11 - Die Helden des Westens
rief da der kleine Sachse. „Sie kennen also meinen Namen? Wie is das eegentlich die Möglichkeet?“
Er hatte deutsch gesprochen; darum antwortete der Juggle-Fred in derselben Sprache:
„Darüber brauchen Sie sich gar nicht zu wundern. Früher waren andere Zeiten; da geschahen gute und schlimme Heldentaten in Menge hier im fernen Westen, und bei den mangelhaften Verbindungen, welche es gab, kam die Kunde davon nur sehr langsam vorwärts. Aber jetzt, wenn einmal etwas Hervorragendes geleistet wird, fliegt die Nachricht davon im Nu von den Seen bis Mexiko und vom alten Frisco bis nach New York. Ihr kühner Zug nach dem Yellowstonepark ist bereits bekannt, und Ihre Namen sind es natürlich auch. In jedem Fort, in jedem Settlement, an jedem Lagerfeuer, an welchem wenigstens zwei beieinander saßen, wurde von Ihrem Ritt und den einzelnen Personen, welche an demselben teilnahmen, erzählt, und so dürfen Sie sich nicht wundern, daß ich Ihren Namen kenne. Ein Fallensteller, welcher hoch droben am Spotted-Tail-Wasser mit Moh-aw, dem Sohn Tokvi-teys, gesprochen hatte und jetzt tief herab nach Fort Arbukle gekommen war, hat allen, die er traf, und zuletzt auch mir die Geschichte so ausführlich erzählt, wie er sie selbst gehört hatte.“
„Hören Sie“, meinte Hobble-Frank, „wer weeß, was da alles vom Spotted-Tail-Wasser bis zum Fort Arbukle an die Geschichte gehängt worden is. Da wird aus eener Maus een Eisbär, aus eenem Regenwurm eene Riesenschlange und aus eenem bescheidenen Biberjäger zuletzt gar een hochberühmter Hobble-Frank. Ich will's ja gern zugeben, daß mir die reenen Herkulesse und Minotaurusse gewesen sind, aberst mehr, als wahr is, das laß ich mir nich gern nachsagen. Den Helden ziert die Tugend der rückhaltlosesten Bescheidenheet. Darum muß ich alles Hinzugefügte offs schtrengste von mir abweisen und mich mit dem Krönungsmantel meiner eegenen persönlichen Würde und Vorzüglichkeet begnügen. Wenn man das nich täte, so getraute es sich zu guter Letzt keen Mensch mehr, mit unsereenem zu schprechen und zu reden. Darum habe ich den Beschluß gefaßt, so herablassend und populär wie möglich zu sein, und ich hoffe, daß Sie das bei meinen berühmten Kenntnissen und Begebenheeten doppelt anerkennen werden. Weiter will ich an dieser Schtelle und zu dieser Schtunde gar nichts sagen, denn schon Nebukadnezar, welcher der Gott des Donners bei den alten Deutschen war, hat gesagt: ‚Reden is bloß Silber, Schweigen aber is een Fufzigmarkschein!‘“
Fred machte ein ziemlich verblüfftes Gesicht und blickte Helmers fragend an. Dieser raunte ihm die erklärenden Worte ‚ein liebenswürdiges Original‘ zu, worauf der Jugglemann nun wußte, wie er sich zu verhalten habe. Darum sagte er, indem er die treuherzigste und unbefangenste Miene zeigte:
„Es bedarf gar keiner Erklärung von Ihrer Seite. Ich habe bereits von dem erwähnten Berichterstatter vernommen, welch ein Ausbund von Bescheidenheit Sie sind. Das stellt natürlich Ihre Vorzüge in ein dreifach helles Licht und verzehnfacht mein Vergnügen, Sie hier kennenzulernen. Ich wünsche von ganzem Herzen, als Freund von Ihnen an- und aufgenommen zu werden. Bitte, geben Sie mir Ihre Hand!“
Er streckte Frank die Hand entgegen. Dieser aber zog die seinige schnell zurück und antwortete:
„Halt, mein Bester, nich gar zu eilig! Was die Freundschaft betrifft, so nehme ich sie sehr ernst, denn sie is dasjenige der tragischen Temperamente, off welcher das erhabene Wohlbefinden der chemisch sophistischen Geistesbeziehungen aller irdischen Harmonie beruht. Ich habe da sehr trübe Erfahrungen gemacht und werde mich in Zukunft nur erst nach langer und eingehender Prüfung mit eener Seele vereinigen, die sich mit der wahren und wirklichen Bildung zusammengeschmolzen hat. Die Halbbildung verursacht doch nur unreenes Blut. Wenn ich mir eenmal een Möblemang koofe, so muß es ooch von echtem Nußboom sein. Und grad so is es in Beziehung off das seelisch animalische Gebiet der freundschaftlichen Depressionen. Ehe wir nun uns also Schmollis und Vizudit nennen, muß ich Sie erst genauer kennenlernen.“
„Ganz wie Sie wollen, Master Frank! Ich gebe Ihnen im allgemeinen sehr recht, zweifle aber auch keinen Augenblick daran, daß wir uns recht bald innig zugetan sein werden.“
„Das möchte ich vielleicht ooch glooben, denn ich habe da von Herrn Helmers erfahren, daß Sie een weitgereister und kunstsinniger Mann sind. Ich ersehe mit scharfem Blicke, daß
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