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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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waren Hinweise zu dem Gesamteindruck, in den auch die Lüge der Deutschen über ihren Aufenthaltsort am Abend des Todes von Eugenie Davies passte.
    Trotzdem wünschte Nkata, es gäbe eine Möglichkeit, das Gespräch der beiden Frauen zu belauschen. Ihr ganzes Verhalten, die Art, wie sie Schulter an Schulter vor ihren Getränken saßen, ließ auf ein sehr vertrauliches Gespräch schließen, bei dem er zu gern Mäuschen gespielt hätte. Und als die Wolff eine Hand zu den Augen hob und die andere Frau ihr den Arm um die Schultern legte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, dachte er sogar daran, einfach hineinzumarschieren und sich in aller Form vorzustellen, nur um zu sehen, wie Katja Wolff auf die Überraschung reagieren würde.
    Ja, dachte er, da läuft was, ganz entschieden. Und wahrscheinlich war es das, wovon Yasmin Edwards etwas wusste, aber nicht darüber sprechen sollte. Denn man merkt es immer, wenn der oder die Geliebte plötzlich abends länger ausblieb als nur für einen Abendspaziergang oder zum Zigarettenholen. Es war schwierig, solch ein Wissen zu akzeptieren. Die meisten Leute rannten meilenweit, um etwas, von dem sie wussten, dass es ihnen Schmerz bereiten würde, nicht sehen zu müssen, geschweige denn sich damit auseinander zu setzen. Es war nichts als Selbstbetrug, bei Schwierigkeiten in einer Beziehung die Augen zu verschließen, und trotzdem taten es die meisten.
    Nkata stampfte auf, um seine Füße zu wärmen, und schob die Hände tiefer in die Manteltaschen. Eine weitere Viertelstunde verging, und er begann gerade zu überlegen, wie lange er noch bleiben sollte, da sah er die beiden Frauen bezahlen und ihre Sachen nehmen.
    Er trat hastig in den Supermarkt, als sie zur Tür herauskamen. Halb versteckt hinter einem Regal mit Chianti Classico, nahm er eine Flasche zur Hand und tat so, als studierte er das Etikett, während der junge Mann an der Kasse ihn mit dem Blick musterte, der jeden Schwarzen traf, der nicht schnell genug kaufte, was er in die Hand zu nehmen wagte. Nkata ignorierte ihn. Mit gesenktem Kopf blickte er durch das Schaufenster hinaus. Als er Katja Wolff und ihre Begleiterin vorüberkommen sah, stellte er die Flasche wieder ins Regal, unterdrückte die Worte, die er dem Jungen an der Kasse gern gesagt hätte - wann würde er endlich herauswachsen aus diesem Verlangen, laut zu sagen: »Hey, ich bin von der Polizei«? -, und trat auf die Straße, um den beiden Frauen zu folgen.
    Die Frau in Schwarz hatte sich bei Katja Wolff eingehakt und redete im Gehen auf sie ein. Über ihrer rechten Schulter hing eine Ledertasche, so groß wie eine Aktenmappe, die sie fest unter den Arm geklemmt hielt, als traute sie dem Frieden auf der Straße nicht. Die beiden Frauen gingen nicht zum Bahnhof, sondern die Upper Richmond Road in Richtung Wandsworth hinauf.
    Nach vielleicht fünfhundert Metern bogen sie links ab. Auf diesem Weg gelangte man in ein dicht bevölkertes Viertel mit Reihen- und Doppelhäusern, und Nkata wusste, dass er, wenn sie in einem der Häuser verschwänden, wenig Chancen hatte, sie wieder zu finden. Er ging schneller und begann dann zu laufen.
    Glück gehabt, dachte er, als er um die Ecke bog. Zwar führten von dieser Straße mehrere Seitenstraßen ab, die sich durch das eng besiedelte Gebiet schlängelten, aber die beiden Frauen hatten keine davon eingeschlagen. Sie gingen immer noch geradeaus, immer noch ins Gespräch vertieft, nur dass jetzt die Deutsche redete und lebhaft gestikulierte und die andere Frau zuhörte.
    Schließlich bogen sie in die Galveston Road ab, eine kurze Durchgangsstraße mit Reihenhäusern, von denen einige in Wohnungen aufgeteilt waren, während andere den Einfamiliencharakter bewahrt hatten. Es war eine Mittelklassegegend mit Stores an den Fenstern, frischen Anstrichen, gepflegten Gärten und Blumenkästen, die in Erwartung des Winters mit Stiefmütterchen bepflanzt waren. Etwa auf halbem Weg durch die Straße traten Katja Wolff und ihre Begleiterin durch ein schmiedeeisernes Törchen und gingen auf eine rot lackierte Tür zu, auf der zwischen zwei schmalen Fenstern in Messing die Nummer 55 angebracht war.
    Anders als bei den Nachbarn war der Garten hier verwildert. Man hatte die Büsche zu beiden Seiten der Haustür unbeschnitten wachsen lassen, und auf der einen Seite wuchsen die langen Triebe eines Jasmins, auf der anderen die eines Ginsters bis zur Haustür, als suchten sie Halt. Von der anderen Straßenseite schaute Nkata zu, wie Katja Wolff sich

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