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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß der scheinbar feste Boden eine zähflüssige, unergründlich tiefe Masse sei, deren Umarmung er nur dadurch entgehen konnte, daß er sich augenblicklich zur Seite warf. Bodenrisse öffneten sich schnell vor ihm, daß er, da es zu spät war, anzuhalten, sich in weiten Sätzen, wie man sie nur in der Todesangst zu machen wagt, über sie hinweg retten konnte.
    Der Häuptling war im Laufen und Springen noch von keinem überwunden worden, jetzt aber verspürte er die Folgen des Kolbenhiebes. Sein Kopf wurde schwer; vor den Augen brannte es glühend rot; die Lunge versagte ihm den Dienst, und die Beine begannen zu ermatten. Er wollte einen Augenblick ausruhen und blickte sich jetzt zum erstenmal um. Wie durch einen blutigen Nebel erkannte er, daß ein Verfolger sich ganz nahe hinter ihm befand; aber er sah nicht die Gesichtszüge desselben, sah nicht einmal, daß der Betreffende nur fast noch ein Knabe war.
    Entsetzt floh der ‚Schwere Mokassin‘ weiter. Er hatte keine Waffe bei sich und hielt den Verfolger für bewaffnet. Wohin sollte er vor demselben fliehen? Vor sich, hinter sich und zur linken Hand neben sich wußte er geöffnete Schlünde, die ihn zu verschlingen drohten. Zur Rechten hatte er die senkrecht aufsteigende Felsenwand. Seine Kräfte waren fast zu Ende. Er sah sich verloren.
    Da erblickte er eine stufenartige Hervorragung des Felsens, schräg über derselben eine zweite, dritte, vierte und noch mehrere. Das waren die Felsen, auf denen Old Shatterhand sich damals zu Pferde emporgerettet hatte. Hier und nur hier allein konnte auch er jetzt Rettung finden. Er strengte seine letzten Kräfte an und schnellte sich von Stufe zu Stufe höher.
    Ebenso plötzlich, wie die Schlammlöcher vorhin ihre Tätigkeit begonnen hatten, hörten sie jetzt auf. Die Luft wurde klar; man konnte wieder so deutlich sehen wie vorher.
    Da erklang ein lauter Angstschrei durch das Tal. Der Neger Bob war es, der ihn ausstieß.
    „Massa Martin! Mein gut Massa Martin! Häuptling ihn töten wollen, Masser Bob aber ihn retten.“
    Er deutete nach der bereits beschriebenen Felsenkanzel und stürzte dann eiligen Laufes auf dieselbe zu. Man sah die beiden Genannten auf Tod und Leben miteinander ringen. Der Sioux hatte Martin mit gewaltigen Armen gepackt und versuchte, ihn in die Tiefe zu schleudern. Aber er war ja ermattet und beinahe betäubt; es gelang dem gewandten, mutigen Knaben, sich ihm immer wieder zu entwinden. Bei einer solchen Gelegenheit wich Martin so weit wie möglich zurück, holte aus und rannte mit aller Macht auf den Häuptling ein. Dieser verlor das Gleichgewicht, griff konvulsivisch mit beiden Händen in die Luft, verlor den Boden unter den Füßen und stürzte, ein Angstgebrüll ausstoßend, von dem Felsen herab und in das unten gähnende Schlammloch hinein, dessen grauenvoller Rachen ihn sofort verschlang.
    Das hatten alle gesehen, die sich in dem Talkessel befanden. Im vorderen Teil desselben erscholl lautes Jubelgeschrei, im Hintergrund dagegen das Geheul der Sioux-Ogellallah, welche hatten zusehen müssen, daß ein Knabe ihren berühmten Häuptling überwand. Das war eine nie auszulöschende Schande für sie.
    All dieses Geschrei und Geheul aber wurde von Bobs Stimme durchdrungen. Der Neger schnellte von Stein zu Stein empor, unartikulierte Töne des Jubels und Entzückens ausstoßend, und riß dann, oben angekommen, den Sieger in seine Arme.
    „Braver Junge!“ meinte Jemmy. „Mir hat das Herz gebebt um ihn. Ihnen nicht auch, Frank?“
    „Na, mir erscht recht!“ antwortete der Sachse, sich eine Freudenträne aus dem Auge wischend. „Ich hätte aus purer Herzensangst gleich Sirup schwitzen können. Nun aber is alles gut. Das verwegene Kerlchen hat gesiegt, und mit den Ogellallah werden wir jetzt keenen Summs mehr machen. Wir zwingen sie, ihre Nacken unter das kulinarische Joch zu beugen.“
    „Kulinarisch? Was fällt Ihnen ein? Das ist – – –“
    „Schweigen Sie ergebenst!“ unterbrach der Kleine ihn in strengem Ton. „In eenem solchen Oogenblick schtreite ich mich nich mit Ihnen, sonst könnte es Ihnen sehr leicht ergehen wie dem Tischler mit dem Winkelmaß, den der Wolf mit samt dem ganzen Großherzogtum Polen fraß. Ich sehe es kommen, daß die Sioux sich ergeben müssen. Dann wird hier een allgemeiner Völkerfrieden geschlossen, an dem ooch wir beede teilnehmen müssen. Geben Sie mir Ihre Hand! Seid verschlungen, Millionen! Et in terra Knax!“
    Er schüttelte dem über diese neue sprachliche

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