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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sie überhaupt, Solberg?«, fragte Leach.
    »Von einer kleinen Komplikation«, antwortete der Constable.
    Nach dem Gespräch mit Yasmin Edwards beschloss Nkata, Katja Wolffs Anwältin auf den Zahn zu fühlen. »Sie haben bekommen, was Sie wollen, Constable. Jetzt verschwinden Sie gefälligst«, hatte Yasmin gesagt, nachdem sie abgewartet hatte, bis er 12 Uhr 41 nachts in sein Buch eingetragen hatte. Sie hatte es abgelehnt, Mutmaßungen darüber anzustellen, wo ihre Freundin an dem Abend von Eugenie Davies' Tod gewesen war. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, ihr ein wenig die Hölle heiß zu machen - Sie haben schon einmal gelogen, Madam, wer sagt mir, dass Sie nicht wieder lügen. Wissen Sie, was mit Strafgefangenen passiert, die sich der Beihilfe zum Mord schuldig machen?-, aber er hatte es nicht getan. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, da er beobachtet hatte, was während des Gesprächs in ihrem Gesicht vorgegangen war, und daraus ziemlich genau hatte schließen können, was es sie kostete, ihm das Wenige zu sagen, was sie bereits gesagt hatte. Trotzdem konnte er nicht umhin, zu überlegen, was geschehen würde, wenn er sie nach dem Grund fragte - warum sie ihre Freundin verriet, und was es zu bedeuten hatte, dass sie sie verriet? Aber das war nicht seine Sache. Das durfte nicht seine Sache sein, weil er Polizist war und sie eine ehemalige Strafgefangene. So war das nun mal.
    Er hatte also sein Buch zugeklappt. Er hatte die Absicht gehabt, mit einem kurzen, pointierten: »Bravo, Mrs. Edwards, Sie haben das Richtige getan«, ohne weiteren Aufenthalt aus dem Laden zu marschieren. Aber es kam ganz anders. Er sagte: »Ist alles in Ordnung, Mrs. Edwards?«, und war erschrocken über die Zärtlichkeit, die er für sie empfand. Zärtlichkeit für eine solche Frau in einer solchen Situation, das war ja echt das Letzte. Und als sie schroff erwiderte: »Hauen Sie einfach ab«, war er klug genug, der Aufforderung zu folgen.
    Im Auto holte er die Karte aus seiner Brieftasche, die Katja Wolff ihm am Morgen gegeben hatte, nahm den Stadtplan aus dem Handschuhfach und suchte die Straße, in der Harriet Lewis ihre Kanzlei hatte. Wie der unerfreuliche Zufall es wollte, war die Kanzlei in Kentish Town, auf der anderen Seite der Themse, und das bedeutete eine weitere Expedition quer durch London. Aber die umständliche Fahrt hatte auch ihr Gutes. Sie ließ ihm Zeit, darüber nachzudenken, wie er von der Anwältin am ehesten erfahren würde, was er wissen wollte. Er brauchte einen guten Plan, denn wenn Harriet Lewis ihre Kanzlei in so unmittelbarer Nähe des Holloway-Frauengefängnisses hatte, konnte man damit rechnen, dass zu ihren Mandanten mehr als eine Knastschwester gehörte, und das wiederum hieß, dass sie sich nicht so leicht austricksen lassen würde.
    Als er endlich seinen Bestimmungsort erreicht hatte und seinen Wagen am Bordstein anhielt, stellte er fest, dass Harriet Lewis sich in einem bescheidenen Büro zwischen einem Zeitungsladen und einem Lebensmittelgeschäft, das auf der Straße nicht mehr ganz taufrischen Broccoli und Blumenkohl anbot, niedergelassen hatte. Die Haustür stand in schrägem Winkel zur Straße und grenzte direkt an die Tür zum Zeitungsladen. Auf der oben eingelassenen Scheibe aus durchsichtigem Glas stand nur Anwaltskanzlei.
    Drinnen führte eine mit fadenscheinigem roten Teppich bespannte Treppe zu einem kleinen Vorplatz mit zwei gegenüberliegenden Türen hinauf. Eine stand offen. Dahinter befand sich ein leerer Raum mit staubigem Holzdielenboden. Die andere Tür war geschlossen und durch eine Visitenkarte gekennzeichnet, die mit einer Reißzwecke befestigt war. Nkata sah sich die Karte an: die Gleiche, die Katja Wolff ihm gegeben hatte. Mit dem Fingernagel hob er sie an und warf einen Blick darunter. Es gab keine zweite. Nkata lächelte. Das war doch ein guter Einstieg.
    Er trat ohne anzuklopfen ein und gelangte in einen Empfangsraum, wie er ihn in diesem Viertel, in dieser Umgebung, angesichts der Räume gegenüber überhaupt nicht erwartet hätte. Ein Perserteppich bedeckte zum größten Teil den gewachsten Holzboden, und auf ihm gruppierten sich ein Empfangstresen, Sofa, Sessel und Tische strengsten modernen Designs. Alles Holz und Leder und vorwiegend scharfe Ecken und Kanten. Eigentlich hätten sie sich nicht nur mit dem Teppich, sondern auch mit der altmodischen Sockeltäfelung und der Tapete beißen müssen, stattdessen drückte diese Einrichtung gerade so viel Wagemut aus, wie man

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