Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
lag, und prüfte mit seinen langen, schlanken Musikerfingern die Klinge.
    »Mr. Robson?«, sagte Lynley.
    Robson trat zu einem Fenster, dessen Scheiben, von Staub überzogen, beinahe undurchsichtig waren. Er sagte: »Sie hatte ihr gekündigt. Es war Eugenies Entscheidung, und damit fing alles an. Darum gab sie sich die Schuld.«
    Nkata sah auf. »Katja Wolff, meinen Sie?«
    »Eugenie hat Katja damals entlassen«, erklärte Robson. »Wenn sie nicht so entschieden hätte ... wenn es nicht zum Streit gekommen wäre ...« Er machte eine vage Handbewegung. »Wir können keinen Moment unseres Lebens noch einmal leben. Wir können nichts ungesagt oder ungeschehen machen. Wir können nur die Scherben auflesen und versuchen, zu kitten, was zu kitten ist.«
    Sicher wahr, dachte Lynley, aber dies waren Banalitäten, die sie der Wahrheit nicht einen Schritt näher brachten. »Beschreiben Sie die Zeit vor der Ermordung des Kindes, Mr. Robson«, sagte er.
    »So, wie Sie sie in Erinnerung haben.«
    »Warum? Was hat das -«
    »Tun Sie mir einfach den Gefallen.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Es ist eine ziemlich armselige Geschichte. Katja Wolff ließ sich schwängern und war gesundheitlich nicht mehr sehr stabil. Sie litt morgens an starker Übelkeit und häufig auch mittags und abends. Sonia verlangte volle Aufmerksamkeit von jedem, der sich um sie kümmerte, aber die konnte Katja ihr nicht geben. Sie konnte nicht mehr essen, ohne alles gleich wieder zu erbrechen. Sie war jede Nacht wegen Sonia wach und versuchte, den verlorenen Schlaf nachzuholen, wann immer sich Gelegenheit bot. Aber sie schlief einmal zu oft, als sie eigentlich etwas anderes hätte tun sollen, und da hat Eugenie ihr gekündigt. Katja verlor die Nerven. Eines Abends war ihr die Kleine - Sonia - zu schwierig. Und da war es aus.«
    »Haben Sie beim Prozess ausgesagt?«, fragte Nkata.
    »Ja.«
    »Gegen sie?«
    »Ich habe nur berichtet, was ich gesehen hatte, wo ich gewesen war, und was ich wusste.«
    »Für die Anklage?«
    »Letztendlich ja, denke ich.« Robson trat von einem Fuß auf den anderen, während er auf die nächste Frage wartete. Nkata schrieb, Lynley sagte nichts. Als das Schweigen sich in die Länge zog, ergriff Robson noch einmal das Wort. »Gesehen hatte ich praktisch nichts«, erklärte er. »Ich hatte Gideon eine Aufgabe gestellt und wurde erst darauf aufmerksam, dass etwas nicht in Ordnung war, als Katja im Badezimmer zu schreien begann. Sofort lief das ganze Haus zusammen, Eugenie rief den Rettungsdienst an und Richard versuchte, die Kleine zu beatmen.«
    »Und die Schuld bekam Katja Wolff«, bemerkte Nkata.
    »Am Anfang war ein solches Chaos, dass keiner daran dachte, nach dem Schuldigen zu suchen«, antwortete Robson. »Katja schrie unablässig, sie habe die Kleine nicht allein gelassen. Also glaubten alle zunächst, Sonia hätte einen Herzanfall gehabt und wäre binnen eines Augenblicks gestorben, während Katja ihr den Rücken zugewandt hatte, um ein Handtuch zu holen. Das ungefähr dachten wir. Dann sagte sie aber, sie sei nur ein, zwei Minuten am Telefon gewesen. Das entpuppte sich als Lüge, als Katie Waddington aussagte, nichts von dem Telefonat zu wissen. Später folgte die Obduktion. Es wurde klar, woran Sonia gestorben war und dass es frühere Zwischenfälle gegeben hatte, von denen niemand etwas wußte ...« Er breitete die gespreizten Hände aus, als wollte er sagen, der Rest ist bekannt.
    »Katja Wolff ist aus dem Gefängnis entlassen worden, Mr. Robson«, sagte Lynley. »Haben Sie von ihr gehört?«
    Robson schüttelte den Kopf. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, warum sie wünschen sollte, mich zu sprechen.«
    »Ums Reden geht's ihr vielleicht gar nicht«, warf Nkata ein. Robson sah Lynley an. »Sie glauben, Katja könnte Eugenie getötet haben.«
    Lynley sagte: »Der Beamte, der damals die Ermittlungen geleitet hat, ist gestern Nacht ebenfalls von einem Auto angefahren worden.«
    »Um Gottes willen.«
    »Wir halten es für ratsam, dass alle möglichst vorsichtig sind, bis wir wissen, was Mrs. Davies wirklich zugestoßen ist«, sagte Lynley. »Sie wollte Major Wiley übrigens etwas mitteilen. Das hat er uns gesagt. Haben Sie eine Ahnung, was das gewesen sein könnte?«
    »Nein«, antwortete Robson, für Lynleys Geschmack viel zu prompt. Und als wäre ihm sogleich klar geworden, dass diese schnelle Antwort aufschlussreicher war als die Antwort selbst, fügte er hinzu: »Wenn Sie Major Wiley etwas mitteilen wollte, so

Weitere Kostenlose Bücher