11 - Die Helden des Westens
und Massa Frank, daß Old Bob ihn haben treffen in die Stirn? Es sein ein Loch vorn hinein und hinten wieder heraus! Oh, Masser Bob sein ein tapfer Westmann. Er überwinden tausend Feinde mit Leichtigkeit.“
„Ja, du bist ein außerordentlich guter Schütze!“ nickte Helmers, welcher bei dem Toten niedergekniet war und denselben untersuchte. „Wohin hast du denn eigentlich gezielt?“
„Masser Bob zielen genau nach Stirn und ihn auch dort treffen. Oh, Masser Bob to be a giant, a hero; Masser Bob to be invincible, to be unconquerable and impregnable!“
„Schweig, Schwarzer! Du bist weder ein Held noch ein Riese oder gar ein Unüberwindlicher. Du hast gar nichts getan, was einen Beweis von Mut sein könnte. Du hast auf einen Fliehenden geschossen, und dazu gehört gar nichts. Übrigens ist es dir gar nicht eingefallen, deine alte Haubitze auf die Stirn dieses Mannes zu halten. Da, schau seine Hose an! Was erblickst du da?“
Bob leuchtete nieder und betrachtete die Stelle, auf welche Helmers deutete. „Das sein ein Loch, ein Riß“, antwortete er.
„Ja, ein Riß, welchen deine Kugel gemacht hat. Du hast durch das Hosenbein geschossen und willst nach der Stirn gezielt haben! Schäme dich! Und dabei betrug die Entfernung keine sechs Schritt!“
„Oh, oh! Masser Bob sich nicht schämen müssen! Masser Bob haben treffen in Stirn. Aber Massa Bloody-Fox auch schießen und treffen nur in Hose. Masser Bob haben schießen ausgezeichnet, viel besser als Massa Bloody-Fox.“
„Ja, das kennen wir! Aber welch ein Schuß! Bloody-Fox, das macht dir wirklich keiner nach! Ich habe dich gar nicht zielen sehen!“
„Ich kenne mein Gewehr“, antwortete der junge Mann bescheiden, „und wußte, daß es genauso kommen werde, denn der Kerl war zu erregt. Er zitterte. Das ist allemal eine Dummheit, zumal wenn das Leben an nur zwei Schüssen hängt.“
Der Mann war tot. Das runde, scharfrandige Loch saß ihm mitten in der Stirn. Die Kugel war hinten herausgegangen.
„Genauso, wie der Geist des Llano estacado schießen soll“, meinte Juggle-Fred in bewunderndem Ton. „Wahrhaftig, das ist ein Meisterschuß! Der Kerl hat seinen Lohn empfangen. Was tun wir mit seiner Leiche?“
„Meine Leute mögen sie einscharren“, antwortete Helmers. „Einen Getöteten vor sich zu haben, ist kein erfreulicher Anblick, und selbst der ärgste Schurke bleibt doch immerhin ein Mensch; aber Gerechtigkeit muß sein, und wo das Gesetz keine Macht hat, da ist man eben gezwungen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Und hier ist zudem von einem Akt der Lynchjustiz gar keine Rede, denn Bloody-Fox hat ihm die gleichen Chancen gelassen. Es ist bewiesen, daß er ein Mörder ist. Gott sei seiner Seele gnädig! Und nun wollen wir – – – was ist's? Was gibt es denn?“
Bob hatte nämlich einen lauten Ruf ausgestoßen. Er war der einzige, dessen Augen jetzt nicht auf den Toten gerichtet gewesen waren.
„Heigh-ho!“ antwortete der Schwarze. „Massa Helmers einmal dorthin sehen!“
Er streckte den Arm nach der Gegend aus, in welcher die Tische und Bänke standen. Dort war es jetzt finster, da die beiden Lampenträger sich hier bei der Gruppe befanden.
„Warum? Was ist dort?“
„Nichts, gar nichts sein dort. Wenn Massa Helmers und alle anderen Massas hinsehen, dann sie gar nichts sehen, denn er sein fort.“
„Egad! Der Mormone ist entflohen!“ antwortete Helmers, indem er von der Leiche emporsprang. „Schnell nach! Sehen wir, ob wir ihn erwischen!“
Die Gruppe löste sich augenblicklich auf. Jeder rannte nach der Richtung, in welche der Zufall oder die momentane Vermutung trieb. Nur einer blieb zurück – Bloody-Fox. Er stand bewegungslos und horchte in das Dunkel des Abends hinaus. So blieb er, bis die Männer wiederkehrten, um, wie vorauszusehen gewesen war, zu melden, daß sie keine Spur des Gesuchten bemerkt oder gefunden hätten.
„Well, dachte es mir!“ nickte er. „Wir sind dumm gewesen. Vielleicht ist dieser fromme Mormone ein noch viel gefährlicherer Mensch, als der Tote hier jemals gewesen ist. Ich habe ihn gesehen, weiß aber nicht, wo, werde aber dafür sorgen, daß ich ihn wiedersehe, und zwar sehr bald. Good evening, Mesch'schurs!“
Er hob das Gewehr auf, welches dem Toten entfallen war, und schritt zu seinem Pferd.
„Willst du fort?“ fragte Helmers.
„Yes. Ich wollte ja schon längst weiter und habe mit diesem Fremden hier wohl eine kostbare Zeit versäumt. Die Büchse nehme ich mit, um sie
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