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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Behörde beschweren.«
    »Worüber wollen Sie sich denn beschweren? Was meinen Sie, wie das aussieht, wenn rauskommt, dass Sie nicht mal mit einem einzelnen Bullen fertig geworden sind, der wegen einer Mörderin bei Ihnen war. Und nicht etwa wegen irgendeiner x-beliebigen Mörderin, Miss Lewis. Wegen einer Kindsmörderin, die zwanzig Jahre gesessen hat!«
    Darauf gab die Anwältin keine Antwort.
    Nkata ließ nicht locker. Mit einem Nicken zu Harriet Lewis' Schreibtisch sagte er: »Dann rufen Sie doch jetzt bei der Beschwerdestelle an und melden Sie mich wegen gemeiner Schikane oder was Ihnen sonst so einfällt. Aber passen Sie auf, wer am Ende dumm dasteht, wenn die Story in die Zeitungen kommt.«
    »Das ist Nötigung!« »Unsinn! Ich mache Sie auf die Fakten aufmerksam. Sie können mit ihnen anfangen, was Sie wollen. Mir geht es um die Wahrheit über die Galveston Road. Sagen Sie mir die, und ich bin weg.«
    »Fahren Sie doch selbst hin.«
    »Hab ich schon einmal getan. Ohne Munition kein zweites Mal.«
    »Die Galveston Road hat überhaupt nichts -«
    »Ach, Miss Lewis, versuchen Sie doch nicht, mich für dumm zu verkaufen.« Wieder wies Nkata zu ihrem Telefon. »Na, wollen Sie nicht die Beschwerdestelle anrufen?«
    Harriet Lewis seufzte. Sie schien über ihre Möglichkeiten nachzudenken. Dann kam sie um den Sessel herum und setzte sich.
    »In diesem Haus lebt Katja Wolffs Alibi, Constable«, sagte sie endlich. »Eine Frau namens Noreen McKay. Sie ist nicht bereit, sich zu melden und Katja zu entlasten. Wir waren gestern Abend bei ihr, um das mit ihr zu besprechen. Wir hatten keinen Erfolg. Und ich fürchte, daran wird sich auch nichts ändern.«
    »Wie kommt das?«, fragte Nkata.
    Harriet Lewis strich glättend über ihren Rock. Sie spielte an einem Fädchen, das sie an einem Knopf ihrer Jacke entdeckt hatte. »Ich vermute, Sie würden es Berufsethos nennen«, antwortete sie schließlich.
    »Es handelt sich um eine Rechtsanwältin?«
    Harriet Lewis stand auf. »Ich muss Katja Wolff anrufen und sie um die Genehmigung bitten, diese Frage zu beantworten«, sagte sie.
    Libby Neal ging schnurstracks zum Kühlschrank, als sie aus South Kensington nach Hause kam. Sie hatte eine Wahnsinnsgier auf was Weißes und fand, es stünde ihr zu, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Sie hatte für solche Notfälle immer einen großen Becher Häagen-Dasz-Vanilleeis im Tiefkühlschrank. Den holte sie jetzt heraus, schnappte sich aus der Besteckschublade einen Löffel und schob mit einiger Mühe den Deckel des Bechers hoch. Sie schlang ungefähr ein Dutzend Löffel voll in sich hinein, ehe sie wieder denken konnte.
    Aber selbst dann dachte sie nur, ich brauch noch was Weißes, und wühlte im Müll unter der Küchenspüle, bis sie den Beutel mit dem Rest Käsepopcorn fand, den sie am Vortag in einer Anwandlung von Selbstverachtung weggeworfen hatte. Sie hockte sich auf den Boden und stopfte sich das restliche Popcorn in den Mund, ehe sie sich erneut auf die Suche begab. Diesmal musste das Päckchen Weizenmehltortillas daran glauben, das sie seit langem als eine Art Herausforderung an ihre Willenskraft herumliegen hatte. Allerdings waren die Tortillas inzwischen nicht mehr weiß, sondern stellenweise schimmelig. Aber der Schimmel ließ sich ja leicht entfernen, und wenn sie versehentlich welchen schluckte, war das bestimmt auch nicht weiter schlimm. Man denke nur an Penizillin.
    Sie schälte ein Stück Wensleydale aus seiner Zellophanverpackung und schnitt ein paar Scheiben für eine Quesadilla auf. Dann legte sie die Käsescheiben auf die Tortilla, gab eine zweite darauf und warf das Ganze in eine Bratpfanne. Als der Käse geschmolzen und die Tortilla angebräunt war, nahm sie sie heraus, rollte sie zu einer Röhre und hockte sich damit wieder auf den Küchenboden, wo sie sich so gierig wie eine Verhungernde über den Leckerbissen hermachte.
    Sie blieb auf dem Boden sitzen, als die Quesadilla vertilgt war, und lehnte den Kopf an einen der Küchenschränke. Das, sagte sie sich, hatte sie gebraucht. Was passiert war, war doch einfach zu gruselig, und wenn alles zu gruselig wurde, musste man dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel hoch blieb. Man konnte ja nie wissen, wann Action angesagt war.
    Gideon hatte sie nicht zum Wagen begleitet. Er hatte sie nur zur Wohnungstür gebracht. Auf dem Weg durch den Flur hatte sie gefragt: »Macht dir das echt nichts aus, Gid? Ich meine, es kann doch für dich nicht gerade lustig sein, hier zu warten.

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