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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kleben. Die Weltgeschichte muß sehr pfiffig angepackt werden. Sie darf gar nichts merken, daß man sich groß mit ihr abgeben will, sonst wird sie scheu und wirft eenen aus dem Sattel. Ich hab's richtig angefaßt und sitze fest. Ihr aber liegt unten und denkt trotzdem, wunder was Ihr leisten könnt. Und was den Silbermann betrifft, so bin ich als geborener und anhänglicher Sachse sein Landsmann und muß also am allerbesten wissen, wie es sich mit seiner Ziehharmonika verhalten hat. Und mit Fulton dürfen Sie mir erseht recht nich kommen. Den kenne ich inwendig und ooch auswendig. Er is der Dichter des schönen Abendliedes von der goldenen Abendsonne, welches drüben in Deutschland jedes Schulkind singen lernt. Der erste Vers lautet:
    ‚Wer hat dich, du schöner Wald,
Off gebaut so schön?
Nie kann, wenn die Büchse knallt,
Deinen Glanz ich sehn!‘
    Und jetzt nach diesem Alibibeweise werden Sie so rechtlich denkend sein, mir zuzugeben, daß ich Sie in den Wissenschaften überflügelt habe und Ihnen ganz besonders in der Weltgeschichte überlegen bin. Nich?“
    „Ja, wir geben es zu“, lachte Fred. „Sogar in der Dichtkunst sind Sie unser Meister. Sie haben es in derselben, wie ich eben hörte, so weit gebracht, die Anfänge dreier Volkslieder in einer einzigen Strophe zu bringen.“
    „Oh, das is gar nich schwer. Bei mir kommen die Jamben eben nur so gesäuselt. Ich gloobe nich, daß ich mich in Beziehung off die Künste und Wissenschaften vor eenem anderen zu verstecken brauche. Ich habe sogar schon off dem Kamme geblasen. Doch will ich mich nich etwa überheben. Das sind angeborene Vorzüge, off welche sich een bescheidener Charakter nichts einbildet, und darum nehme ich es Ihnen ooch gar nich etwa übel, wenn Sie sich mal von Ihrem Irrtum hinreißen lassen, zu denken, daß Sie gescheiter sind, als ich es bin. Da habe ich gern Nachsicht, denn ich weeß doch, wer ich bin, und denke im stillen bei mir: Ubi bene, ibi patria, zu deutsch: Ohne Beene kann man nich aus dem Vaterlande. Und da ich so glücklich aus dem meinigen gekommen bin, so muß ich doch also een Kerl sein, der, sozusagen, Arme und Beene, Hände und Füße hat.“
    „Ja, das sind Sie, und das haben Sie.“
    „Und was sind Sie denn gewesen?“
    „Erst besuchte ich das Gymnasium, wo ich – – –“
    „O weh! Das is keene Empfehlung für Sie.“
    „Warum?“
    „Weil ich eene schtarke Idiosympathie gegen alles habe, was Gymnasiast gewesen is. Diese Leute überheben sich. Sie glooben nich, daß een Forschtbeamter ooch een Kroyphäus werden kann. Ich habe das schon wiederholt erfahren. Natürlich aber is es mir schtets kinderleicht geworden, diese Leute zu überzeugen, daß ich der Mann bin, mit Gigantenschritten über sie hinwegzuschteigen. Also so eene kleene Art von Schtudium haben Sie ooch durchgemacht?“
    „Ja. Vom Gymnasium weg widmete ich mich auf den Rat meiner Gönner hin der Malerei und besuchte die Akademie. Ich hatte recht gute Anlagen, aber leider keine Ausdauer. Ich ermüdete und stieg von der wirklichen Kunst zu einer sogenannten herab – ich wurde Kunstreiter.“
    „O wehe! Da können Sie mir freilich leid tun!“
    „Ja, ja“, nickte der Juggle-Fred ernst. „Ich war ein flotter Kerl, aber ohne Kraft und inneren Halt. Mit einem Wort, ich war leichtsinnig. Tausend und tausend Male habe ich es bereut. Was könnte ich heute sein, wenn ich es fest gewollt hätte!“
    „Nun, die Begabung haben Sie wohl noch heute. Fangen Sie wieder an!“
    „Jetzt? Wo die jugendliche Elastizität verlorengegangen ist? Übrigens habe ich hier eine Aufgabe zu lösen, welche mich im Westen festhält.“
    „Darf man erfahren, welche Aufgabe das is?“
    „Ich spreche nie davon und will Ihnen nur sagen, daß ich eine Person finden will und muß, nach welcher ich bisher vergeblich gesucht habe.“
    „So könnte es Ihnen nur Nutzen bringen, wenn Sie mir sagen wollten, von welcher Person Sie reden.“
    „Das ist mein Geheimnis.“
    „Schade, sehr schade! Ich werde in den nächsten Tagen mit Leuten zusammenkommen, welche fast jeden Winkel des Westens kennen. Von ihnen könnten Sie Rat und Tat erwarten. Ich denke natürlich dabei an Old Shatterhand, an den dicken Jemmy, den langen Davy, an Winnetou, welcher – – –“
    „Winnetou?“ fiel Fred ein. „Meinen Sie den berühmten Apachenhäuptling?“
    „Ja!“
    „Ach richtig! Den müssen Sie ja auch kennen, weil er sich an jenem gefährlichen Ritt beteiligt hat. Also auch mit ihm

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