Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
wegen, da es sich voraussehen ließ, daß er nicht in die Lage kommen werde, ihn gegen den jungen, ehrlichen Mann zu gebrauchen.
    Helmers und Juggle-Fred hielten die beiden geladenen Gewehre bereit. Es war selbst für diese kampfgewohnten Leute ein Augenblick höchster Spannung. Die zwei im Luftzug wehenden Flammen beleuchteten mit rußig rotem Schein die beiden Gruppen. Die Männer standen still, und doch schien es bei dem unruhigen Licht, als ob sie sich unausgesetzt bewegten. Es war unter diesen Umständen sehr schwer, ein ruhiges Ziel zu nehmen, besonders da die Beleuchtung nicht zureichend war, die Kimme des Visiers oder gar das noch weiter vom Auge entfernte Korn zu erkennen.
    Bloody-Fox stand in einer so unbefangenen, ja harmlosen Haltung da, als ob es sich um eine Partie Kricket handle. Sein Gegner aber befand sich in anderer Stimmung. Juggle-Fred, welcher ihm das Gewehr zu überreichen hatte und also nahe bei ihm stand, sah das gehässige Leuchten seiner Augen und das ungeduldige Zittern seiner Hände.
    „Seid ihr fertig?“ fragte jetzt Helmers.
    „Ja“, antworteten beide, wobei der Fremde bereits die Hand nach seiner Büchse ausstreckte. Er hatte jedenfalls die Absicht, Bloody-Fox, wenn auch nur um eine halbe Sekunde, mit dem Schuß zuvorzukommen.
    „Hat einer von euch für den Fall seines Todes noch eine Bestimmung zu treffen?“ erkundigte sich Helmers noch.
    „Der Teufel hole deine Neugierde!“ rief der aufgeregte Fremde.
    „Nein“, antwortete der Jüngling desto ruhiger. „Ich sehe es diesem Kerl an, daß er mich nur infolge eines Zufalls treffen würde. Er zittert ja. In diesem Falle würdest du in meiner Satteltasche finden, was zu wissen dir nötig ist. Und nun mach, daß wir zu Ende kommen!“
    „Na, denn also hin mit den Büchsen! Gebt Feuer!“
    Er reichte Bloody-Fox das Gewehr hin. Der junge Mann nahm es gleichmütig hin und wiegte es in der rechten Hand, als ob er die Schwere desselben taxieren wolle. Er tat gar nicht so, als ob sein Leben an einem kurzen Augenblick hänge.
    Der andere hatte seine Büchse dem Juggle-Fred fast aus der Hand gerissen. Er gab seine linke Seite vor, um ein möglichst schmales Ziel zu bieten, und legte an. Sein Schuß krachte.
    „Halloo! Dash!“ brüllte der Neger. „Masser Bloody-Fox sein nicht troffen! Oh, fortune! Oh, pleasure! Oh, delight!“
    Er sprang mit gleichen Beinen in die Luft, tanzte um seine eigene Achse und gebärdete sich vor Freuden wie ein Besessener.
    „Willst du Ruhe halten, Kerl!“ donnerte Helmers ihn an. „Wer soll denn da zielen, wenn du die Lampe in dieser Weise schwingst!“
    Bob sah augenblicklich ein, daß sein Verhalten grad demjenigen, dem er den Sieg wünschte, zum Schaden gereiche. Er stand plötzlich kerzengerade und rief:
    „Masser Bob jetzt stillhalten! Masser Bob nicht zucken! Massa Bloody-Fox schnell schießen!“
    Aber der Fremde hatte sein Gewehr nicht von der Wange genommen. Er drückte ab – auch dieser Schuß ging fehl, obgleich Bloody-Fox noch immer so dastand wie vorher, ihm die ganze Breite seines Körpers bietend und die Büchse in der Rechten wiegend.
    „Thousand devils!“ fluchte der Fremde.
    Er stand einige Augenblicke ganz starr vor Betroffenheit. Dann stieß er noch ein Kraftwort aus, welches nicht wiedergegeben werden kann, und tat einen Sprung zur Seite, um zu entfliehen.
    „Stop!“ rief der Neger. „Ich schießen!“
    Man hörte die Tat zu gleicher Zeit mit dem Wort. Er drückte ab. Aber nicht sein Schuß war gefallen. Der kurze Augenblick, währenddessen sein Gegner vor Schreck unbeweglich gewesen war, hatte Bloody-Fox genügt, sein Gewehr emporzunehmen. Er drückte so schnell ab, als ob er gar nicht zu zielen brauchte, drehte sich dann auf dem Absatz um, griff in den Munitionsbeutel, um der Gewohnheit jener Gegend gemäß den abgeschossenen Lauf sofort wieder zu laden und sagte:
    „Er hat es! Geh hin, Frank! Du wirst mitten in seiner Stirn das Loch sehen!“
    Er kehrte dem Platz, an welchem sein Gegner gestanden hatte, den Rücken zu, und seine Stimme klang so ruhig, als ob er soeben etwas ganz Alltägliches verrichtet habe.
    Frank und Helmers eilten nach der Stelle, an welcher der Fremde niedergestürzt war. Bloody-Fox folgte ihnen langsam, nachdem er geladen hatte.
    Dort ertönte die triumphierende Stimme des Negers:
    „Oh, courage! Oh, bravery! Oh, velour! Masser Bob hat totschießen all ganz Spitzbuben! Hier liegen der Mann und sich nicht bewegen von der Stelle. Sehen Massa Helmers

Weitere Kostenlose Bücher