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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zeigen.« Auf dem Weg, den sie gekommen waren, führte er sie in den Garten hinaus. Er ging direkt auf das Häuschen zu, in dem, wie er berichtet hatte, die Hausbewohner ihre Restaurierungsarbeiten machten.
    Der Bau bestand aus einem einzigen großen Raum, in dem alte, zum Teil arg mitgenommene Möbelstücke in unterschiedlichen Stadien der Wiederherstellung herumstanden. Es roch durchdringend nach Sägemehl, Terpentin und Holzbeize, und über allem lag wie ein feiner Schleier eine Patina aus Schmirgelstaub. Fußabdrücke zogen sich kreuz und quer über den schmutzigen Boden, von einer Werkbank, über der eine Garnitur frisch gereinigter Werkzeuge blinkte, zu einem dreibeinigen alten Schrank, der, bis auf das blanke Walnussholz abgeschmirgelt und aller Innereien entleert, auf die nächste Phase der Verjüngung wartete.
    »Ich will Ihnen sagen, was ich vermute«, begann Robson. »Sagen Sie mir dann, wie nahe ich der Realität bin. Ich habe einen Schrank für sie restauriert. Aus Kirschholz. Ein sehr schönes Stück. Etwas ganz Besonderes, das man nicht alle Tage sieht. Ich habe ihr außerdem eine Kommode hergerichtet, frühes achtzehntes Jahrhundert. Eiche. Und einen Waschtisch. Viktorianisch. Ebenholz mit einer Marmorplatte. Einer der Schubladenknöpfe fehlt, aber man würde ihn gar nicht ersetzen wollen, weil man keinen entsprechenden finden würde. Außerdem verleiht dieser kleine Mangel dem Stück zusätzlich Charakter. Für den Schrank habe ich am längsten gebraucht, denn wenn man so ein altes Stück, das hoffnungslos verwahrlost scheint, restauriert, dann will man es auch perfekt machen. Ich habe sechs Monate gebraucht, ehe ich den Schrank so hatte, wie ich ihn haben wollte, und hier« - er wies mit dem Kopf zum großen Haus - »war keiner besonders erfreut darüber, dass ich mich so lange mit einem Stück beschäftigte, das uns überhaupt nichts einbrachte.«
    Lynley hörte sich das alles mit gerunzelter Stirn an und versuchte, während Robson, wie ihm schien, um den heißen Brei herumredete, zwischen den Zeilen zu lesen. »Es kam zwischen Ihnen und Mrs. Davies zu einem Zerwürfnis«, sagte er. »Dabei ging es um eine Entscheidung, die sie getroffen hatte. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihre Entscheidung etwas mit dem Verkauf von Möbelstücken zu tun hatte, die Sie für sie restauriert hatten. Habe ich Recht?«
    Robsons Schultern sanken ein wenig herab. Insgeheim hatte er vielleicht gehofft, Lynley würde nicht bestätigen, was er vermutet hatte. Den Blick auf das Taschentuch gesenkt, das er noch in der Hand hielt, sagte er: »Sie hat sie also nicht behalten? Sie hat keines der Stücke behalten, die ich ihr geschenkt habe, sondern alle verkauft und den Erlös irgendwelchen wohltätigen Einrichtungen gegeben. Vielleicht hat sie auch gleich die Möbelstücke selbst verschenkt. Jedenfalls hat sie, wie ich Ihren Worten entnehme, nicht eines für sich behalten.«
    »In dem Haus in Henley waren keinerlei Antiquitäten, falls das Ihre Frage sein sollte«, sagte Lynley. »Das Mobiliar war -«
    Er suchte nach dem passenden Wort, um die Einrichtung von Eugenie Davies' Haus zu charakterisieren. »Spartanisch«, sagte er.
    »Ja, sie lebte wahrscheinlich wie eine Nonne«, meinte Robson bitter. »Das war die Strafe, die sie sich selbst auferlegt hatte. Aber es hat noch nicht gereicht. Sie wollte noch weiter gehen.«
    »Und wie hätte das ausgesehen?« Nkata hatte keine Aufzeichnungen mehr gemacht, als Robson begonnen hatte, die Möbelstücke zu beschreiben, die er Eugenie Davies geschenkt hatte. Jetzt aber versprach es wieder interessant zu werden.
    »Ich spreche von Wiley«, erklärte Robson. »Von dem Mann mit der Buchhandlung. Sie war seit mehreren Jahren mit ihm befreundet, und nun meinte sie, es wäre an der Zeit ...«
    Robson steckte sein Taschentuch ein und richtete seine Aufmerksamkeit auf den schief stehenden Schrank. Lynley konnte sich nicht vorstellen, dass an diesem dreibeinigen Wrack, dessen Rücken ein klaffendes Loch aufwies, so als wäre ihm jemand mit der Axt zu Leibe gerückt, noch etwas zu retten war.
    »Sie wollte ihn heiraten, falls er ihr einen Antrag machte. Sie erklärte, sie glaube - sie spüre es, sagte sie, intuitiv, Herrgott noch mal! -, dass das anstehe. Ich sagte, wenn ein Mann nicht ein Mal den Versuch gemacht habe - in drei Jahren nicht ein einziges Mal Anstalten gemacht habe, sich ihr zu nähern ... Ich spreche hier nicht von Gewalt oder Aufdringlichkeit, sondern lediglich ... Er

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