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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hat sie mir nichts davon gesagt. Verstehen Sie, Inspector.«
    Lynley verstand nur, dass der Mann etwas zu verheimlichen versuchte. Er sagte: »Sie waren doch ein enger Freund von Mrs. Davies, Mr. Robson. Mir scheint, Sie haben da etwas nicht bedacht. Wenn Sie sich Ihre letzten Zusammentreffen mit ihr ins Gedächtnis rufen, besonders das letzte, als es zwischen Ihnen beiden zum Streit kam, fällt Ihnen vielleicht doch noch irgendein Detail ein, eine rein beiläufige Bemerkung vielleicht, das uns einen Hinweis darauf geben könnte, was sie mit Major Wiley besprechen wollte.«
    »Es gibt nichts. Wirklich. Ich wüsste nicht ...«
    Lynley ließ nicht locker. »Wenn das, was sie mit Major Wiley besprechen wollte, der Grund für ihre Ermordung ist - und wir können diese Möglichkeit nicht ausschließen, Mr. Robson -, dann ist jede Kleinigkeit, an die Sie sich erinnern können, von größter Bedeutung.«
    »Vielleicht wollte sie mit ihm über Sonias Tod sprechen und wie es dazu kam. Vielleicht glaubte sie, ihm erklären zu müssen, warum sie ihren Mann und ihren Sohn verlassen hatte. Vielleicht glaubte sie, seine Vergebung zu brauchen, ehe sie mit ihm ein neues Leben anfangen könnte.«
    »Hätte ihr das ähnlich gesehen?«, fragte Lynley. »Die Beichte vor der Intensivierung einer Beziehung?«
    »Ja«, antwortete Robson, und es klang ehrlich. »Das wäre genau Eugenies Art gewesen. Vorher die Beichte abzulegen.«
    Lynley nickte und ließ sich das durch den Kopf gehen. Teilweise war es durchaus stimmig, aber eine einfache Tatsache, die sich mit Robsons hilfsbereiter Erklärung gezeigt hatte, war nicht zu übersehen. Sie hatten Robson nichts davon gesagt, dass Major Wiley sich vor zwanzig Jahren in Afrika aufgehalten und daher die Umstände von Sonia Davies' Tod nicht gekannt hatte.
    Wenn Robson das wüsste, dann wüsste er wahrscheinlich noch mehr, und Lynley war überzeugt, dass dieses verheimlichte Wissen den Weg zu dem Mord in Hampstead wies.

GIDEON
1. November
    Ich protestiere, Dr. Rose. Ich meide nichts. Sie können meine Suche nach der Wahrheit über den Tod meiner Schwester mit Skepsis betrachten. Sie können behaupten, es diene dem übermächtigen Wunsch, abzulenken, wenn ich den halben Tag damit zubringe, nach Cheltenham und wieder zurück zu fahren, und Sie können meine Gründe dafür hinterfragen, dass ich noch einmal drei Stunden im Pressearchiv gesessen und die Bericht über Katja Wolffs Festnahme und den Prozess gelesen und kopiert habe. Aber Sie können mich nicht bezichtigen, eben das zu meiden, was zu tun Sie mir ans Herz gelegt haben.
    Ja, Sie haben mir aufgetragen, niederzuschreiben, woran ich mich erinnere, und das habe ich getan. Mir scheint aber, dass mir die Geschichte über den Tod meiner Schwester den Zugang zu anderen Erinnerungen versperren wird, solange ich mich nicht gründlich mit ihr auseinander gesetzt habe. Und deshalb werde ich das alles durcharbeiten. Deshalb werde ich mir Gewissheit darüber verschaffen, was damals geschehen ist. Wenn dieses Bemühen nichts weiter ist als ein ausgeklügeltes Manöver meines Unterbewusstseins, das zu verschleiern, woran ich mich eigentlich erinnern sollte - was, zum Teufel, auch immer das ist -, so werden wir das früher oder später merken, meinen Sie nicht? Und unterdessen werden Sie durch die zahllosen Sitzungen mit mir immer reicher. Vielleicht werde ich sogar Ihr Patient auf Lebenszeit.
    Sagen Sie mir jetzt bitte nicht, dass Sie meine Frustration spüren! Es ist doch klar, dass ich frustriert bin, wenn Sie mich genau in dem Moment, wo ich meine, eine Spur gefunden zu haben, auffordern, über den Prozess der Rationalisierung nachzudenken und zu überlegen, was für eine Bedeutung er bei meinen derzeitigen Bestrebungen haben könnte.
    Ich werde Ihnen sagen, was Rationalisierung heißt: Es heißt dass ich bewusst oder unbewusst der Ursache meines Versagens als Musiker ausweiche. Es heißt, dass ich die raffiniertesten Haken schlage, um Ihre Bemühungen, mir zu helfen, zu vereiteln.
    Sehen Sie, mir ist absolut bewusst, was ich vielleicht tue. Und jetzt bitte ich Sie, es mich tun zu lassen.
    Ich war bei meinem Vater. Er war nicht zu Hause, als ich kam aber Jill war da. Sie hat beschlossen, seine Küche zu streichen, und hatte ein ganzes Sortiment Farbkarten mitgebracht, die sie auf dem Küchentisch ausgelegt hatte. Ich erklärte, ich sei gekommen, um verschiedene alte Unterlagen durchzusehen, die mein Vater im Großvaterzimmer aufbewahrt. Sie sah mich

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