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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Ehe und so. Dass wir's nie miteinander getan hätten. Dabei ist das echt der reine Scheiß.«
    »Was würde denn passieren, wenn er den Behörden mitteilte, ihr wärt in Wirklichkeit nicht verheiratet?«
    »Aber wir sind's doch. Mann, ich flipp noch aus mit dem Typen.«
    Sie fürchtet, wie sich herausstellt, dass sie wegen ihrer Aufenthaltserlaubnis Schwierigkeiten bekommen wird, wenn ihr Mann seine Drohung wahr macht. Er wiederum fürchtet, da sie aus seiner - in meiner Vorstellung zweifellos verwahrlosten - Wohnung in Bemondsey in die Wohnung am Chalcot Square umgezogen ist, sie endgültig zu verlieren, was er offenbar trotz seiner ständigen Geschichten mit anderen Frauen nicht will. Es kam also wieder einmal zum Streit zwischen den beiden, der damit endete, dass er sie hinauswarf.
    Sie tut mir Leid, und da uns der Drachen nicht den Gefallen getan hat, »die große Fliege« zu machen, lade ich sie zum Kaffee ein. Und bei dieser Gelegenheit erzählt sie mir, dass der Name Libby nur eine Kurzform von Liberty ist.
    »Diese Hippies!«, sagt sie, von ihren Eltern sprechend. »Die wollten ihren Kindern die superabgefahrenen Namen geben.«
    Dabei tat sie mit spöttischer Miene so, als zöge sie an einer Marihuanazigarette. »Meine Schwester hat's sogar noch schlimmer erwischt. Sie heißt Equality. Kannst du dir das vorstellen? Sie nennt sich Ali. Und wenn noch ein drittes Kind gekommen wäre -«
    »Fraternity?«, sage ich.
    »Du hast's erfasst. Immerhin kann ich noch heilfroh sein, dass sie abstrakte Begriffe gewählt haben. Sonst würde ich jetzt vielleicht Baum heißen.«
    Ich muss lachen. »Könnte auch ein bestimmter Baum sein - Weide, Pinie, Linde.«
    »Linde Neal. Hey, das klingt richtig geil.« Sie kramt unter den Zuckertütchen auf dem Tisch nach dem Süßstoff. Ich habe bereits entdeckt, dass sie eine chronische Kalorienzählerin ist, deren Streben nach dem perfekten Körper ihr »ewiges Kreuz« ist, wie sie es ausdrückt. Sie gibt den Süßstoff in ihren Caffé latte mit der fettarmen Milch und sagt. »Und du, Gideon?«
    »Ich?«
    »Wie sind deine Eltern? Bestimmt keine ehemaligen Blumenkinder, oder?«
    Sie hatte meinen Vater noch nicht kennen gelernt; er allerdings hatte sie einmal spätnachmittags gesehen, als sie auf ihrer Suzuki von der Arbeit nach Hause kam und die Maschine am gewohnten Platz auf dem Bürgersteig gleich neben der Treppe abstellte, die zur unteren Wohnung hinunterführte. Sie fuhr donnernd vor und ließ die Maschine zwei- oder dreimal aufheulen, wie das ihre Gewohnheit ist. Das Getöse erregte die Aufmerksamkeit meines Vaters. Er trat ans Fenster, sah sie und sagte: »Das kann doch nicht wahr sein! Da kettet so ein verdammter Motorradfahrer seine Maschine direkt an deinem Eisenzaun an, Gideon. Also -« Er schickte sich an, das Fenster aufzureißen.
    »Das ist Libby Neal«, sagte ich. »Das ist schon in Ordnung, Dad. Sie wohnt hier.«
    Er drehte sich langsam um. »Was sagst du da? Das ist eine Frau da draußen! Und sie wohnt hier?«
    »Unten. In der Wohnung. Ich habe sie jetzt doch vermietet. Habe ich vergessen, dir das zu sagen?«
    Vergessen konnte man es nicht nennen. Aber ich hatte es auch nicht bewusst unterlassen, ihm von Libby zu erzählen; es war einfach ein Thema, das nicht zur Sprache gekommen war. Mein Vater und ich sprechen täglich miteinander, aber unsere Gespräche drehen sich stets um berufliche Angelegenheiten - ein bevorstehendes Konzert, zum Beispiel, oder eine Konzertreise, die er gerade auf die Beine stellt, oder um Plattenaufnahmen, Interviews, persönliche Auftritte von mir und dergleichen. Vergessen Sie nicht, dass ich von seiner Beziehung zu Jill erst erfuhr, als es kaum noch zu umgehen war. Ich meine, das plötzliche Auftauchen einer offensichtlich schwangeren Frau im Leben meines Vaters verlangte schließlich nach einer Erklärung. Aber wir hatten nie so eine kumpelhafte Vater-Sohn-Beziehung. Wir widmen uns beide seit meiner Kindheit ganz meiner künstlerischen Entwicklung als Musiker, und bei dieser beiderseitigen Konzentration auf eine bestimmte Sache hat nie die Möglichkeit oder auch die Notwendigkeit zu diesen Seelengesprächen bestanden, die heutzutage als Zeichen von Nähe zwischen Menschen gelten.
    Glauben Sie mir, ich habe an der Beziehung, wie sie zwischen meinem Vater und mir besteht, überhaupt nichts auszusetzen. Sie ist stabil und zuverlässig, und wenn auch vielleicht nicht die Art seelischer Verbindung besteht, die uns dazu treibt, gemeinsam den

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