1095 - Das Ende eines Porleyters
mitzuprojizieren. Und so besaß das semiorganische Gewebe auch die Eigenschaft, dem Träger physische Energien zuzuführen.
Dieser Tatsache verdankte er es letztlich, daß er die Kraft fand, gegen die geistige und körperliche Zersetzung anzukämpfen und sich zu behaupten.
„Ihr Körper ist kaum mehr durchscheinend, Lethos", meldete sich wieder die Stimme der Hamiller-Tube, und lauter diesmal. „Können Sie den Prozeß der Verstofflichung nicht beschleunigen? Auf Rustoner bahnt sich eine Katastrophe an."
Lethos-Terakdschan wollte antworten, doch hatte er sich noch nicht genügend gefestigt, um irgendwelche Laute von sich geben zu können. Er wußte es sich selbst nicht zu erklären, wieso ihm von allen Sinnen nur das Gehör verblieben war.
„Ein Porleyter ist tot", meldete sich wieder die Hamiller-Tube. „Der andere hat ihn ungewollt getötet, macht aber nun die Mannschaft der BASIS dafür verantwortlich. Es muß etwas getan werden, bevor Menschen zu Schaden kommen."
Lethos-Terakdschan gelangte mit einer letzten Willensanstrengung aus dem Gefängnis zwischen den Dimensionen.
„Endlich!" wurde er von der Hamiller-Tube begrüßt. „Ich kann Sie orten, Ihre Individualschwingungen empfangen. Ist wieder alles in Ordnung mit Ihnen?"
„Ich kann nicht glauben, was du gesagt hast", sagte der Hathor und lauschte zufrieden dem Klang seiner Stimme. „Wie kam es zum Tod des Porleyters?"
„Irgend etwas scheint mit ihren Kardec-Schilden nicht zu stimmen", antwortete die Hamiller-Tube. „Ich weiß zuwenig darüber, aber es scheint eine Rückkopplung zwischen Schild und Träger zu geben, wobei psychische Instabilität des Trägers die Wirkungsweise des Schildes beeinflußt. Wie auch immer, der überlebende Porleyter hat die Kontrolle verloren und ist zum Amokläufer geworden. Ich habe alles über Fernortung beobachtet und muß ernstlich um das Leben der BASIS-Mannschaft fürchten."
„Ich möchte sehen, was sich auf der Planetenoberfläche tut", verlangte Lethos-Terakdschan.
Die Bildschirme flammten auf und zeigten in verschiedenen Ausschnitten Teile der Insel, auf der die Besatzung der BASIS abgesetzt worden war. Unter der starken Vergrößerung der durch Sonden übermittelten Bilder litt zwar die Schärfe, doch genügte sie Lethos, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Das Landefeld mit den einundfünfzig Beibooten lag verwaist da. In unmittelbarer Nähe befanden sich nur ein paar Tierherden. Es hatte fast den Anschein, als hätten sie sich hierher schutzsuchend zurückgezogen.
Ein Monitor zeigte eine Waldlichtung mit rauchenden Ruinen. Auf anderen Bildschirmen war zu sehen, wie der Porleyter Menschengruppen durch die Wildnis einem gemeinsamen Sammelplatz zutrieb. Ein Monitor zeigte diesen Sammelplatz. Es handelte sich um einen breiten und über die ganze Ostküste verlaufenden Sandstrand, auf dem sich bereits weit mehr als zweitausend Menschen drängten.
Einzelheiten waren nicht zu erkennen, aber der Vergleich mit einer Herde von willenlosen Schlachtopfern drängte sich Lethos-Terakdschan förmlich auf.
„Gibt es auf Rustoner keine Stützpunkte der LFT oder der kosmischen Hanse?" fragte er.
„Die Behörden des Planeten halten sich strikt an die Anweisungen, keinen Einfluß auf die Geschehnisse zu nehmen, die sich auf der Insel abspielen", antwortete die Hamiller-Tube.
Lethos-Terakdschan überlegte nicht lange.
„Wir müssen mit der BASIS runtergehen", beschloß er. „Eine andere Möglichkeit, den Bedrängten zu helfen, sehe ich nicht."
„Aber die BASIS ist nicht für die Landung auf Planeten geschaffen", gab die Hamiller-Tube zu bedenken.
„Ich denke nicht an eine Landung", erwiderte Lethos-Terakdschan. „Ich möchte, daß du einen Kurs berechnest, der uns so nahe wie möglich an der Insel vorbeifliegen läßt, ohne daß irgendwelche Schäden angerichtet werden."
„Ich verstehe", sagte die Hamiller-Tube. „Es soll sich um ein Ablenkungsmanöver für den Porleyter handeln."
„Stimmt", bestätigte Lethos-Terakdschan. „Ich möchte den Bedrängten zu einer Atempause verhelfen und dem Porleyter ein anderes Ziel für seine Aggressionen bieten.
Beeile dich, Hamiller. Es geht um Menschenleben!"
7.
Nono verlor endgültig die Geduld.
Er wollte sich nicht länger mehr der Mühe unterziehen, seine Gefangenen aus allen Teilen der Insel zusammenzutreiben, um sie an einem Ort zu versammeln. Es ging längst nicht mehr darum, die Schuldfrage für den Robot-Zwischenfall auf der BASIS zu
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