1097 - Begegnung in der Unendlichkeit
schwebte zu einem großen Materiebrocken hinüber.
Vorsichtig lenkten sie sich mit Hilfe ihrer in den Raumanzügen integrierten Antigravgeräte daran entlang.
„Da ist es", rief Andrej Sokonic. „Siehst du es?"
„Tatsächlich", seufzte sie. Ein unbändiges Glücksgefühl erfaßte und überwältigte sie, so daß sie kaum sprechen konnte. „Das STAC."
„Ich wußte, daß wir es finden würden, Beverly. Keinen einzigen Moment habe ich daran gezweifelt."
„Es ist noch weit von uns entfernt, Andrej."
Das weiß schimmernde Netz, das er entdeckt hatte, hing zwischen mächtigen Materiebrocken, und der Astronavigator schätzte, daß sie durch wenigstens hundert Kilometer von ihm getrennt wurden.
„Das schaffen wir nicht im Raumanzug", erklärte er. „Wir müssen die Space-Jet noch weiter reparieren, damit wir sie besser lenken können."
„Sollten wir nicht eine Antigravplattform konstruieren, indem wir einige Teile ausbauen?" fragte sie fiebernd vor Erregung. „Damit könnten wir zum STAC fliegen."
Er stieß sich hastig von einem Materiebrocken ab, stürzte sich auf Beverly und riß sie mit sich. Erschrocken schrie sie auf.
„Was ist los?"
„Sei still."
„Andrej, ich ..."
„Halte den Mund!" fauchte er sie an.
Jetzt endlich begriff sie. Ängstlich klammerte sie sich an ihn und sah sich um.
Undurchdringlich erscheinende Schwärze umgab sie. Das Netz lag irgendwo hinter hin und her taumelnden Materiebrocken.
Dann aber blitzte es in ihrer Nähe auf. Ein blendend heller Energiestrahl zuckte weit an ihnen vorbei. Er galt nicht ihnen, sondern einer Space-Jet, die sich zwischen den Trümmerstücken bewegte.
Beverly Freden schloß die Augen, als das Beiboot in einem Feuer ball verging, der wie eine Kleinstsonne zwischen den Materiebrocken erschien. Im Widerschein der Glut erkannte sie ein riesiges, lanzenförmiges Raumschiff. Es war schwarz. Einer seiner Flügel ragte über einen kleinen Materiebrocken hinaus, und das ihn umgebende Schutzfeld drückte ihn hinweg.
Jetzt wußte sie, weshalb Andrej Sokonic sie zur Seite gerissen hatte.
Sie trieben durch eine Lücke zwischen zwei Materiebrocken und hatten sich mittlerweile mehr als einen Kilometer von ihrer Space-Jet entfernt.
Hoffentlich finden wir das Beiboot wieder, dachte sie.
Sie erreichten einen Materiebrocken, der eine Kantenlänge von etwa hundert Metern hatte, und Andrej Sokonic zog sie in eine Felsspalte. Er griff nach der Schaltung ihres Antigravs.
Sie nickte, da sie mit seiner Vorsichtsmaßnahme einverstanden war. Die Fremden waren so nahe, daß sie sich so unauffällig wie nur irgend möglich verhalten mußten.
Noch immer verbreitete die zerstörte Space-Jet ein, wenig Licht. Der Bug des schwarzen Raumschiffs schob sich durch eine Lücke zwischen den Trümmerstücken, und Beverly sah, daß er transparent war. In der Steuerleitzentrale, die in diesem Bereich lag, bewegten sich zahlreiche untersetzte Gestalten. Sie waren avenoid.
6.
Canask brach schon bald unter dem Druck der Folter zusammen. Er gestand, den Jauk erschlagen und seine Leiche versteckt zu haben.
„Warum?" fragte Loudershirk, der mittlerweile zurückgekehrt war.
„Weil er mich bei einem Anschlag auf die Kommunikationsstränge überrascht hat", erwiderte der Chemiker. „Ich habe eine Säure in die Röhre gegeben. Sie befand sich in einem Behälter, doch sie hat sich mittlerweile durchgefressen und große Zerstörungen angerichtet."
„Noch nicht", rief der Sawpane. Dann erteilte er hastig eine Reihe von Befehlen über Interkom. Er schickte mehrere Gerjocks zu den Kommunikationssträngen und befahl ihnen, den Behälter herauszunehmen. „Vielleicht kommt ihr noch rechtzeitig."
Canask richtete seinen zerschundenen Körper auf. Haßerfüllt blickte er seine Peiniger an. Er sagte nichts, aber er wußte, daß die Anstrengungen der Gerjocks vergeblich sein würden. Zuviel Zeit war verstrichen, seit er die Säure in den Behälter gefüllt hatte. Niemand konnte diesen jetzt noch herausheben, ohne ihn zu beschädigen.
„Warum hast du das getan?" fragte Loudershirk. „Wer hat dich gezwungen, gegen uns zu arbeiten?"
„Niemand", entgegnete Canask. „Es war mein freier Entschluß. Du hast mir erklärt, daß ich nicht mehr in meine Heimat zurückkehren werde und bis an mein Lebensende hier bleiben muß. Das war dein entscheidender Fehler."
„Mein Fehler?" sagte Loudershirk Verächtlich. „Wie kannst du nur so töricht sein? Diesen Anschlag wirst du mit deinem Leben
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