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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sprechen könne, ohne vom Lärm der Autos gestört zu werden, die jenseits der Hecke vorbeibrausten. Aber ja, selbstverständlich, versicherte Robson. Wenn sie ihm folgen wollten.
    »Die vordere Tür ist völlig verzogen«, erklärte er. »Wir haben noch keine neue angeschafft. Wir müssen hinten herum gehen.«
    Robson führte sie auf einem mit Backsteinen gepflasterten Fußweg in einen ziemlich großen, verwilderten Garten mit wucherndem Unkraut, überall ehemalige Blumenrabatten, die schon lange nicht mehr gepflegt wurden, und mit Bäumen, die seit Jahren nicht mehr beschnitten worden waren. Die feuchten Herbstblätter unter ihren Füßen vermischten sich mit dem verrotteten Laub früherer Jahre zu einer dicken Mulchdecke. Mitten in dieser Szenerie des Verfalls stand ein offensichtlich neu errichteter Bau.
    Robson, der sah, wie Lynley und Nkata das Gebäude musterten, sagte: »Das war unser erstes Projekt. Wir machen Möbel da drinnen.«
    »Sie schreinern?«
    »Wir restaurieren. Das Haus kommt auch noch dran. Wir verkaufen die restaurierten Möbel und sorgen so für ein gewisses Grundkapital, mit dem wir arbeiten können. Ein Haus wie dieses hier zu renovieren« - ein Nicken zu dem beeindruckenden alten Gebäude - »kostet ein Vermögen. Immer wenn wir genug zusammengespart haben, nehmen wir einen Raum in Angriff. Es dauert ewig, aber hier hat's keiner eilig. Und wenn man gemeinsam an so einem Projekt arbeitet, entwickelt sich eine gewisse Kameradschaft, die sehr angenehm ist.«
    Das Wort Kameradschaft verwunderte Lynley. Er hatte geglaubt, wenn Robson »wir« sagte, bezöge sich das auf seine Familie. Aber wenn der Mann von Kameradschaft sprach, bedeutete das etwas anderes. Er dachte an die Fahrzeuge, die er vor dem Haus gesehen hatte, und sagte: »Dann ist das hier eine Wohngemeinschaft?«
    Robson sperrte die Tür auf. Dahinter befand sich ein Flur mit einer langen Holzbank an der einen Wand, unter der sauber aufgereiht Gummistiefel standen. An Haken darüber hingen Jacken und Mäntel.
    »Das klingt ein bisschen sehr nach Hippie-Ära«, sagte er. »Aber, ja, ich denke, man könnte von einer Wohngemeinschaft sprechen. Vor allem ist es aber eine Interessengemeinschaft.«
    »Und welches sind die gemeinsamen Interessen?«
    »Musizieren und die Renovierung dieses Hauses, damit wir alle es nutzen und genießen können.«
    »Nicht das Restaurieren von Möbeln?«, fragte Nkata.
    »Das ist nur Mittel zum Zweck. Musiker verdienen nicht so viel Geld, dass sie sich ganz ohne Nebeneinkünfte eine Renovierung dieser Größenordnung erlauben könnten.«
    Er ließ ihnen den Vortritt ins Haus, zog die Tür hinter ihnen zu und schloss gewissenhaft ab.
    »Bitte, kommen Sie.« Er führte sie in einen großen muffigen Raum, früher vielleicht ein Speisezimmer, jetzt eine Kombination aus Zeichensaal, Lagerraum und Büro. Die Tapete oben an den Wänden war voller Stockflecken, die Holztäfelung unten herum zerschrammt. Auch ein Computer gehörte zur Einrichtung, und Lynley stellte sogleich fest, dass er mit einem Telefonanschluss versehen war.
    Er sagte: »Wir haben Sie mit Hilfe der Nachricht ausfindig gemacht, die Sie auf dem Anrufbeantworter einer Frau namens Eugenie Davies hinterlassen haben, Mr. Robson. Vor vier Tagen. Abends um zwanzig Uhr fünfzehn.«
    Nkata, der neben Lynley stand, zog sein in Leder gebundenes Protokollheft und seinen Drehbleistift heraus. Robson sah zu, wie er einen Millimeter der Mine herausdrehte, dann trat er zu einem Arbeitstisch, auf dem eine Anzahl Blaupausen übereinander ausgebreitet lag. Er strich mit der Hand glättend über den obersten Bogen, als beabsichtigte er, ihn genauer zu betrachten, und sagte nur: »Ja.«
    »Wissen Sie, dass Mrs. Davies vor drei Tagen abends ermordet wurde?«
    »Ja.« Er sprach leise. Unwillkürlich griff er nach einer Blaupause, die noch zusammengerollt war, und schnippte mit dem Daumen an dem Gummiband. »Richard Davies hat es mir gesagt.« Er hob den Kopf und sah Lynley an.
    »Er war gerade bei seinem Sohn, um es ihm mitzuteilen, als ich zu unserer täglichen Sitzung kam.«
    »Sitzung?«
    »Ich bin Geigenlehrer. Gideon Davis ist seit seiner Kindheit mein Schüler. Jetzt braucht er natürlich keinen Unterricht mehr. Aber wir musizieren täglich drei Stunden zusammen, wenn er nicht gerade probt oder Plattenaufnahmen macht. Sie haben doch sicher von ihm gehört.«
    »Ich dachte, er hätte schon seit mehreren Monaten nicht mehr gespielt.«
    Wieder wollte Robsons Hand zu

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