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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie wohl kaum. Sie haben vielmehr das Aussehen von Gentlemen, welche zu ihrem Vergnügen einen Ausflug unternehmen. Ihre Anzüge haben ganz gewiß vor kaum einer Woche noch im Tailor-shop gehangen. Von Waffen tragen sie ein ganzes Arsenal bei sich; aber das glänzt und flimmert zu sehr, als daß es bereits sehr in Gebrauch gewesen sein könnte. Und die Pferde sehen mir so frisch und nach geschrotetem Maisfutter aus, daß ich annehmen möchte, wir haben ganz unschädliche Pleasing-troopers vor uns. Es ist zwar nicht das höchste der Gefühle, mit solchen Gelbschnäbeln zusammenzutreffen, aber ich ziehe es doch einem Begegnen mit Leuten vor, welche ihre Taschen nur zu dem Zwecke haben, anderer Menschen Eigentum hineinzustecken. Machen wir uns also an sie heran!“
    Es wäre ihnen auch wohl kaum eine andere Wahl geblieben, denn die sechs setzten ihre Pferde in Bewegung und kamen ihnen entgegen.
    „Kommt näher, kommt näher!“ rief man ihnen zu. „Ihr werdet etwas zu sehen bekommen.“
    „Was denn?“ fragte Jim.
    „Kommt nur! Macht schnell!“
    Jetzt hatten sie einander erreicht. Waren bisher die Gesichter der sechs höchst ernst und bedenklich gewesen, so nahmen sie jetzt plötzlich einen ganz anderen Ausdruck an. Die zwölf Augen richteten sich groß und erstaunt auf das Brüderpaar; dann begann es um die Lippen zu zucken, und endlich brach ein schallendes, sechsstimmiges Gelächter aus.
    „All devils!“ rief einer aus. „Wen haben wir da? Two snub-noses!“
    „Two snub-noses!“ stimmten die übrigen fünf sofort ein.
    „Two snouted baboons!“
    „Actually, actually! Wonderful, wonderfully beautiful! Two snouted baboons!“ lachten und schrien sie alle durcheinander.
    „Ich bitte Mesch'schurs, laßt euch genau betrachten!“ sagte der Wortführer. „So etwas haben wir noch niemals gesehen. Erlaubt, daß ich diese Nasen einmal angreife! Ich muß mich überzeugen, ob sie natürlich sind oder vielleicht noch von letzter Fastnacht stammen.“
    Die Brüder hatten bis jetzt noch keine Miene verzogen; als aber der Mann wirklich seine Hand ausstreckte, um Jims Nase zu berühren, drängte dieser sein Maultier um einige Schritte zurück und sagte:
    „Wollt Ihr mir nicht vorher einmal Euern Namen nennen, Sir?“
    „Warum nicht? Ich nenne mich Gibson.“
    „Danke! Also, Master Gibson, ich tue einem jeden gern den Gefallen, den er von mir verlangt. Ich will Euch zu Willen sein, muß Euch aber vorher sagen, daß meine Büchse augenblicklich losgeht, sobald jemand meine Nase berührt. Wenn Ihr sie trotzdem angreifen wollt, so habe ich nichts dagegen. Ich bitte aber Eure ehrenwerten Kameraden, mir dann die Folgen nicht entgelten zu lassen.“
    Das klang so ernst, daß trotz der beiden sonderbaren Nasen das Gelächter sofort verstummte. Gibson machte aber doch noch einen Versuch zu scherzen, indem er lachend sagte:
    „Aber, Master, wollt und könnt Ihr es denn übelnehmen, wenn wir über solche Rhinozeroshörner lachen müssen?“
    „Was das betrifft, so wollen wir nach Belieben übereinander lachen. Es kann kein Geschöpf anders sein, als wie der Herrgott es erschaffen hat, und wenn er mich mit einer großen Nase und Euch mit einem kleinen, unzureichenden Hirn begabte, so müssen wir diese Mängel demütig hinnehmen, da wir es leider nicht anders machen können.“
    „Donnerwetter!“ fuhr Gibson beleidigt auf. „Ist es etwa Eure Absicht, Euch an uns zu reiben?“
    „Ganz und gar nicht! Reibt Euch nur selbst ab, wenn Ihr schmutzig seid, und nehmt gehörig Seife und Wasser dazu! Ich bin nicht das Dienstmädchen, welches Euch zu säubern hat.“
    Da griff Gibson nach seinem Revolver und drohte:
    „Mäßigt Euch, Sir! Meine Kugeln stecken nicht so fest, wie Ihr anzunehmen scheint!“
    „Pah!“ lachte Jim. „Macht Euch nicht lächerlich. Eure Drohung klingt nach Kinderei.“
    „Schweigt! Wollt Ihr etwa, daß wir Euch Mores lehren? Ihr seht, daß wir unser sechs gegen euch beide sind.“
    „Eben darum! Sechs von eurer Sorte können uns doch nicht etwa aus der Fassung bringen! Hängt noch eine Null an die Sechs, und dann wollen wir beide es uns überlegen, ob es sich verlohnt, einen Finger an dem Drücker krumm zu machen.“
    „Ihr scheint Euer Maul sehr gut in Übung zu halten!“
    „Die Gewehre ebenso. Das merkt Euch wohl!“
    „So! Habt doch einmal die Güte, uns eure Namen zu nennen, damit wir wissen, mit welchen berühmten Helden wir es zu tun haben!“
    „Wir heißen Hofmann und sind

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