben.
    Er antwortete ihnen, daß vor der Suche nach STAC die Suche nach Gleichgesinnten käme.
    Als seine Zuhörer sich zerstreut hatten, stand nur noch eine Frau bei ihm. Es war die Frau, die ihm zuerst vor dem Lokal begegnet war und die während des Streitgesprächs eine Meinung geäußert hatte, die der seinen nahekam.
    „Ich bin Dunka Rabanez", sagte sie, und ihre braunen Augen leuchteten dabei. „Du hast ausgesprochen, was ich teilweise schon dachte oder unterbewußt fühlte, aber nie richtig formulieren konnte. Doch deine Vorstellung läßt sich nur dann verwirklichen, wenn du in die Politik gehst. Das Talent zu einem Politiker hast du, und ich würde dich sehr gern unterstützen."
    „Daran hatte ich noch nicht gedacht", erwiderte er und

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