1097 - Der Tod aus dem Tunnel
oben und fuhr mit aller Gewalt in ihre Schulter hinein…
***
Wir hatten den uns unbekannten Raum betreten. Klein war er nicht, das konnten wir irgendwie fühlen. Auch war uns die Sicht auf den hellen Schein im Hintergrund versperrt. Wir mußten erst um einige verpackte, schrankhohe Gegenstände herumgehen, bevor die Lichtinsel deutlicher hervortrat und wir besser sehen konnten.
Da war jemand. Nicht nur einer.
Karina faßte mich am Arm und hielt mich für einen Moment zurück. »Da ist er!«
Ja, er war nicht zu übersehen. Der Schein der Kerzen ließ ihn wie einen Schatten wachsen. Er bewegte sich am Rand entlang, aber wir entdecken auch die zweite Person.
Als wir den Schrei hörten, wußten wir, daß es eine Frau war. Die Szene vor uns erinnerte an ein makabres Schattentheater. Die Frau griff das Monstrum an, und sie schaffte es sogar, den uralten Vampir aufzuhalten.
Er stoppte für einen Moment, dann ging er zurück, so daß sich für uns die Möglichkeit ergab, ungesehen an ihn heranzukommen. Was er tat, war nicht genau zu erkennen, doch seine Hand bewegte sich dabei auf die Brust zu.
Ich hatte meine Beretta Karina gegeben. Meine Hoffnung galt dem Kreuz. Ich wünschte mir, daß es den Blutsauger zerstörte.
Noch sah es nicht danach aus. Er ging wieder auf die Frau zu. Er stach auch zu. Er traf.
Der winselnde Schmerzensschrei der Frau zeigte uns an, daß wir nicht mehr zögern durften…
***
Der Schraubenzieher steckte in Ninas Arm!
Sie wußte es, und sie wunderte sich, daß keine Schmerzen durch ihre Schulter rasten. Es war der erste Schock. Er hatte den rechten Arm taub werden lassen, aber auch sie fühlte sich wie taub, denn sie konnte sich nicht mehr bewegen.
Der Druck und das Wissen, letztendlich doch verloren zu haben, waren einfach zu groß.
Das Monstrum griff an.
Als wäre Nina ein Nichts, ein völliges Leichtgewicht, so faßte er zu und zerrte sie zu sich heran. Sie hatte keine Chance, sich zu befreien. Die Kraft nagelte sie fest, und sie wurde an ihn gedrückt. Mit beiden Händen umfaßte er sie. Sie spürte die Kralle auf ihrer Brust und weiter oben am Beginn des Halses.
Feuchtwarmer Raubtieratem keuchte gegen ihren Nacken. Sie glaubte auch, eine Zunge über die Haut lecken zu spüren, und dann rasten die Schmerzen durch den Arm.
Der Schock war vorbei. Sie riß ihren Mund auf. Der Schrei wurde zu einem Wimmern, während die Welt vor ihren Augen in einen rotschwarzen Nebel eintauchte.
Etwas glitt warm und auch spitz über ihren Hals hinweg. Sie wußte, daß es die Zähne waren. Mochte das Brennen in ihrem Arm auch noch so stark sein, das andere war jetzt wichtiger. Plötzlich klärte sich auch ihr Blick.
Hinter ihr kratzten die Zähne über die nackte Haut. Die Krallen hatten über der Brust den Stoff zerrissen und rote Streifen auf der Haut hinterlassen.
In einer verzweifelten Bewegung warf sie den Kopf zurück. Ein verzweifeltes »Neinnn…« verließ ihren Mund - und sie hörte plötzlich eine andere Stimme.
Die eines Mannes.
»Laß es!«
Der Mann stand vor ihr.
Und er hielt ein Kreuz in der Hand!
***
Karina hatte sich von John Sinclair getrennt. Der Gedanke war ihr plötzlich gekommen. John hatte nichts dagegen gehabt. Es war einfach besser, den Unhold in die Zange zu nehmen. Auf zwei oder sogar auf drei Personen konnte er sich schlecht konzentrieren.
Der jungen Frau, die in seinen Klauen hing, ging es schlecht. Die Kerzen strahlten beide gut an, und so hatte Karina auch den Schraubenzieher gesehen, dessen Griff aus dem rechten Oberarm der bedauernswerten Person hervorragte.
Schmerzen und Schock mußten sich bei ihr in etwa die Waage halten, aber sie litt jetzt stärker unter den Schmerzen, denn das Jammern war deutlich zu hören.
Sicherheitshalber hatte die Russin einen etwas weiteren Bogen geschlagen. Sie ging auch nicht so schnell und trat vorsichtig auf. Der Unhold sollte sie nicht sehen. Wenn er jemand entdeckte, dann war es John, der vor ihm erscheinen wollte.
Sie hatten sich zeitlich nicht abgesprochen. Karina war davon ausgegangen, daß es irgendwie paßte, und als sie noch schneller lief und sich drehte, um hinter den Rücken der beiden zu gelangen, da erschien der Geisterjäger.
»Laß es!« sagte er.
Sie sah auch das Kreuz in seiner Hand.
Jetzt war sie hinter dem Monstrum. Sie sah den breiten Rücken und auch die halb zerfetzte Kleidung. Noch zwei Schritte ging sie an die Gestalt heran. Dann berührte die Mündung der Beretta den Körper, und Karina
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