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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Himalaja zu besteigen oder den Nil hinaufzupaddeln, so gibt sie mir doch Halt und Kraft. Um es ganz klar zu sagen, Dr. Rose, ohne meinen Vater wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

4. September
    Nein! Damit werden Sie mich nicht einfangen.
    Wo sind Sie heute, Gideon?, fragen Sie freundlich und milde.
    Aber ich mache dieses Spiel nicht mit! Mein Vater hat keinen Part in dieser Sache, was auch immer diese Sache sein mag. Wenn ich es nicht über mich bringe, die Guarneri auch nur zur Hand zu nehmen, so ist das nicht meines Vaters Schuld. Ich lasse mich von Ihnen nicht zu einem dieser wehleidigen Jammerlappen machen, die an jeder Schwierigkeit in ihrem Leben ihren Eltern die Schuld geben. Mein Vater hat ein schweres Leben gehabt. Er hat sein Bestes getan.
    Schwer inwiefern?, wollen Sie wissen.
    Na ja, stellen Sie sich nur vor, einen Mann wie meinen Großvater zum Vater zu haben! Mit sechs Jahren ins Internat verfrachtet zu werden. Und dann, wenn man schon mal zu Hause ist, mit den psychotischen Schüben des Vaters leben zu müssen. Dabei immer ganz klar zu wissen, dass überhaupt keine Hoffnung besteht, den Erwartungen gerecht werden zu können, ganz gleich, was man tut, weil man adoptiert ist und der Vater einen das nie vergessen lässt. Nein, mein Vater hat als Vater, weiß Gott, sein Bestes getan. Und als Sohn war er besser als die meisten.
    Besser als Sie in Ihrer Rolle als Sohn?, fragen Sie.
    Danach müssen Sie meinen Vater fragen.
    Aber was halten Sie von sich selbst als Sohn, Gideon? Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn?
    Enttäuschung, antworte ich.
    Dass Sie Ihren Vater enttäuscht haben?
    Nein. Dass ich ihn nicht enttäuschen darf, aber es vielleicht tue.
    Hat er Ihnen denn gesagt, wie wichtig es ist, ihn nicht zu enttäuschen?
    Kein einziges Mal. Überhaupt nicht. Aber - Aber?
    Er mag Libby nicht. Irgendwie wusste ich von Anfang an, dass er sie nicht mögen oder dass ihre Anwesenheit in meinem Haus ihm nicht passen würde. Ich wusste, er würde fürchten, dass sie mich von meiner Arbeit ablenkt, oder sogar, was natürlich noch schlimmer wäre, von ihr abhält.
    Sie fragen: Das ist wohl der Grund, warum er sofort »Es ist diese Frau, diese verwünschte Person« sagte, als Sie den Blackout in der Wigmore Hall hatten? Er ist ja augenblicklich auf Libby gekommen, nicht wahr?
    Ja.
    Warum?
    Also, er will ganz sicher nicht, dass ich wie ein Mönch lebe. Weshalb sollte er auch? Familie ist alles für meinen Vater. Und wenn ich nicht eines Tages heirate und selbst Kinder in die Welt setze, wird es keine Familie mehr geben.
    Ja, aber jetzt ist ein zweites Kind unterwegs, nicht wahr?
    Die Familie wird also fortbestehen, unabhängig davon, was Sie tun, Gideon.
    Das ist richtig.
    Und damit kann Ihr Vater jede Frau in Ihrem Leben ablehnen, ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen; nämlich, dass Sie sich seine Ablehnung zu Herzen nehmen und niemals heiraten werden. Nicht wahr, Gideon?
    Nein! Dieses Spiel mache ich nicht mit. Es geht hier nicht um meinen Vater. Wenn er Libby nicht mag, dann nur, weil er sich Sorgen macht, was für einen Einfluss sie auf meine Musik haben könnte. Und er hat jedes Recht, besorgt zu sein. Libby kann einen Geigenbogen nicht von einem Küchenmesser unterscheiden.
    Stört sie Sie bei der Arbeit?
    Nein.
    Steht sie Ihrer Musik gleichgültig gegenüber?
    Nein.
    Ist sie aufdringlich? Missachtet sie Ihr Bedürfnis, für sich zu sein? Stellt sie Ansprüche an Sie, mit denen sie Ihnen Übungszeit raubt?
    Nie, nein.
    Sie sagten, sie habe keine Ahnung von Musik. Kultiviert sie Ihrem Eindruck nach ihre Ahnungslosigkeit, als wäre dies eine Leistung?
    Nein.
    Und trotzdem mag Ihr Vater sie nicht!
    Aber schauen Sie, er will doch nur mein Bestes. Er hat nie etwas getan, was nicht zu meinem Besten gewesen wäre. Ohne ihn wäre ich nicht hier bei Ihnen, Dr. Rose. Als er nach dem Blackout in der Wigmore Hall sah, was mit mir los war, sagte er nicht: »Reiß dich zusammen, Gideon. Da draußen im Saal sitzt ein Haufen Leute, die teuer dafür bezahlt haben, dich zu hören.« Nein. Er sagte zu Raphael: »Er ist krank. Entschuldige uns beim Publikum«, und brachte mich sofort nach Hause. Er packte mich ins Bett und blieb die ganze Nacht bei mir und sagte: »Das kriegen wir schon wieder hin, Gideon. Jetzt schläf erst einmal.«
    Er gab Raphael den Auftrag, sich um Hilfe für mich zu kümmern. Raphael wusste von der Arbeit Ihres Vaters mit Künstlern, die Ähnliches erlebt hatten wie ich. Und ich bin zu Ihnen

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