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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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du nicht unschuldig bist.“
    Wohkadeh sah recht wohl ein, daß er sich fügen müsse. Er hatte sich bis jetzt geweigert, um Eindruck auf diejenigen zu machen, welche dem Häuptling nicht wohlgesinnt waren.
    „Wenn du das meinst, so will ich mich fügen“, sagte er. „Meine Sache ist gerecht. Ich kann Eurem Spruch in Ruhe entgegensehen und ergebe mich also bis dahin in eure Hände.“
    Er stieg ab und legte seine Waffen zu den Füßen des Häuptlings nieder. Dieser sagte einigen der ihm Nahestehenden ein leises Wort, und sogleich zogen sie Riemen hervor, um Wohkadeh zu binden.
    „Uff!“ rief er zornig. „Habe ich gesagt, daß ich Euch die Erlaubnis auch dazu gebe?“
    „Diese Erlaubnis nehme ich mir“, antwortete der Häuptling. „Bindet ihn und legt ihn in eine Ecke ganz allein, damit er nicht mit diesen Bleichgesichtern sprechen oder ihnen winken kann!“
    Was hätte Widerstand geholfen? Er hätte die Sache nur verschlimmert; darum ergab sich Wohkadeh in sein Schicksal. Er wurde an Händen und Füßen gefesselt, so daß er sich nicht bewegen konnte, und in eine Ecke niedergelegt. Damit ihm ja nicht etwa der Gedanke an Flucht beikomme, mußten zwei Sioux sich bei ihm niedersetzen.
    Ein alter Krieger trat zu dem Häuptling und sagte zu ihm:
    „Es gingen der Winter viel mehr über mein Haupt als über das deinige; darum darfst du mir nicht zürnen, wenn ich dich frage, ob du wirklich Gründe hast, Wohkadeh für einen Verräter zu halten.“
    „Ich will dir antworten, weil du der älteste der Krieger bist, die bei mir sind. Ich habe keinen eigentlichen Grund als nur den einen, daß eines dieser gefangenen Bleichgesichter, nämlich das jüngste, dem Bärentöter, welcher dahinten bei den Pferden liegt, sehr ähnlich sieht.“
    „Kann das ein Grund sein?“
    „Ja. Ich werde es dir beweisen.“
    Er trat zu den Gefangenen, welche, ohne ihm helfen zu können, gesehen und gehört hatten, was Wohkadeh so nutzlos für sie wagte. Leider verstand weder Jemmy noch Davy die Sprache der Sioux in der Weise, daß sie alles, was Wohkadeh vorgebracht hatte, wußten.
    Der schlaue Häuptling nahm eine weniger harte Miene an und sagte:
    „Wohkadeh hat, bevor er von uns ging, eine Tat begangen, über welche wir beraten müssen. Daher ist er einstweilen gefangengenommen worden. Zeigt es sich, daß die Bleichgesichter ihn damals noch nicht gekannt haben, so werden sie ihre Freiheit wiedererhalten. Welche Namen tragen die weißen Männer?“
    „Wollen wir sie ihm sagen?“ fragte Davy seinen dicken Freund.
    „Ja“, antwortete Jemmy. „Vielleicht bekommen sie da ein wenig Respekt vor uns.“
    Und sich an den Häuptling wendend, fuhr er fort:
    „Ich heiße Jemmy-petahtscheh, und dieser lange Krieger ist Davy-honskeh. Du wirst diese Namen bereits gehört haben.“
    „Uff!“ erklang es im Kreise der dabeistehenden Sioux.
    Der Häuptling warf ihnen einen strafenden Blick zu. Auch er war überrascht, diese so viel genannten Jäger in seiner Gewalt zu haben, ließ sich aber nicht das geringste davon merken.
    „Der ‚Schwere Mokassin‘ kennt eure Namen nicht“, antwortete er. „Und wer sind diese beiden Männer?“
    Er hatte sich mit seiner Frage, welche Frank und Martin betraf, wieder an Jemmy gewendet. Davy flüsterte diesem zu:
    „Um Gottes willen, nenne die Namen nicht!“
    „Was hat das Bleichgesicht dem anderen zu sagen?“ fragte der Häuptling in strengem Tone. „Es mag derjenige antworten, den ich gefragt habe!“
    Jemmy mußte sich zu einer Unwahrheit entschließen. Er nannte den ersten besten Namen, der ihm einfiel, und gab Frank und Martin für Vater und Sohn aus.
    Der Blick des Häuptlings glitt forschend von dem einen der Genannten zu dem anderen, und ein höhnisches Lächeln ging über sein Gesicht. Doch sagte er in ziemlich freundlichem Ton:
    „Die Bleichgesichter mögen mir folgen.“
    Er schritt nach dem hinteren Teil des Hofes zu.
    Das scheinbare Haus war jedenfalls früher ein ungeheures Felsenstück gewesen, aus Feldspat bestehend und von weicheren Teilen durchsetzt. Diese letzteren waren vom Regen ausgewaschen worden, und während der Spat diesem und dem Wetter widerstanden hatte, war ein Gebilde entstanden, welches einem langen, von hohen Mauern umschlossenen Hofe glich, der durch Querwände in mehrere Abteilungen zerlegt wurde.
    Die hinterste derselben war die größte. Sie bot so viel Raum, daß sämtliche Pferde der Ogellallah darin Platz gefunden hatten. In einem Winkel lagen sechs Weiße, auch

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