11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten
dem Rücken. Inzwischen trocknen die Spuren unseres Abflugs.
„Ich auch nicht“, erwidere ich ernst.
„Meinst du, wir können es zusammen versuchen?“, fragt er.
„Klar.“ Ich grinse und drehe mich zu ihm. „Du lässt dich einfach jedes Wochenende an der Raststätte aussetzten, ich hole dich dann ab.“
„Idiot“, murmelt Robert, zieht mich an seine Brust und lacht leise.
„Okay, dann jetzt mal ernst: wir treffen uns, so oft wir können. Wenn es gut geht mit uns, dann ziehe ich hierher“, erkläre ich, recke mich hoch und gebe ihm einen Kuss. „Eine Freundin habe ich hier schon, dann passt das doch. Arbeit werde ich sicher auch finden.“
„Freundin?“, fragt Robert irritiert.
„Oh.“ Ich schrecke hoch, gucke auf den Wecker und grinse schief. „Ich muss sie anrufen. Mal sehen, vielleicht hatte ich eine Freundin. Sie wartet seit Stunden auf mich.“
„Wieso Freundin?“, hakt Robert nach.
Ich erkläre es ihm und dann rufe ich endlich Sissi an, die aber gar nicht verärgert ist als sie erfährt, was der Grund für meine Verspätung ist. Im Gegenteil. Sie kichert (typisch weiblich) und meint, dass das Stoff für eine neue Story ist.
Ob sie die Geschichte schon geschrieben hat? Ich muss sie mal fragen. Das alles ist schon drei Monate her, und ich und Robert immer noch glücklich. Morgen kommt der Umzugswagen, und dann sehen wir uns endlich jeden Tag. Ich danke noch heute in Gedanken diesem Idioten Frank, dass der seinen Freund an einer Raststätte ausgesetzt hat…
ENDE
Osterfeuer 1
Zwei Wochen Glück. Danach - abgrundtiefer Schmerz. Julius hat mich fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel. Warum? Das wüsste ich auch gern, aber von ihm kommt nur Schweigen. Dann, beim Osterfeuer, sehe ich ihn wieder. Mein Herz tut weh, die Wahrheit kommt ans Licht und ich? Ich kann einfach nicht...ist es vorbei oder haben wir eine Chance?
+++++
Christoph
Obwohl es dunkel ist entdecke ich Julius sofort. Er steht neben einem dunkelhaarigen Typ, den ich noch nie gesehen habe. Ob das sein neuer Freund ist? Die Eifersucht brennt wie Säure in meinem Magen. Das Osterfeuer kann mich nicht wärmen, die Kälte wohnt in meinen Knochen, seit Julius mich verlassen hat.
Bis heute verstehe ich nicht, wieso er sich so plötzlich von mir abgewandt hat. Wir waren zwei Wochen irrsinnig verliebt, bis er mich von heute auf morgen aus seinem Leben strich. Das ist inzwischen drei Monate her, in denen ich immer wieder versucht habe Kontakt zu ihm aufzunehmen, leider jedoch vergeblich.
Meine Briefe kamen ungeöffnet zurück, Telefonate beantwortete er nicht und – ehrlich gesagt – weiß ich nicht weiter. Mein Herz tut weh und selbst meine Kehle schmerzt, während ich zu ihm rüber schaue. Julius goldene Mähne glänzt im Feuerschein. Er hat mir sein Profil zugewandt, so dass ich seine feingeschnittenen Züge bewundern kann.
Ich habe diese Lippen geküsst, die jetzt so fest aufeinandergepresst sind als würde er Schmerzen leiden. Mein ganzer Körper tut weh vor Sehnsucht. Es ist noch genauso schlimm wie am ersten Tag.
„Chris, alles in Ordnung mit dir?“ Mein bester Freund Henning umarmt mich.
Er ist fast gleich groß wie ich und hat auch ungefähr die gleiche Statur. Im Dunkeln könnte man uns verwechseln.
„Sehen meine entzündeten Augen richtig, dass da drüben dieser Arsch steht, der dir so weh getan hat?“, knurrt Henning mit einem bösen Blick auf Julius.
„Nicht so laut“, sage ich, und lehne mich für einen Moment an seine Brust.
Die Nähe ist tröstlich, auch wenn sie den tiefsitzenden Kummer nicht vertreiben kann.
„Hier ist es langweilig, lass uns noch ins ‚Tobac‘ gehen“, brummt Henning. „Mir ist nach einem frisch gezapften Pils.“
Ich löse mich von ihm und werfe noch einen Blick rüber zu Julius, bevor ich mit meinem Freund die Festwiese verlasse. Osterfeuer sind eigentlich nicht mein Ding. Warum ich heute hierher wollte? Vielleicht war es die Hoffnung, dass Julius da sein könnte. Er wohnt in Barmbek, daher erschien es mir als sehr wahrscheinlich, ihn hier zu treffen. Nur, wozu eigentlich?
„Schlag dir den Arsch aus dem Kopf“, sagt Henning, der meinen Blick bemerkt hat und grimmig guckt.
„Versuche ich doch“, verteidige ich mich halbherzig.
Die Hoffnung ist immer noch da, ich kann es nicht leugnen.
Im ‚Tobac‘ ist nicht viel los. Henning setzt sich an einen Tisch und winkt der Kellnerin, die dienstbeflissen heraneilt.
„Zwei große Pils“, bestellt er ohne mich zu
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