11 - Nie sollst Du vergessen
das alles, Constable? Wir haben bereits miteinander gesprochen, und ich habe dem, was ich Ihnen gesagt habe, nichts hinzuzufügen.«
»Eine Partnerin haben Sie nicht, wie ich eben festgestellt habe«, sagte er. »Oder ist sie vielleicht unter Ihrem Schreibtisch versteckt?«
»Ich kann mich nicht erinnern, gesagt zu haben, ich hätte eine Partnerin. Das ist eine reine Vermutung von Ihnen.«
»Die auf Katja Wolffs Lüge basiert. Galveston Road Nummer fünfundfünfzig, Miss Lewis. Wäre das ein Thema für Sie? Dort soll übrigens Ihre Partnerin ihren Wohnsitz haben.«
»Die Beziehung zu meiner Mandantin ist vertraulich.«
»Natürlich. Sie haben also dort eine Mandantin?«
»Das sagte ich nicht.«
Die Ellbogen auf die Knie gestützt, beugte Nkata sich vor.
»Dann hören Sie mir jetzt mal gut zu«, sagte er und sah auf seine Uhr. »Vor genau siebenundsiebzig Minuten hat Katja Wolff ihr Alibi für einen Unfall mit Fahrerflucht in West Hampstead verloren. Haben Sie das verstanden? Und durch den Verlust dieses Alibis rückt sie auf der Liste der Verdächtigen ganz nach oben. Es ist meine Erfahrung, dass einem die Leute bei Mord nur dann ein falsches Alibi auftischen, wenn sie einen guten Grund haben. Und in dem Fall schaut's so aus, als hätte sie einen guten Grund dazu gehabt. Die Frau, die getötet wurde -«
»Ich weiß, wer getötet wurde«, fiel ihm die Anwältin gereizt ins Wort.
»Ach ja? Gut. Dann wissen Sie vielleicht, dass Ihre Mandantin mit dieser Person möglicherweise noch eine Rechnung offen hatte.«
»Die Vorstellung ist absurd. Meine Mandantin hatte nichts gegen die Frau. Im Gegenteil.«
»Katja Wolff hätte also gewollt, dass Eugenie Davies am Leben bleibt? Wieso denn das, Miss Lewis?«
»Das ist vertraulich.«
»Na, bravo! Dann fügen Sie doch dem Schatz Ihrer vertraulichen Informationen noch folgendes hinzu: Gestern Abend gab es in Hammersmith einen zweiten Autounfall mit Fahrerflucht. Gegen Mitternacht. Es traf den Beamten, der damals Katja Wolff ins Gefängnis gebracht hat. Er ist am Leben, aber sein Leben hängt am seidenen Faden. Und Sie wissen doch sicher, wie die Polizisten zu einem Verdächtigen stehen, wenn's einen der Ihren trifft.«
Diese Neuigkeit schien Harriet Lewis doch ein wenig zu erschüttern. Sie setzte sich eine Spur aufrechter hin und sagte:
»Katja Wolff hat mit alledem nichts zu tun.«
»Das zu sagen, werden Sie bezahlt. Und das zu glauben, auch. Das würde wahrscheinlich auch Ihre Partnerin sagen und glauben, wenn Sie eine hätten.«
»Hören Sie endlich auf, darauf herumzureiten. Sie wissen doch so gut wie ich, dass ich für eine falsche Information, die Sie in meiner Abwesenheit von einer Mandantin erhalten haben, nicht verantwortlich bin.«
»Stimmt. Aber jetzt sind Sie anwesend. Und jetzt, wo klar ist, dass Sie keine Partnerin haben, müssen wir vielleicht mal darüber reden, warum mir weisgemacht wurde, Sie hätten eine.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Ach nein?« Nkata zog Notizbuch und Stift heraus und klopfte, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, mit dem Stift auf den Ledereinband des Buchs. »Für mich schaut das folgendermaßen aus: Sie sind Katja Wolffs Anwältin, aber Sie sind für sie auch noch was anderes, was Pikanteres, etwas, das in Ihrem Geschäft nicht so ganz koscher ist. Also -«
»Das ist wirklich unerhört!«
»Also, wenn das raus kommt, sehen Sie schlecht aus, Miss Lewis. Bei Ihnen gibt's schließlich ein Berufsethos, und eine Anwältin, die mit ihrer Klientin rumturtelt, passt da nicht rein. Es schaut sogar ganz danach aus, als wäre das überhaupt der Grund, weshalb Sie sich so rührend um Strafgefangene kümmern: Die kommen zu Ihnen, wenn sie ganz tief unten sind, und da haben Sie freie Bahn, um sie in die Kiste zu kriegen.«
»Das ist eine Frechheit.« Harriet Lewis kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. Sie ging mit schnellen Schritten durch das Zimmer und stellte sich hinter einen der Sessel der Sitzgruppe. Die Hände fest auf seiner Rückenlehne, sagte sie: »Verlassen Sie sofort mein Büro, Constable.«
»Spielen wir's doch mal durch«, sagte er ruhig und vernünftig und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Denken wir einfach mal laut nach.«
»Leute Ihres Schlags können das ja nicht einmal leise.«
Nkata lächelte. Er schrieb sich einen Punkt gut. »Dann hören Sie mir trotzdem einen Moment zu, okay?«
»Ich habe keine Lust, mich weiter mit Ihnen zu unterhalten. Gehen Sie jetzt bitte, sonst werde ich mich bei Ihrer
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