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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Erben des rechtmäßigen Besitzers zuzustellen.“
    „Wann sehe ich dich wieder?“
    „Wann es nötig ist. Nicht eher und nicht später.“
    Er stieg auf und trabte davon, ohne jemand die Hand gereicht zu haben.
    „Ein sonderbarer junger Mensch“, meinte der Juggle-Fred, indem er den Kopf schüttelte.
    „Lassen wir ihn!“ antwortete Helmers. „Er weiß stets, was er tut. Ja, er ist jung, aber er nimmt es mit manchem Alten auf, und ich bin überzeugt, daß er über kurz oder lang diesen Master Tobias Preisegott Burton und vielleicht auch noch andere beim Kragen hat!“

DRITTES KAPITEL
    Die beiden Snuffles
    Ungefähr zwei Stunden vor der Zweit, in welcher Hobble-Frank und Bob mit Bloody-Fox zusammentrafen, kamen zwei andere Männer aus der Richtung von Coleman City geritten. Doch konnten sie diesen Ort wohl kaum berührt haben, denn sie hatten ganz das Aussehen von Männern, welche längere Zeit bewohnten Gegenden ferngeblieben sind.
    Die beiden Maultiere, welche diese Leute ritten, zeigten zwar Spuren von Ermüdung, schienen sich aber in guten Händen zu befinden und waren ziemlich wohlgenährt. Einen ganz entgegengesetzten Eindruck machten die Reiter, lange, außerordentlich schmächtige Gestalten, von denen man hätte annehmen mögen, daß sie wochenlang Gäste des Hungers gewesen seien. Daß dem aber nicht so sei, zeigte ihre gesunde Hautfarbe und kräftige Haltung, welche sie im Sattel behaupteten. Der Westen hat eine starke, austrocknende Luft, welche kein überflüssiges Fleisch auf den Knochen duldet, dafür jedoch die Sehnen stählt und den Gliedern jene ausdauernde Kraft und Widerstandsfähigkeit verleiht, ohne welche der Mensch dort bald zugrunde gehen müßte.
    Überraschend war die außerordentliche Ähnlichkeit, welche zwischen ihnen herrschte. Wer sie erblickte, mußte sie sofort für Brüder, vielleicht gar für ein Zwillingsbrüderpaar halten. Diese Ähnlichkeit war so bedeutend, daß man sie, zumal beide ganz gleich gekleidet und bewaffnet waren, nur mit Hilfe einer Schmarre unterscheiden konnte, welche dem einen von ihnen quer über die linke Wange lief.
    Sie trugen bequeme, dunkelgraue, wollene Überhemden und ebensolche Hosen, starke Schnürschuhe, breitrandige Biberhüte und hatten ihre schweren, breiten Lagerdecken wie Mäntel hinten von den Schultern herabhängen. Ihre ledernen Gürtel waren mit Klapperschlangenhaut überzogen und trugen die gewöhnlichen Kleinwaffen und sonstigen Requisiten des Präriemannes. Flinten hatten sie auch, aber direkt aus dem Laden des Gewehrhändlers kamen dieselben jedenfalls nicht; ihr Aussehen war vielmehr ein solches, daß sie den Namen ‚Schießprügel‘ mit vollem Recht verdienten. Wer jedoch weiß, was ein tüchtiger Westmann mit so einem alten Fire-lock zu leisten vermag, dem kann es niemals einfallen, über eine solche Waffe die Nase zu rümpfen. Der Westmann liebt seine Büchse, aber er kokettiert nicht mit derselben. Je unscheinbarer sie während des langen Gebrauchs wurde, desto größer ist die Pietät, welche er ihr widmet.
    Leider war diesen beiden Reitern keine allzu große männliche Schönheit zuzusprechen, was seinen Grund in dem Umstand hatte, daß der hervorragendste Teil ihrer Gesichter auf eine ganz ungewöhnliche Weise entwickelt war. Sie hatten Nasen, aber was für welche! Man konnte getrost darauf schwören, daß zwei solche Geruchsorgane im ganzen Land nicht wieder zu finden seien. Nicht die Größe allein, sondern auch die Form war außerordentlich, ebenso die Farbe. Um sich diese Nasen vorstellen zu können, müßte man sie gesehen haben. Denkt man sich den in Gestalt einer Weintraube verholzten Saftausfluß einer Birke, in allen möglichen Farben schimmernd, welche sich jemals auf einer Malerpalette befanden, so kann man sich einen ungefähren Begriff von diesen Nasen machen. Und dabei waren auch sie einander geradezu zum Erstaunen ähnlich. Es gab kein gleicheres Brüderpaar als diese beiden Männer, welche wohl bereits manchen Sturm erlebt hatten, da sie wenigstens in der Mitte der Fünfziger standen.
    Nun darf man aber nicht denken, daß der Eindruck ihrer Gesichter ein abstoßender gewesen sei, o nein! Sie waren sorgfältig glatt rasiert, so daß kein Bart den wohlwollenden Ausdruck derselben verbarg. In den Mundwinkeln schien ein heiteres, sorgloses Lächeln sich für immer eingenistet zu haben, und die hellen, scharfen Augen blickten so gut und freundlich in die Welt, daß nur ein schlechter Menschenkenner behaupten

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