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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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seitlich zwischen den wuchernden Büschen hindurchschob und die zwei Stufen zum kleinen Vorplatz hinaufstieg. Sie klingelte nicht, sondern öffnete die Tür und ging ins Haus. Ihre Begleiterin folgte.
    Die Tür fiel hinter den beiden Frauen zu. Im Vestibül wurde Licht gemacht, Nkata sah es in den beiden kleinen Fenstern der Tür. Ungefähr fünf Sekunden später wurde auch das vordere Erkerfenster hell. Durch die geschlossenen Vorhänge waren nur Schatten auszumachen, aber das reichte, um zu erkennen, was vorging - wie die beiden Frauen einander in die Arme sanken und miteinander verschmolzen.
    »Na bitte«, murmelte Nkata. Endlich hatte er, was er gesucht hatte: den konkreten Beweis für Katja Wolffs Verrat.
    Wenn er der ahnungslosen Yasmin Edwards diese Neuigkeiten überbrachte, würde sie garantiert offen über ihre Freundin reden. Und wenn er jetzt sofort ging und sich in seinen Wagen setzte, würde er bei Yasmin ankommen und mit ihr sprechen können, bevor Katja Wolff Gelegenheit hatte, die Freundin darauf vorzubereiten, dass sie etwas Unerfreuliches zu hören bekommen würde, was sie - Katja - sonst natürlich als Verleumdung hinstellen würde.
    Aber als die beiden Gestalten hinter dem großen Fenster in der Galveston Road sich voneinander lösten, um das zu tun, wozu sie zusammengekommen waren, zögerte Nkata. Wie, fragte er sich, sollte er es anstellen, Yasmin Edwards die Verlogenheit ihrer Freundin beizubringen und zu verhindern, dass Yasmin lieber den Überbringer der Nachricht töten würde, als sich mit der Nachricht auseinander zu setzen?
    Dann fragte er sich, warum er sich darüber überhaupt Gedanken machte. Die Frau war eine Lesbe und eine Knastschwester dazu. Sie hatte ihren eigenen Ehemann erstochen und dafür fünf Jahre gesessen und in dieser Zeit zweifellos noch eine ganze Menge dazugelernt. Sie war gefährlich, und das sollte er - Winston Nkata, der einem Leben entronnen war, das ihn auf einen ähnlichen Weg hätte führen können - besser im Kopf behalten.
    Also kein Grund, jetzt in die Siedlung hinüberzubrausen, sagte er sich. So wie es aussah, würde Katja Wolff sowieso nicht so bald aufbrechen.
    Lynley war überrascht, seine Frau noch bei den St. James' anzutreffen, als er dort ankam. Es war bald Zeit zum Abendessen, und normalerweise war Helen um diese Zeit längst zu Hause. Aber als Joseph Cotter - St. James' Schwiegervater und der Mann, der seit mehr als einem Jahrzehnt dafür sorgte, dass der Haushalt in der Cheyne Row reibungslos lief - Lynley die Tür öffnete, sagte er als Erstes: »Sie sind oben im Labor, die ganze verflixte Gesellschaft. Aber wen wundert's! Der hohe Herr hat sie heute wieder mal auf Trab gehalten. Deb ist auch oben, ich weiß allerdings nicht, ob sie so brav und fügsam war wie Lady Helen. Sogar das Mittagessen hat sie sausen lassen, ›Ich kann jetzt keine Pause machen‹, hat sie gesagt. ›Wir sind gerade mittendrin.‹«
    »Wo mittendrin?«, fragte Lynley und dankte Cotter, als dieser das Tablett, das er in Händen hielt, absetzte, um ihm aus dem Mantel zu helfen.
    »Weiß der Himmel! Möchten Sie einen Drink? Eine Tasse Tee, vielleicht? Ich habe gerade frische Scones gebacken« - er machte eine Kopfbewegung zum Tablett - »wenn Sie so nett wären, sie mit raufzunehmen. Ich hatte sie zum Tee gemacht, aber es kam keiner runter.«
    »Ich werde die Situation mal sondieren.« Lynley nahm das Tablett, das Cotter auf dem Schirmständer abgestellt hatte. »Soll ich den Herrschaften etwas ausrichten?«, fragte er.
    »Sagen Sie ihnen, dass wir um halb acht essen. Schmorbraten in Portweinsoße. Neue Kartoffeln. Zucchini und Karotten.«
    »Das wird sie bestimmt locken.«
    Cotter lachte skeptisch. »Das ist die Frage. Aber richten Sie ihnen aus, wenn sie diesmal nicht herunterkommen, koche ich in Zukunft nicht mehr für sie. Peach ist übrigens auch oben. Geben Sie ihm bloß keines von den Scones, auch wenn er noch so bettelt. Er ist viel zu dick.«
    »In Ordnung.« Lynley stieg die Treppe hinauf.
    Er fand sie alle oben, wie Cotter vorausgesagt hatte. Helen und Simon saßen über irgendwelchen Diagrammen, die auf einem Arbeitstisch ausgebreitet lagen, Deborah inspizierte in ihrer Dunkelkammer eine Serie Negative, Peach rannte schnuppernd im Zimmer herum. Er war der Erste, der Lynley bemerkte, und beim Anblick des Tabletts kam er sofort schwanzwedelnd und mit blitzenden Auglein angelaufen.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, du freust dich über mein

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