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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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weiter. »Ich dachte, sobald du es mir sagtest, würden wir gemeinsam entscheiden, was wir wollten. Wir lieben uns, wir werden heiraten, sagte ich mir. Sobald Deb zugibt, dass sie schwanger ist.«
    »Tommy ...«
    »Lass mich fortfahren. Das brodelt schon seit Jahren in mir, jetzt will ich es endlich loswerden.«
    »Tornmy, du darfst nicht -«
    »Ich habe es von Anfang an gewusst. Schon seit der Nacht, als es passierte, glaube ich. Damals in Montecito.«
    Sie schwieg.
    »Deborah, bitte sag es mir.«
    »Es ist nicht mehr wichtig.«
    »Für mich schon.«
    »Nicht nach so langer Zeit.«
    »Doch, nach so langer Zeit. Weil ich nichts getan habe. Verstehst du? Ich wusste es und habe nichts getan. Ich habe dich damit allein gelassen. Du warst die Frau, die ich liebte, die Frau, die ich haben wollte, und ich ignorierte einfach, was geschah, weil ...«
    Er merkte, dass sie ihn immer noch nicht ansah und den Kopf so hielt, dass ihre nach vorn fallenden Haare ihr Gesicht verbargen. Aber er hörte nicht auf zu sprechen, denn er verstand endlich, was ihn damals motiviert hatte und was die Ursache für sein schlechtes Gewissen war. »Weil ich selbst überhaupt nicht damit zurecht kam«, sagte er. »Weil ich es so nicht geplant hatte, und wehe all dem, was meinem genau festgelegten Lebensplan in die Quere kam! Solange du nichts sagtest, konnte ich die Dinge einfach laufen lassen, konnte mich treiben lassen, ohne irgendwelche Unbequemlichkeiten auf mich nehmen zu müssen. Und als du nichts sagtest, redete ich mir ein, ich hätte mich geirrt. Dabei wusste ich genau, dass es nicht so war. Ich sagte also nichts. Den ganzen Juli, den ganzen August und September. Und das, was auf dich zukam, als du den Entschluss fasstest, zu handeln, ließ ich dich ganz allein tragen.«
    »Es war meine Verantwortung.«
    »Unsere! Es war unser Kind. Es war unsere Verantwortung. Aber ich habe dich allein gelassen. Und das tut mir Leid.«
    »Dazu besteht kein Anlass.«
    »Doch. Denn als du Simon geheiratet hast, als du eine Fehlgeburt nach der anderen erlitten hast, musste ich immer denken, wenn du dieses Kind bekommen hättest, unser Kind, dann wäre vielleicht -«
    »Tommy! Nein!« Sie hob ruckartig den Kopf.
    »- das alles nicht geschehen.«
    »So war es nicht«, entgegnete sie. »Glaube mir. So war es nicht. Du brauchst dich wegen damals nicht selbst zu bestrafen. Du hast mir gegenüber keine Verpflichtung.«
    »Heute vielleicht nicht mehr. Damals schon.«
    »Nein. Und es hätte sowieso nichts geändert. Du hättest darüber sprechen können, ja. Du hättest anrufen können. Du hättest gleich mit der nächsten Maschine zurückkommen und mir sagen können, was du vermutetest. Aber das alles hätte nichts geändert. Kann sein, dass wir in aller Eile geheiratet hätten oder so was. Vielleicht wärst du sogar bei mir in Santa Barbara geblieben, damit ich die Ausbildung am Institut hätte abschließen können. Aber ein Kind hätte es nicht gegeben und wird es nie geben, wie sich erwiesen hat.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie hockte sich auf die Fersen, legte Schere und Klebeband aus der Hand. »Genau so, wie ich es sage«, antwortete sie. »Ganz gleich, was ich getan hätte, ein Kind hätte es nie gegeben. Ich wartete damals nur nicht lange genug, um das herauszufinden.« Sie zwinkerte hastig gegen die Tränen an und wandte sich ab, um mit starrem Blick das Bücherregal zu fixieren. Nach einem Moment sah sie ihn wieder an. »Ich hätte auch unser Kind verloren, Tommy. Man nennt es symetrische Translokation.«
    »Was ist das?«
    »Mein - wie soll ich es nennen? Problem? Defekt? Leiden?« Sie lächelte mit bebenden Lippen.
    »Deborah, was sagst du mir da?«
    »Dass ich keine Kinder bekommen kann. Niemals. Unvorstellbar, dass ein einzelnes kleines Chromosom solche Macht besitzen kann, aber so ist es.« Sie drückte sich einen Finger auf die Brust und sagte: »Phänotyp: normal in jeder Hinsicht. Genotyp ... na ja, es besteht eine ›exzessive Abortus-Neigung‹ - so wurde mir das gesagt -, klingt das nicht obszön? So was muss natürlich einen medizinischen Grund haben. Bei mir ist es ein genetischer Fehler: Das einundzwanzigste Chromosom ist verkehrt gebaut.«
    »Mein Gott«, sagte er. »Deb, ich -«
    »Simon weiß es noch nicht«, unterbrach sie ihn hastig.
    »Und im Moment ist es mir auch lieber so. Ich hatte ihm eigentlich versprochen, dass ich jetzt erst einmal ein Jahr warte, ehe ich mich neuen Untersuchungen unterziehe, und ich möchte ihn gern in dem

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