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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Pelikan- und den Yellowstonefluß herüber gekommen, wollte morgen vormittag über den Bridge-Creek und dann gerade westlich nach dem Feuerlochflusse reiten. Dort arbeitete der Geiser, welcher von den Indianern K'un-tui-temba, d.i. Höllenmaul genannt wird und in dessen Nähe das Häuptlingsgrab als Ziel des weiten Rittes lag.
    Dieser war weit schneller vonstatten gegangen, als man vorher hatte denken können. Obgleich das Ziel sich bereits in ziemlicher Nähe befand, waren noch volle drei Tage bis zum Vollmonde, und Old Shatterhand war der Überzeugung, daß die Sioux-Ogellallah unmöglich bereits hier sein könnten. Er bemerkte im Laufe des Gesprächs:
    „Sie können kaum Bottelers Range erreicht haben, und wir sind also vor ihnen sicher. Laßt immerhin die Feuer brennen, bis nachher der Mond hinter den Bergen aufsteigt. Andere menschliche Wesen als die Sioux haben wir nicht zu erwarten. Wir haben gar nichts zu befürchten.“
    „Und wie ist von Bottelers Range sodann der Weg herauf, Sir?“ fragte Martin Baumann.
    „Wollt Ihr ihn vielleicht reiten, junger Freund?“
    Martin bemerkte den forschenden Blick nicht, welchen Old Shatterhand bei dieser Frage auf ihn warf, antwortete aber dennoch mit einer kleinen, nicht ganz zu beherrschenden Verlegenheit:
    „Ich interessiere mich natürlich für denselben, weil mein Vater ihn zu reiten hat. Ich habe gehört, daß er sehr gefährlich sein soll.“
    „Das will ich nicht behaupten. Man hat natürlich die Nähe der Geiser und sodann diejenigen Stellen zu vermeiden, an welchen die Erdrinde so dünn ist, daß man beim Betreten derselben durchbrechen würde. Man reitet von Bottelers Range im Tale des Flusses aufwärts, an erloschenen Vulkanen vorüber. Nach vier bis fünf Stunden gelangt man in den unteren Cañon, welcher eine halbe Meile lang und wohl tausend Fuß tief in den Granit geschnitten ist. Nach abermals fünf Stunden erreicht man einen Berg, von dessen Spitze zwei parallele Felsenmauern fast dreitausend Fuß tief herniederlaufen. Das wird die Rutschbahn des Teufels genannt. Drei Stunden später gelangt man an die Mündung des Gardinerflusses, dem man nun aufwärts zu folgen hat, weil man am Yellowstone-River nicht mehr vorwärts kann. Dann reitet man an den Washburnebergen und dem Cascade-Creek entlang, welch letzterer wieder nach dem Yellowstone führt. Er mündet zwischen den oberen und unteren Fällen desselben, und man befindet sich somit an dem Rand des großen Cañon, welcher wohl das größte Wunder des Yellowstonebassins bildet.“
    „Kennt Ihr dieses Wunder, Sir?“ fragte der dicke Jemmy.
    Auch diesem Frager warf Old Shatterhand einen heimlich forschenden Blick zu, bevor er antwortete:
    „Ja. Er ist wohl über sieben deutsche Meilen lang und mehrere tausend Fuß tief. Die Wände fallen geradezu lotrecht in die Tiefe, und nur ein völlig schwindelfreier Mensch darf es wagen, nach dem Rand hinzukriechen, um in die schauerliche Tiefe zu blicken, in welcher der vorher zweihundert Fuß breite Fluß wie ein dünner Faden erscheint. Und doch ist es dieser Faden gewesen, welcher sich im Verlauf von Jahrtausenden so tief in die Felsen eingeschnitten hat. Die Wogen brausen unten an den massiven Steinmauern mit fürchterlicher Schnelligkeit dahin, droben aber ist von ihrem Wüten nichts zu hören. Kein Sterblicher kann da hinab, und wenn er es könnte, er vermöchte doch nicht, nur eine Viertelstunde es auszuhalten. Es würde ihm an der Luft fehlen. Das Wasser des Flusses ist warm, sieht wie Öl aus, besitzt einen ekelhaften Schwefel- und Alaungeschmack und verbreitet einen Gestank, der nicht zu ertragen ist. Geht man am Cañon aufwärts, so erreicht man die unteren Fälle des Flusses, wo dieser sich aus einer Höhe von vierhundert Fuß in die grauenvolle Tiefe stürzt. Eine Viertelstunde weiter aufwärts fällt der Strom abermals weit über hundert Fuß herab. Von diesen oberen Fällen bis hierher würde ein Reiter ungefähr neun Stunden brauchen. Das macht also von Bottelers Range aus zwei tüchtige Tagesritte, welche wir den Sioux-Ogellallah voraus sind. Genau kann diese Rechnung allerdings nicht sein; aber einige Stunden mehr oder weniger sind ja nicht von Belang. Es genügt uns zu wissen, daß unsere Feinde noch nicht hier sein können.“
    „Und wo werden sie sich morgen um diese Zeit befinden, Sir?“ fragte Martin Baumann.
    „Am oberen Ausgang des Cañons. Habt Ihr einen Grund, das so genau wissen zu wollen?“
    „Einen direkten nicht; aber Ihr

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