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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ihren zweiten Besuch im Kloster der Unbefleckten Empfängnis zu Lynley. »Der Junge heißt übrigens Jeremy Watts. Die Nonne hat immer gewusst, wo er sich aufhielt; und Katja Wolff hat immer gewusst, dass sie es weiß. Sie hat in zwanzig Jahren kein einziges Mal nach ihm gefragt. Sie hat in diesen zwanzig Jahren überhaupt nicht mit Schwester Cecilia gesprochen. Es geht also nicht um den Jungen.«
    »Irgendwie ist das doch unnatürlich«, meinte Lynley nachdenklich.
    »Irgendwie ist eine Menge an ihr unnatürlich«, erwiderte Barbara. »An allen diesen Leuten. Ich meine, was ist mit diesem Richard Davies los, Inspector? Okay. Virginia war geistig behindert. Das hat ihn fertig gemacht. So was hätte jeden fertig gemacht. Aber sich dann überhaupt nicht mehr um sie zu kümmern, sie nicht einmal zu besuchen ... und sich von seinem Vater vorschreiben zu lassen ... Wieso lebten er und Lynn überhaupt mit seinen Eltern zusammen? Natürlich ist das Haus am Kensington Square sehr imposant, und vielleicht ist der gute Richard jemand, der gern andere beeindruckt. Und vielleicht hätten Mama und Papa den ehrwürdigen alten Rasten nicht halten können, wenn Richard nicht was zum Unterhalt beigetragen hätte, indem er dort einzog und eine hohe Miete bezahlte oder so was, aber trotzdem ...«
    »Vater-Sohn-Beziehungen sind meistens kompliziert«, sagte Lynley.
    »Komplizierter als Mutter-Tochter-Beziehungen?«
    »Ganz sicher. Weil so vieles unausgesprochen bleibt.«
    Sie saßen nicht weit von der Dienststelle am Downshire Hill in einem Cafe in der Hampstead High Street, wo sie sich verabredet hatten, nachdem Barbara Lynley, der gerade aus Stamford Brook aufgebrochen war, auf seinem Handy angerufen hatte. Er hatte ihr von Webberlys Herzinfarkt berichtet, und sie hatte ihr Bedauern in Kraftausdrücken geäußert. Als sie gefragt hatte, was sie tun könne, hatte er ihr das Gleiche gesagt, was Randie gesagt hatte, als sie kurz vor Lynleys Abfahrt zu Hause angerufen hatte, um ihre Mutter über den letzten Stand der Dinge zu unterrichten: Man könne nur beten; die Ärzte hielten ihn unter ständiger Beobachtung.
    »Was, zum Teufel, soll das heißen?«, hatte Barbara gefragt.
    Lynley hatte geantwortet, seiner Meinung nach sei das die euphemistische Art der Ärzte, zu sagen, man warte nur auf den geeigneten Moment, um die Geräte abzuschalten.
    Barbara an dem kleinen Kaffeehaustisch gegenüber sitzend, auf dem ein Espresso (seiner) und ein Milchkaffee mit massenhaft Zucker sowie ein Teller mit einem Schoko-Croissant (beides ihre) standen, zog er jetzt sein Taschentuch heraus und breitete es auf dem Tisch aus, um ihr seinen Fund zu zeigen.
    »Das hier ist vielleicht unsere einzige Hoffnung«, sagte er und wies auf die Glasscherben, die er am Crediton Hill auf dem Bürgersteig halb im Gebüsch gefunden hatte.
    Barbara betrachtete sie prüfend. »Autoscheinwerfer?«
    »In Anbetracht des Fundorts wohl eher nicht. Sie waren unter einer Hecke.«
    »Sie haben vielleicht gar keine Bedeutung, Sir.«
    »Ich weiß«, stimmte Lynley missmutig zu.
    »Wo ist eigentlich Winnie? Hat er inzwischen irgendwas rausbekommen?«
    »Er ist Katja Wolff auf den Fersen.« Lynley berichtete ihr, was Nkata ihm vor einigen Stunden mitgeteilt hatte.
    Sie sagte: »Und - neigen Sie zur Wolff? Dann geht's aber, wie gesagt, nicht -«
    »- um ihren Sohn, ich weiß. Was könnte ihr Motiv sein, wenn sie die Täterin ist?«
    »Rache? Könnte es sein, dass die ihr den Mord damals fälschlicherweise angehängt haben?«
    »Und Webberly mit ihnen? Um Gottes willen! Was für ein Gedanke!«
    »Aber wenn er was mit Eugenie Davies hatte ...« Barbara hatte ihre Kaffeetasse zum Mund geführt, aber sie trank nicht, sondern sah Lynley über den Rand der Tasse hinweg an. »Ich behaupte ja nicht, dass er es absichtlich getan hätte, Sir. Aber wenn er da irgendwie verstrickt war, könnte er ganz einfach geblendet gewesen sein, könnte - na ja, vielleicht manipuliert, an der Nase herumgeführt worden sein ... Sie wissen schon.«
    »Das würde bedeuten, dass auch die Kronanwaltschaft, die Geschworenen und der Richter an der Nase herumgeführt wurden«, wandte Lynley ein.
    »So was soll schon vorgekommen sein«, versetzte Barbara.
    »Und nicht nur einmal. Das wissen Sie doch auch.«
    »Ja, gut. Akzeptiert. Aber warum hat sie nicht geredet? Wenn Beweise manipuliert oder falsche Aussagen gemacht wurden, warum hat sie dann den Mund nicht aufgemacht?«
    »Tja, das ist die Frage, auf die wir immer

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