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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Schlafzimmer. Ihre Bewegungen waren schwerfällig. Ihr Leibesumfang behinderte sie. Sie riss ihren Kleiderschrank auf, nur Richard, o Gott, Richard im Kopf, und als sie zu Besinnung kam, wusste sie nicht, was sie hier vor dem offenen Kleiderschrank tat. Sie konnte nichts anderes denken als den Namen des Geliebten. Sie konnte nichts fühlen als Angst und tiefe Selbstverachtung angesichts der Zweifel, die sie eben noch gehegt hatte, genau in dem Moment, als - als was? Was war ihm zugestoßen?
    »Ist er am Leben?«, hatte sie ins Telefon geschrien, als die Stimme fragte, ob sie Miss Foster sei, Miss Jill Foster, die Frau, deren Namen Richard in seiner Brieftasche bei sich trug für den Fall, dass etwas ...
    »Mein Gott, was ist denn passiert?«, hatte Jill gerufen.
    »Miss Foster, wenn Sie ins Krankenhaus kommen würden«, hatte die Stimme gesagt. »Brauchen Sie ein Taxi? Soll ich Ihnen eines rufen? Wenn Sie mir Ihre Adresse geben, rufe ich einen Wagen für Sie.«
    Fünf Minuten - oder zehn oder fünfzehn - auf ein Taxi warten zu müssen war undenkbar. Jill warf das Telefon hin und lief, so schnell es ihr möglich war, um ihren Mantel zu holen.
    Ihr Mantel. Ja richtig. Sie war ins Schlafzimmer gegangen, um ihren Mantel zu holen. Hastig schob sie die Kleidungsstücke auseinander, die im Schrank hingen, bis sie Kaschmir berührte. Sie zerrte den Mantel vom Bügel und zog ihn über. Sie hatte Mühe, die Hornknöpfe zu schließen, vertat sich in der Reihenfolge, machte sich aber nicht die Mühe, den Fehler zu korrigieren, obwohl der Mantel am Bauch eine Falte schlug und am Saum schief hing. Aus der Kommode nahm sie einen Schal - den ersten, der ihr in die Hände fiel, es spielte keine Rolle - und schlang ihn sich um den Hals. Sie zog die schwarze Wollmütze über ihr Haar und ergriff ihre Umhängetasche. Dann lief sie zur Tür.
    Im Aufzug drückte sie auf den Knopf für die Tiefgarage und betete, dass die Kabine in keinem anderen Stockwerk anhalten, sondern sie schnurstracks hinunterbefördern würde. Sie sagte sich, es sei ein gutes Zeichen, dass man sie vom Krankenhaus aus angerufen und aufgefordert hatte, zu kommen. Wenn es etwas Schlimmes wäre, wenn er - durfte sie das Wort überhaupt denken? - tot wäre, hätte man sie bestimmt gar nicht erst angerufen. Man hätte einen Polizisten zu ihr geschickt, um sie zu holen oder um ihr die Nachricht schonend beizubringen. Wenn sie also angerufen hatten, dann bedeutete das, dass er lebte. Er lebte.
    Sie begann, mit Gott zu feilschen, als sie die schwere Tür zur Tiefgarage aufstieß. Wenn Richard am Leben bliebe, wenn sein Herz, oder was sonst es war, wieder heilte, wäre sie im Kampf um den Namen des Kindes zu einem Kompromiss bereit. Sie würden ihre Tochter Cara Catherine taufen. Richard könnte sie zu Hause, hinter verschlossener Tür, in der Familie Cara nennen, und auch Jill würde sie so nennen. Draußen aber, in der Öffentlichkeit, würden beide sie nur Catherine nennen. Sie würden sie in der Schule unter dem Namen Catherine anmelden. Ihre Freunde würden sie nur als Catherine kennen. Und Cara wäre dann umso mehr etwas Besonderes, ein Name, den nur die Eltern benutzten. Das war doch ein faires Angebot, nicht wahr? Wenn nur Richard am Leben blieb!
    Der Wagen stand sieben Buchten vom Lift entfernt. Sie sperrte ihn auf, und während sie inbrünstig hoffte, er möge sofort anspringen, sah sie zum ersten Mal ein, dass es vielleicht doch klug wäre, einen neueren, moderneren Wagen zu fahren. Aber der Humber war ein wichtiger Teil ihrer Vergangenheit - er hatte ihrem Großvater gehört, und als dieser ihr das Fahrzeug vermacht hatte, da hatte sie es aus Liebe zu ihm und in Erinnerung an die Landpartien, die sie in diesem Wagen zusammen unternommen hatten, behalten. Ihre Freunde hatten über das Ungetüm gelacht, Richard hatte ihr Vorträge über seine gefährlichen Unzulänglichkeiten gehalten - kein Airbag, keine Kopfstützen, provisorische Gurte -, doch Jill hatte eigensinnig an dem Wagen festgehalten und nie daran gedacht, einen anderen zu kaufen.
    »In dem alten Ding ist man sicherer als in den Klapperkisten, die heute auf den Straßen herumfahren«, hatte sie behauptet, als Richard ihr das Versprechen abnehmen wollte, den Wagen nicht mehr zu fahren. »Es ist der reinste Panzer.«
    »Setz dich nur bitte vor der Entbindung nicht mehr rein und versprich mir, dass du Cara nicht mal in seine Nähe lässt«, hatte er geantwortet.
    Catherine, hatte sie gedacht. Sie heißt

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