1097 - Begegnung in der Unendlichkeit
nicht?"
*
Beverly Freden erwies sich als erstaunlich geschickt, nachdem sie sich von ihrem Schock erholt hatte. In verhältnismäßig kurzer Zeit gelang es ihr, einige wichtige Reparaturen an den positronischen Schaltungen vorzunehmen. Dadurch verbesserte sich die Lage der beiden Weidenburn-Anhänger geringfügig. Sie konnten die Space-Jet besser kontrollieren und brauchten nicht mehr bei jeder Gelegenheit einen Zusammenstoß mit einem Trümmerstück zu befürchten.
Du verstehst eine Menge von deiner Arbeit", lobte Andrej Sokonic sie.
Sie ging mit einem flüchtigen Lächeln über das Kompliment hinweg.
„Allmählich mache ich mir Sorgen", sagte sie.
„Worüber?" fragte er. „Wir werden das STAC bald finden. Bisher haben wir uns nicht gerade viel Mühe gegeben, weil wir uns um die Jet kümmern mußten. Aber das wird jetzt besser."
„Ich denke nicht an das STAC, sondern an die BASIS", erwiderte sie.
„Ach, du meinst, weil wir nun schon so lange geschwiegen haben? Du hältst es für richtig, wenn wir mal wieder Funkverbindung mit der BASIS aufnehmen?"
„Genau das. Wenn wir es nicht tun, werden sie uns suchen. Und wenn wir Pech haben, finden sie uns und holen uns zurück. Das ist eben das, was ich nicht will."
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Beverly. In dieser Trümmerwüste stöbert uns niemand auf. Wir sind absolut sicher."
Da sie durch die Transparentkuppel der Jet so gut wie nichts erkennen konnte, blickte sie auf die Bild- und Ortungsschirme. Auf diesen zeichneten sich die Materiebrocken ab, die sie umgaben. Der nächste war nur etwa vierzig Meter von ihnen entfernt. Er hatte eine Seitenlänge von wenigstens fünfhundert Metern, so daß nicht auszumachen war, wie groß er wirklich war.
Seufzend setzte die Computermechanikerin sich in einen Sessel.
Sie sehnte sich nach dem STAC, von dem sie eine genaue Vorstellung hatte.
Das STAC war ein gravitationales oder psionisches Feld, das es nur im Weltraum gab, und in dem menschliches Leben spontan in eine andere Existenzform übertrat.
Weidenburn hatte gesagt, daß die Weltraumfahrt schon fast eine heilige Angelegenheit war, die man nur mit einem Ziel verfolgen durfte - das STAC zu finden.
Er hatte verkündet, daß jeder in sich eine innere Stimme habe, die ihn schließlich zum STAC führen werde, wenn er sich nur mit Gleichgesinnten zusammentue und in den Weltraum aufbreche.
Alle anderen Formen der Weltraumfahrt, wie Handel, Kolonisation neuer Planeten, Expeditionen zu unerforschten Welten und ähnliches hielt Weidenburn für krasse Fehlleistungen und Auswüchse der Weltraumfahrt, und Beverly Freden hatte sich seiner Ansicht angeschlossen. Sie hatte sich auch nur zur BASIS gemeldet, um sich auf die Suche nach dem STAC machen zu können. Sie war glücklich, daß sie Andrej Sokonic getroffen und in ihm ebenfalls einen Anhänger des STAC-Wissens gefunden hatte.
Waren nicht alle Voraussetzungen für einen Erfolg gegeben?
Sie fühlte, daß sie bereits bis in die unmittelbare Nähe des STAC gekommen war, und sie wußte, daß sie den Gehorsam verweigert hätte, wenn sie zur BASIS zurückgerufen worden wäre.
„Hoppla - was ist das denn?" fragte Andrej Sokonic.
Beverly schreckte aus ihren Gedanken hoch.
„Was ist denn?" fragte sie.
„Da war eben etwas", erwiderte er. „Ein Netz oder so etwas Ähnliches."
„Was meinst du mit einem Netz?"
Er zuckte mit den Schultern und deutete durch die Transparentkuppel der Space-Jet hinaus.
„Die Materiebrocken haben eine Lücke freigelassen, und in dieser Lücke leuchtete etwas, das aussah wie ein Netz. Ich weiß nicht, ob es nah oder fern war. Er ging zum Antigravschacht, polte ihn nach unten um und fuhr fort: „Ich steige aus und sehe mir das von dem Materiebrocken dort aus an. Vielleicht kann ich mehr erkennen."
Sie sprang auf.
„Du meinst, es ist das STAC?"
„Wer weiß? Weidenburn hat nicht gesagt, wie das STAC aussieht und ob man es überhaupt sehen kann. Vielleicht gleicht es einem leuchtenden Netz."
„Ich komme mit." Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck so großer Entschlossenheit an, daß er darauf verzichtete, sie zur Vorsicht zu mahnen und zurückzuweisen. Er hielt es aus verschiedenen Gründen für angeraten, wenn jemand an Bord blieb, doch er erkannte, daß er sich ihr gegenüber nicht durchsetzen konnte, und er selbst war viel zu erregt und zu neugierig, um die Wache über die Jet zu übernehmen.
Gemeinsam mit der jungen Frau verließ er wenig später das Raumschiff und
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