Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1097 - Der Tod aus dem Tunnel

1097 - Der Tod aus dem Tunnel

Titel: 1097 - Der Tod aus dem Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
denn jetzt hörte er es an beiden Ohren, und das erschreckte ihn.
    Ärgerlich öffnete er die Augen.
    Die Mücken waren da!
    Nicht nur eine oder zwei, sondern unzählige kleine Biester, die seinen Kopf umschwirrten. Er konnte sich nicht vorstellen, woher sie kamen. Bei dieser Kälte überlebten sie nicht, da gingen sie ein. Daß sie trotzdem um seinen Kopf schwirrten, begriff er nicht.
    Und sie bissen zu.
    Er spürte die Stiche an verschiedenen Stellen seines Gesichts. Mit den flachen Händen schlug er zu. Er schaffte es, einige von ihnen zu zerklatschen, aber es waren einfach zu viele, um sie alle abzuwehren.
    Sie griffen ihn an, sie umkreisten ihn, sie erwischten auch seine Hände, und die Wolke vor ihm verdichtete sich.
    Es waren keine normalen Mücken, das war ihm längst klargeworden. Sie stachen hart und böse. Ihr Summen hörte sich aggressiv und auch siegesgewiß an. Vor seinem Gesicht bewegten sie sich wie ein zuckender Vorhang, in den Pjotr immer wieder hineinschlug und auch die Hände zusammenklatschte, damit er einige von ihnen erwischte.
    Dann schaute er sich die Hände an.
    Der Atem stockte ihm.
    Die Mücken hatten zugebissen. Auf den Handrücken und auch auf den Innenflächen sah er die Bißstellen oder Wunden. Rote Punkte, aus denen Blut quoll. Das waren mehr als nur normale Mückenbisse. Da hatten ihn schon kleine Monster angegriffen.
    Auf der Stirn und auf den Wangen klebten sie ebenfalls. Sie bissen sofort, und er merkte längst, daß auch über das Gesicht Blut hinweglief.
    Sie zeichneten ihn. Der Angriff war nicht normal, den konnte er sich nicht erklären. Er wußte auch nicht, woher sie gekommen waren. In seiner Nähe mußte sich ein Nest befinden, doch er sah nichts.
    Erst als er schon ziemlich zerstochen war, fiel ihm ein, daß Flucht die einzige Chance war. Er wollte und mußte weg. So schnell wie möglich zu seinem Kumpel laufen. Mit beiden Händen schützte er sein Gesicht und lief zwei Schritte vor.
    Hinter ihm wurde die Tür aufgedrückt. Nicht einmal schnell, völlig normal.
    Er sah es nicht. Er sah auch nicht die Hand, die sich aus dem Türspalt hevorschob. Es war eine breite Klaue, die blitzartig Zugriff und gegen seine Schulter schlug.
    Dort klammerte sie sich fest.
    Pjotr stieß nicht einmal einen Schrei aus, so überrascht war er, als ihn die fremde Gewalt nach hinten zerrte. Er konnte sich nicht dagegen wehren, die andere Kraft war einfach zu mächtig. Sie zog ihn durch die Tür und hinein in das Dunkel.
    Zusammen mit den Mücken verschwand er.
    Pjotr schrie nicht einmal.
    Seine Angst hatte ihn stumm werden lassen. Er wußte instinktiv, daß er hier etwas durchlebte, was nicht normal zu erklären war. Dicht an seinem Ohr hörte er ein Grunzen. Dann wurde er herumgeworfen und zu Boden geschleudert.
    Als er lag, starrte er in die Höhe. Die Mückenstiche waren vergessen. Er konnte nur das sehen, was vor ihm stand.
    Pjotr glaubte, den Verstand zu verlieren…
    ***
    Nina zählte sich zu den Gewinnern. Sie hatte einen guten Job, war Kontrolleurin bei der Bahn und damit dafür zuständig, daß mit der elektronischen Steuerung alles in Ordnung war. Sie konnte froh sein, sie war angesehen und sie kam mit den Kollegen auch prima aus. Zudem lachte die schwarzhaarige Frau sehr gern und erzählte immer die Witze weiter, die sie von ihrem Bruder gehört hatte. Das war natürlich etwas für die männlichen Kollegen, die sich immer freuten, wenn Nina sie mit neuen Zoten beglückte.
    Sie wohnte zwar in Moskau, aber am Stadtrand. In der Pause hätte sie nicht nach Hause fahren können, der Weg war einfach zu weit, und so blieb sie im Bereich ihrer Arbeitsstelle. Sie vertrat sich dann die Beine, wanderte den Bahnsteig entlang, ging auch manchmal nach oben, um sich etwas zu essen zu kaufen und hielt ansonsten die Augen offen. Irgendwie fühlte sie sich verantwortlich für das, was auch außerhalb ihres Dienstbereiches auf dem Bahnsteig geschah.
    Sie haßte es, wenn irgendwelche Typen Menschen überfielen und sie beraubten. Das Image war immer schlechter geworden, und schon manchen Dieb hatte Nina stellen können. So zierlich sie auch war, niemand sah ihr an, daß sie Kampfsport betrieben hatte und noch betrieb.
    Das hatte schon manchem Typ eine böse Überraschung gebracht.
    Wieder einmal war sie unterwegs. Der Spott ihrer Kollegen klang noch in den Ohren nach.
    »Na, wieder auf Streife?«
    »Verbrecher fangen?«
    »Als Sherriff die Bahnsteige säubern?«
    Sie war nicht böse über die Kommentare.

Weitere Kostenlose Bücher