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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Konfusion lachenden Dicken die Hand und eilte davon, um Martin Baumann, welcher mit Bob von dem Felsen herabgestiegen kam, zu beglückwünschen.
    Auch die anderen taten dies mit Ausdrücken freudigster Anerkennung. Dann wendete Old Shatterhand sich laut an die Versammelten:
    „Mesch'schurs, versucht jetzt nicht, die Pferde zurückzuholen; sie sind uns sicher genug. Auch den Sioux sind die ihrigen davongegangen. Diese Leute müssen einsehen, daß sie, selbst wenn wir sie nicht hier eingeschlossen hätten, ohne ihre Tiere verloren wären. Sie können sich nur retten, indem sie sich uns ergeben. Dazu kommt der Eindruck der hier tätigen unterirdischen Gewalten, der Tod ihres Anführers und – was ich in aller Bescheidenheit sage – die Anwesenheit von Winnetou und Old Shatterhand nebst so vielen anderen berühmten Jägern und Kriegern. Bleibt hier zurück! Ich werde mich mit Winnetou zu ihnen begeben. In einer halben Stunde wird es entschieden sein, ob Menschenblut vergossen werden soll oder nicht.“
    Er schritt mit dem Häuptling der Apachen dem Grabmal zu, hinter welchem sich die Sioux befanden. Das war ein außerordentlich kühner Gang, den nur zwei Männer wagen konnten, welche wußten, daß schon ihr bloßer Name den Feind in Schrecken versetzen werde.
    Jemmy und Davy sprachen leise miteinander. Sie beschlossen, das Beste zu tun, was sie jetzt überhaupt vornehmen konnten, nämlich die Friedensbestrebungen Old Shatterhands zu unterstützen.
    Die verbündeten Indianer waren natürlich wenig geneigt, den Feind zu schonen. Der Bärenjäger hatte mit seinen fünf Gefährten so Schreckliches erduldet, daß diese sechs Männer wohl auch nach Rache verlangten. Old Shatterhand aber war es zuzumuten, daß er sich jeder Grausamkeit nötigenfalls mit den Waffen widersetzen werde. Das konnte zu betrübenden Szenen führen, und dem mußte vorgebeugt werden.
    Darum versammelten die beiden Freunde die Anwesenden alle um sich, und Jemmy hielt eine Rede, in welcher er seine Ansicht erklärte, daß Milde und Versöhnung das vorteilhafteste für beide Lager sei. Es war freilich vorauszusehen, daß im Falle eines Kampfes die Sioux vernichtet würden; aber wie viele Menschenleben mußten dabei geopfert werden! Und dann war es sicher, daß sämtliche Stämme der Sioux die Kriegsbeile ausgraben würden, um sich an den Urhebern dieses ebenso unmenschlichen wie nutzlosen Blutbades zu rächen. Er schloß seine Rede mit den Worten:
    „Die Schoschonen und Upsarokas sind tapfere Krieger, und kein anderer Stamm kommt ihnen gleich. Aber die Sioux sind gegen sie wie Sand in der Wüste. Wenn es zum Vergeltungskrieg kommt, so werden viele Väter, Mütter, Frauen und Kinder der Schlangen- und Krähenindianer ihre Söhne, Männer und Väter beweinen. Bedenkt, daß ihr selbst euch in unseren Händen befunden habt! Old Shatterhand und Winnetou haben Tokvi-tey und seinen Sohn Moh-aw mitten aus ihrem Lager geholt und auch Oiht-e-keh-fa-wakon und den ‚Hundertfachen Donner‘ am Baum besiegt. Wir hätten alle ihre Krieger vernichten können, haben es aber nicht getan, denn der große Geist liebt seine Kinder und will, daß sie als Brüder einträchtig beieinander wohnen sollen. Meine roten Brüder mögen einmal versuchen, wie wohl es tut, verziehen zu haben. Ich habe gesprochen!“
    Diese Rede machte einen tiefen Eindruck. Baumann war bereit, von aller Rache abzusehen; seine geretteten Gefährten stimmten ihm bei. Die Indianer gaben auch, wenn auch nur im stillen, dem Sprecher recht. Sie lebten sicher nicht mehr, wenn Old Shatterhand sie hätte vernichten wollen. Nur einer war mißvergnügt über Jemmys Worte, der Anführer der Upsaroka.
    „Der ‚Schwere Mokassin‘ hat mich verwundet“, sagte er. „Sollen die Sioux das nicht büßen?“
    „Der ‚Mokassin‘ ist tot. Der Schlamm hat ihn und seinen Skalp verschlungen. Du bist gerächt.“
    „Aber die Ogellallah haben uns unsere Medizinen gestohlen!“
    „Sie werden sie euch zurückgeben müssen. Du bist ein starker Mann und würdest viele von ihnen töten; aber der gewaltige Bär ist stolz; er verschmäht es, die kleine, feige Ratte zu zermalmen.“
    Diese Vergleichung brachte die beabsichtigte Wirkung hervor. Der riesige Medizinmann fühlte sich geschmeichelt. Er war ja Sieger, mochte er seine Feinde töten oder ihnen verzeihen. Er schwieg.
    Bald kehrten Old Shatterhand und Winnetou zurück, zum freudigen Erstaunen aller an der Spitze der Ogellallah, welche ihnen in einer langen

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