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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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von den Boutiquen in der Gegend von Knightsbridge und hast gefragt, ob du dort eine Lehre machen kannst?«
    »Nein. Das alles habe ich nicht getan.«
    »Und wir wissen beide, warum nicht. Du hast es gar nicht nötig, dir was aufzubauen, wenn sie es für dich tut.«
    »Das stimmt nicht.« Katja stand auf. Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und verstreute Asche auf den Tisch, die dort liegen blieb wie ein Häufchen verbrannter Träume. »Ich schaffe mir mein eigenes Leben«, sagte sie. »Es ist anders, als ich es mir vorgestellt habe, das stimmt. Es ist anders, als das Leben, von dem ich im Knast immer gesprochen habe, ja. Aber ich verlasse mich so wenig auf Noreen wie auf dich, Yasmin. Ich gestalte mein Leben selbst. Ich tue es seit dem Tag, an dem ich entlassen worden bin. Und Harriet hilft mir dabei. Nur darum konnte ich zwanzig Jahre im Gefängnis sitzen, ohne verrückt zu werden. Weil ich wusste - ja, ganz recht, ich wusste es -, was draußen auf mich wartet.«
    »Sie«, sagte Yasmin. »Sie war's, die gewartet hat, richtig? Dann geh doch zu ihr. Hau schon ab!«
    »Nein. Ich möchte, dass du es verstehst. Du musst -«
    Du musst, du musst, du musst. Viel zu oft in ihrem Leben hatte Yasmin das gehört. Sie drückte beide Hände an den Kopf.
    »Yasmin, ich habe in meinem Leben drei wirklich schlimme Dinge getan. Ich habe Hannes gezwungen, mich über die Mauer mitzunehmen, indem ich ihm mit einer Anzeige drohte.«
    »Das sind doch alte Geschichten.«
    »Es ist mehr als das. Hör mir zu. Das, was ich mit Hannes gemacht habe, war meine erste unrechte Tat. Dann habe ich einmal nicht den Mund aufgemacht, als ich ihn hätte aufmachen müssen. Das war das zweite Unrecht. Und einmal - nur ein Mal, Yas, aber das hat gereicht - habe ich hingehört, als ich mir die Ohren hätte zuhalten müssen. Für alle diese Taten habe ich bezahlt. Zwanzigjahre lang. Weil ich belogen wurde. Jetzt müssen andere bezahlen. Und im Moment bin ich dabei, alles zu veranlassen, damit das passiert.«
    »Nein! Ich will das nicht hören.« In Panik rannte Yasmin ins Schlafzimmer, wo sie Katjas bescheidene Garderobe - farbenfrohe Kleider, in Secondhand-Läden von einer Frau ausgesucht, die niemals Schwarz tragen würde in einer Stadt, wo man überall nur Schwarz sah - in einen Matchsack gepackt hatte, den sie eigens für diesen Zweck besorgt und selbst bezahlt hatte, Bußgeld für Naivität und Vertrauensseligkeit. Sie wollte Katja nicht anhören, sie konnte es sich nicht erlauben, sie anzuhören. Denn wenn sie es täte, würde sie sich selbst und ihre Zukunft mit Daniel aufs Spiel setzen, und das wollte sie nicht.
    Sie packte den Matchsack und schleuderte ihn ins Wohnzimmer, ließ die Plastiktüte mit der schmutzigen Wäsche folgen und zum Schluss den Karton mit den Toilettenartikeln und anderen persönlichen Dingen, die Katja bei ihrem Einzug mitgebracht hatte. »Ich hab's ihm gesagt, Katja«, rief sie laut. »Er weiß Bescheid. Hast du gehört? Ich hab's ihm gesagt.«
    Sie fragte: »Wem?«
    »Das weißt du doch. Ihm!« Yasmin zog einen Finger quer über ihre Wange, um die Narbe im Gesicht des Bullen anzudeuten.
    »Du warst nicht hier und hast ferngesehen. Das weiß er jetzt.«
    »Aber er ist - sie sind - sie sind doch alle ... Yas, du weißt genau, dass sie deine Feinde sind. Was die dir angetan haben, als du Roger aus reiner Notwehr ... Nach allem, was die mit dir gemacht haben? Wie konntest du so einem Typen vertrauen?«
    »Ja, darauf hast du dich verlassen, richtig? Die gute alte Yas wird garantiert keinem Bullen vertrauen, ganz gleich, was er ihr erzählt, ganz gleich, was ich tue. Ich werde mich also einfach bei der guten alten Yas einnisten, und sie wird mich schützen, wenn sie kommen. Sie wird brav tun, was ich sage, so wie sie's getan hat, als wir beide noch gesessen haben. Aber das ist jetzt vorbei, Katja. Was auch immer es war, und es ist mir ziemlich egal, es ist vorbei.«
    Katja blickte zu ihrem Gepäck hinunter. Sie sagte leise: »Wir sind so nahe daran, es zu beenden, nach all den -«
    Yasmin schlug die Schlafzimmertür zu, um sich vor ihren Worten und vor weiterer Gefahr zu schützen. Und jetzt erst begann sie zu weinen. Sie hörte, wie Katja draußen ihre Sachen einsammelte. Dann wurde die Wohnungstür geöffnet, und als Yasmin sie einen Augenblick später zufallen hörte, wusste sie, dass die Freundin für immer gegangen war.
    »Es geht also nicht um das Kind«, sagte Barbara Havers zum Abschluss ihres Berichts über

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